Dienstag, 19. März 2024

Irans „Terrorfabrik“ richtet sich gegen Christen

Christen müssen mit hohen Bußgeldern, Haftstrafen, langen Gefängnisstrafen oder sogar Hinrichtungen nach islamischem Scharia-Recht rechnen. Die Urteile gegen christliche Konvertiten bleiben der Interpretation des Richters überlassen und können auf allem beruhen – der Stimmung des Richters an diesem Tag, dem, was er zum Frühstück hatte, seiner Interpretation des Scharia-Gesetzes oder seinem Hass auf das Christentum. Ein Gastbeitrag von Uzay Bulut

Die Tochter eines ehemaligen Pastors im Iran – Dabrina Bet-Tamraz – beschrieb kürzlich die Verfolgung und das Leid, dem ihre Familie ausgesetzt ist, nachdem sie zu langen Haftstrafen wegen „Verbrechen“ im Zusammenhang mit dem Christentum verurteilt wurde.

Ausgehend von der Sicherheit der Zuflucht in der Schweiz, wohin sie mit Hilfe von Freunden fliehen konnte, sagte Dabrina Bet-Tamraz, die Tochter von Victor und Shamiram Bet-Tamraz, zu Gatestone Institute:

„Ich bin im Iran mehrmals verhaftet worden. Ich wurde bedroht, gezwungen, mit der Regierung gegen Pastoren, christliche Führer und Kirchenmitglieder zusammenzuarbeiten. Ich wurde ohne legale Begründung in Haft gehalten, ohne weibliche Offiziere und in männlicher Umgebung.

„Ich fühle mich jetzt in der Schweiz sicher, aber als die iranischen MOIS- (Geheimdienst-) Beamten einen Artikel über Social Media mit meinen Bildern und meiner Adresse veröffentlichten – und die in der Schweiz lebenden iranischen Männer dazu ermutigten, mir einen Besuch abzustatten – musste ich in ein anderes Haus umziehen.“

Es ist jetzt fast ein Jahr her, seit Dabrina an den UNO-Menschenrechtsrat in Genf appelliert hat, einzugreifen, um die „falschen und grundlosen Anschuldigungen“ gegen ihren Vater, ihre Mutter, ihren Bruder und andere Christen und christliche Konvertiten im Iran aufzuheben. Die Zeitlinie der Verhaftungen ihrer Familie sieht wie folgt aus:

  • Im Jahr 2014 wurde Pastor Victor Bet-Tamraz zusammen mit zwei vom Islam zum Christentum Konvertierten während einer privaten Weihnachtsversammlung in seinem Haus in Teheran verhaftet.
  • Im Jahr 2016 wurde Ramiel Bet-Tamraz, der Sohn des Pastors (Dabrinas Bruder), zusammen mit vier seiner Freunde, die alle vom Islam zum Christentum konvertiert sind, während eines Picknicks in Teheran verhaftet. Sie wurden im Evin-Gefängnis festgehalten und verhört, das für seine Misshandlung und Folterung von Dissidenten bekannt ist.
  • Im Jahr 2017 wurden Pastor Victor Bet-Tamraz und zwei Konvertiten wegen „Missionierung“ und „illegaler kirchlicher Aktivitäten“ zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.

Unterdessen wurde die Frau des Pastors, Shamiram (die Mutter von Dabrina), zur Staatsanwaltschaft im Evin-Gefängnis vorgeladen und anschließend wegen „Mitgliedschaft in einer Gruppe zum Zwecke der Störung der nationalen Sicherheit“ und „Versammlung und Absprache bei Verbrechen gegen die nationale Sicherheit“ zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.

Ihre Familienmitglieder haben alle gegen ihre Verurteilungen Berufung eingelegt. Während die Berufungen hängig sind, sind die Familienmitglieder derzeit auf Kaution auf freiem Fuß und warten auf weitere Gerichtsverhandlungen.

Dabrina sagte, dass ihre Familie im Ungewissen lebt – etwas, das eine psychologische und finanzielle Belastung für ihr Leben und ihre Existenzgrundlage darstellt:

„Sie versuchen zu überleben, wissen nicht, was als nächstes passieren wird, können keine Pläne für ihre Zukunft machen. Ihr Leben ist nur noch in Warteposition.

„Sie leben in ständiger Angst, machtlos, ohne Sicherheit und Schutz auch in ihrem eigenen Haus. Sie sind sich der Gefahren bewusst, können aber nichts tun, um sich selbst zu schützen. Sie werden beobachtet, kontrolliert und abgehört; es ist ihr Alltag. Jedes Mal, wenn sie einen Anruf erhalten, sind sie voller Angst: Es könnte sein, dass iranische Geheimdienstvertreter sie an eine Verhörsitzung oder eine Gerichtsverhandlung beordern.

„Das ganze Geld meines Vaters wurde eingefroren. Er hat jetzt kein Einkommen und darf keinen Regierungsjob ausüben. Er ist 65 Jahre alt und lebt von einer Rente, die nicht einmal ausreicht, um für das Essen zu bezahlen.

