(David Berger) Immer mehr häufen sich Fälle, in denen gerade jene Personen (von der Polizei bis zur Feuerwehr), die beruflich an vorderster Front für unsere Sicherheit garantieren, manchmal gleich von ganzen Menschengruppen aggressiv angegriffen werden. So gestern auch in Würzburg im dort sehr bekannten Dallenbergbad.
Nachdem mehrere Beamte der „Operativen Ergänzungsdienste“ im Dallenbergbad einen Haftbefehl vollstreckt hatten, solidarisierte sich in dem Schwimmbad eine Gruppe von rund 10 Personen mit dem Festgenommenen. Glücklicherweise wurden keine Einsatzkräfte verletzt.
Das kam so: Am Mittwochnachmittag ergaben sich im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens auf Grund eines Kfz-Deliktes Hinweise darauf, dass sich der mit Haftbefehl gesuchte Haupttäter im Dallenbergbad befindet. Mehrere Beamte der Operativen Ergänzungsdienste begaben sich daraufhin in die König-Heinrich-Straße, konnten den Gesuchten ausfindig machen und ihm die vorläufige Festnahme erklären.
Äußerst aggressives und beleidigendes Verhalten – angestachelt von einem 17-Jährigen
Als die Beamten mit dem Festgenommenen auf dem Weg zum Ausgang waren, solidarisierte sich plötzlich eine Gruppe von rund 10 Personen (15 bis 33 Jahre) in Badehosen mit dem 18-Jährigen.
Die Gruppe trat äußert aggressiv an die Polizisten heran und beleidigte diese massiv. Insbesondere ein 17-Jähriger kristallisierte sich hierbei als Wortführer heraus, der bereits mit geballten Fäusten auf diese zuging und seine Begleiter mehrfach zur Gefangenenbefreiung aufforderte.
Selbst die Abfahrt des Polizeiwagens versuchte man zu verhindern
Nur durch die Androhung von unmittelbarem Zwang – dem Einsatz von Pfefferspray und dem Einsatzstock – konnten die Beamten eine Auseinandersetzung verhindern.
Nachdem der festgenommene 18-Jährige sich im Dienstfahrzeug befand, stellten sich mehrere Personen aus der Gruppe – noch immer nur in Badekleidung – vor den fahrenden Pkw und versuchten die Weiterfahrt zu verhindern. Auch hier konnten die Beamten eine Auseinandersetzung mit der Gruppe verhindern.
Der 18-Jährige verbrachte die Nacht in der Haftzelle der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Er wurde nach er Eröffnung des Haftbefehls am Donnerstag in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.
Gegen vier Beschuldigte im Alter von 15 bis 33 Jahren wird nun unter anderem wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, versuchter Gefangenenbefreiung, Nötigung, Beleidigung und Bedrohung ermittelt.
Verlust einer „heilen Welt“
Man möge mir verzeihen, dass schon wieder über einen Vorfall in Würzburg berichtet wird, obgleich dieser hier exemplarisch für hunderte an weiteren Schimmbadfällen in ganz Deutschland steht. Das hängt natürlich damit zusammen, dass ich mit der Stadt persönlich sehr verbunden bin, da in den 70ern und 80ern dort teilweise aufwuchs. Daher erhalte ich häufig detaillierte Infos aus erster Hand. Und ich kann noch eines machen, ich kann vergleichen:
Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Male ich an heißen Sommertagen in den Ferien in der „Dalle“ verbracht habe. Nein, eine heile Welt war das natürlich nicht. Es gab auch damals schon einige Vergehen: So kam es immer wieder vor, dass einige Jungs frech vom Seitenrand ins Schimmbecken sprangen, vorher nicht geduscht hatten, und nachher ihre leere Pommestüte einfach irgendwo liegen ließen. Von den öffentlich bekannten Vergehen waren diese drei damals aber schon die Schlimmsten.
Wenn ich jetzt in diese Stadt komme, ist das ein ganz seltsames Gefühl: Fast alle Geschäfte, Gebäude, Brücken, Brunnen, Wege und Heiligenfiguren gibt es noch, die zahllosen Glocken der Domstadt läuten noch immer um 7, 12 und 19 Uhr zum Angelusgebet. Und ganz noch oft dazwischen, so dass man vor dem Domplatz seine Stimme nicht mehr hört.
Wie der Würzburgs Oberbürgermeister Schuchard die Zerstörung des alten Würzburg weiterführt
Aber die Berichte von Rempeleien, Unhöflichkeiten, Beschimpfungen, bewussten Verschmutzungen über grenzwertige Attacken auf junge Frauen bis hinzu handfester Kriminalität am hellichten Tag und im offenen Raum haben die Menschen dort verändert. Ebenso ist die Atmosphäre im Stadtbild eine ganz andere geworden.
Die alte Fast-Idylle, in der wir lebten wird vermutlich nie wieder kommen: Sie lebte aus einem Gefühlt des großen Vertrauen, ist das einmal zerstört braucht es viele Jahrzehnte bis es sich als Grundstimmung wieder durchsetzt.
Da von dem gegenwärtigen CDU-Oberbürgermeister der Stadt derzeit ganz andere Signale gesetzt werden, werden wir die neu alte Würzburg vermutlich nicht mehr erleben.
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