(Manuscriptum) Als jüngste politische Stiftung Deutschlands ist es der Desiderius-Erasmus-Stiftung auf beeindruckende Weise gelungen, kluge Köpfe für das eigene Kuratorium zu gewinnen. Dieses berät nicht nur still im Hintergrund, sondern hat sich in dem Sammelband Nachdenken für Deutschland ausgesprochen meinungsfreudig gezeigt. Über das Buch und die Arbeit der Stiftung haben wir deshalb mit dem Vorsitzenden des Kuratoriums, Prof. Dr. Max Otte, gesprochen.
Manuscriptum: Sehr geehrter Herr Prof. Otte, an welchen Prinzipien sollten sich Verantwortungsträger in Deutschland Ihrer Meinung nach orientieren – ganz gleich, ob Sie eine herausragende Rolle in der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder den Medien einnehmen?
Prof. Dr. Max Otte: Immanuel Kant hat es so zeitlos und klar ausgedrückt, dass man es nicht verbessern kann: „Handle so, dass die Maxime Deines Handels stets Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein kann.“ Das gilt besonders für die Eliten. Politiker sollten zum Wohle des deutschen Volkes handeln, so wie es die Mitglieder der Bundesregierung bei Amtsantritt schwören. Und Wissenschaftler, Wirtschafsleute und Medienmacher sollten sich ihrer jeweiligen Berufsethik erinnern.
Im Buch „Nachdenken für Deutschland“ betonen Sie, die Finanz-, Euro- und Asylkrise hätten Deutschland „in seinen Grundfesten erschüttert“. Wie haben Sie zu dieser dramatischen Einschätzung gefunden? Oder provokanter gefragt: Solange sich die Erde weiterdreht, durch ein paar nationale und internationale Umverteilungen jeder satt wird und wir trotz temporärer Erschütterungen weiter Schulden machen können, ist doch alles gut, oder?
Das ist so offensichtlich, dass man es eigentlich nicht erklären muss. Aber nur ein kleinerer Teil der Deutschen merkt auf. Der Großteil ist nach wie vor von den immer einheitlicher agierenden Medien und Parteien so eingelullt, dass er die Zerstörung unserer Staatlichkeit, unserer Industrie, unserer Gesellschaft und unserer Werte gar nicht wirklich wahrnimmt. Man versucht sogar, den offenen Antisemitismus vieler muslimischer Zuwanderer wegzuerklären oder totzuschweigen.
Die Euro- und Asylkrise mit ihren multiplen Rechtsbrüchen, der undemokratische Zentralismus in der EU, der neue Kalte Krieg in Europa, die Bedrohung der inneren Sicherheit, Fridays for Future als Symptom der Emotionalisierung der Gesellschaft, die vielen Rechtsklagen gegen deutsche Konzerne und der Dieselskandal – wir sägen ungemein fleißig an dem Ast, auf dem wir sitzen. Deutschland ist als eigenständiger Staat tatsächlich ziemlich abgewickelt, und wir wickeln fleißig weiter ab. Ein Staat, der sich und seine Bürger nicht schützen kann, gibt diese der Rechtlosigkeit preis. Noch gäbe es eine gewisse Substanz, um Handlungsfähigkeit und Staatlichkeit zurückzugewinnen. Daran arbeiten wir.
Sie sind Vorsitzender des Kuratoriums der Desiderius-Erasmus-Stiftung. Was läßt sich mit dieser Stiftung erreichen?
Die Demokratie ist beschädigt, die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt, ja die bürgerliche Freiheit bedroht. Der Mainstream verfolgt unkritisch die Globalisierungsideologie, gemischt mit Gender-Mainstreaming und klimareligiösen Elementen.
Wir besinnen uns auf unsere Werte und Traditionen und denken über innovative Lösungen nach. Das in einer Struktur zu bündeln mit aufrechten Menschen, die auch Anfeindungen aushalten, ist ein ganz wichtiger Schritt und ein Signal in die Gesellschaft. Die bloße Existenz einer Stiftung mit Freidenkern wird da schon als Bedrohung empfunden, wie Unterschriften- und Pressekampagnen gegen uns zeigen.
Über Ihre Kollegen im Kuratorium schreiben Sie, alle seien „vom Wunsch beseelt und motiviert, Deutschland zu dienen“. Ein solches Dienstethos ist völlig außer Mode gekommen. Gerade im Umfeld von Parteien und somit auch der AfD dürfte es schwierig sein, dies als Leitmotiv zu verankern, da es so viele Möglichkeiten gibt, sich den Staat zur Beute zu machen. Wie wollen Sie daher diese Selbstbedienungsmentalität zunächst im kleinen Kreis, später aber auch für unser Land insgesamt eindämmen?
Noch ist das ganz einfach: Wir alle arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich. Spenden an die Stiftung kommen zu 100 Prozent der Sacharbeit zugute. Unser Patriotismus beseelt uns – und nicht die Aussicht auf einen Versorgungsposten.
Wie das einmal wird, wenn Staatsgelder fließen, ist schwer vorauszusehen. Ich werde auf jeden Fall weiter ehrenamtlich arbeiten, und unsere Vorsitzende, Frau Steinbach, sicher auch.
Bei der AfD, in der ich nicht Mitglied bin, merkt man schon jetzt, dass die üppige Finanzierung der Fraktionen durch uns Bürger bei dem einen oder anderen das Denken verändert. Das ist schade, aber nicht jeder ist Idealist oder kann es sich leisten, nur aus Idealismus zu arbeiten.
Solange ich Verantwortung trage, werde ich jedenfalls in meinem Bereich darauf achten und es auch anderweitig anmahnen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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Max Otte ist zusammen mit Erika Steinbach Herausgeber des Sammelbandes Nachdenken für Deutschland. Außerdem trat er als Herausgeber der Bücher Der lange Schatten Oswald Spenglers und Michel Houellebecq, Oswald Spengler und der „Untergang des Abendlandes“ in Erscheinung.
Hier kann das Buch bestellt werden: MANUSCRIPTUM