„Außerdem wurde mein Bruder von den Beamten, die ihn verhörten, ständig beschuldigt, die Gemeinde meines Vaters weiterzuführen – die Bibel zu lehren und zu predigen, da mein Vater dazu nicht mehr in der Lage ist.“

Die Gemeinde, die Assyrische Pfingstkirche in Teheran, wurde 2009 vom iranischen Innenministerium geschlossen, weil sie Gottesdienste in persischer Sprache anbot – etwas, was ethnische Kirchen im Iran nicht tun dürfen. Die Kirche durfte erst wiedereröffnet werden, nachdem Bet-Tamraz verdrängt und durch einen anderen religiösen Führer ersetzt worden war, der Gottesdienste in Assyrisch hielt.

Amnesty International startete eine Kampagne, um die iranische Regierung aufzufordern, die Verurteilungen und Urteile von Bet-Tamraz, seiner Frau und den beiden anderen christlichen Angeklagten „aufzuheben und das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit zu respektieren“.

Das Institut für Assyrische Politik schickte einen offenen Brief an den Leiter der iranischen Justiz und den Generalstaatsanwalt Teherans und forderte, dass sie die Anklage gegen diese Christen fallen lassen und „die Schikanen, die willkürliche Verhaftung und Inhaftierung sowie die Inhaftierung von Christen, einschließlich Konvertiten, im Iran einstellen“.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte eine Gruppe von „Sonderberichterstattern“ der Vereinten Nationen zu den Menschenrechten eine gemeinsame Erklärung, in der sie den Iran aufforderten, „einen fairen und transparenten Abschluss des Gerichtsverfahrens“ für Bet-Tamraz und die beiden christlichen Konvertierten zu gewährleisten. Die Erklärung liest sich, in Auszügen:

„Es sind uns mehrere andere gemeldete Fälle bekannt, in denen Mitglieder der christlichen Minderheit schwere Strafen erhalten haben, nachdem sie wegen ‚Bedrohung der nationalen Sicherheit‘ angeklagt wurden, entweder wegen Bekehrung von Menschen oder wegen Besuchs von Hauskirchen.

„Dies zeigt ein beunruhigendes Muster von Individuen, die aufgrund ihrer Religion oder ihres Glaubens, in diesem Fall einer religiösen Minderheit im Land, attackiert werden.

„Mitglieder der christlichen Minderheit im Iran, insbesondere diejenigen, die sich zu diesem Glauben bekehrt haben, sind mit schwerer Diskriminierung und religiöser Verfolgung konfrontiert.“

Die Geschichte der Familie Bet-Tamraz ist Teil dessen, was die Menschenrechtsorganisation International Christian Concern („Internationale Sorge um Christen“) als „Irans Terrorfabrik“ gegen Christen bezeichnet hat:

„Im Iran wird jede Praktik, die dem Islam widerspricht, als Bedrohung der nationalen Sicherheit angesehen, die vom Gerichtssystem hart bestraft wird.

„Revolutionsgerichte wurden geschaffen, um den Islam vor jeglichen Bedrohungen zu schützen. Diese Gerichte haben sich zu einer gut geölten Unterdrückungsmaschinerie entwickelt, die ungestraft unter staatlichem Schutz arbeitet. Die Gerichte sind eng mit dem Geheimdienst verflochten. Den Richtern stehen Revolutionsgarden (Geheimpolizei) und ein Netz von Gefängnissen zur Verfügung, in denen Christen gefoltert und verhört werden.“

Laut International Christian Concern sagte Dr. Mike Ansari von Heart4Iran, einem iranischen Kirchenamt, über Opfer dieses Gerichtssystems: „Wenn du widerrufst und bereust, kommst du ins Gefängnis. Und wenn du es nicht tust, wirst du getötet.“

Der Bericht von International Christian Concern fügt hinzu:

„Dem Strafgesetzbuch fehlt es an Leitlinien für die Justiz in Bezug auf muslimische Konvertiten. Christen können mit hohen Bußgeldern, Haftstrafen, langen Haftstrafen oder sogar Hinrichtungen nach islamischem Scharia-Recht rechnen. Die Verurteilungen der christlichen Bekehrten bleiben der Interpretation des Richters überlassen und können auf allem beruhen – der Stimmung des Richters an diesem Tag, dem, was er zum Frühstück hatte, seiner Interpretation des Scharia-Gesetzes oder seinem Hass auf das Christentum.“

Die oben genannte Situation, so Dabrina weiter, sei für die Notlage ihrer Familie verantwortlich.

„Der Richter hat nicht einmal genug Beweise gefunden, um meine Mutter zu verurteilen. Der Fall war ihm nicht klar. Er forderte weitere Informationen und Dokumente von den Vernehmungsbeamten an. Er wird höchstwahrscheinlich alle Fälle – die von meinem Vater, meiner Mutter und meinem Bruder – zusammennehmen und sie alle zusammen zur nächsten Gerichtsverhandlung einbestellen.“

Das Problem sei, sagte sie, dass noch kein Termin für die nächste Verhandlung festgelegt sei.

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Uzay Bulut, eine türkische Journalistin, ist eine angesehene Senior Fellow am Gatestone Institute. Der Artikel erschien zuerst beim Gatestone Institut. Übersetzung Daniel Heiniger

PP-Redaktion
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