Im staatlichen Frankfurter „Museum für Angewandte Kunst“, soll es ab April eine Werbeausstellung fürs muslimische Kopftuch geben. Das stößt jedoch auf Protest. Gastbeitrag von Slilma (Maru)
„Die Veranstalter verkaufen sich für Geld an die Modeindustrie und die Islamisten“, beschwert sich Seyran Ates, Gründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin. Die Modeindustrie schielt auf den internationalen Markt wo Millionen Frauen zangsverschleiert werden.
Es handelt sich jedoch nicht etwa um eine Ausstellung aus arabischen Ländern, sondern um einen Ausstellungskatalog, der in San Francisco erstellt wurde. Titel der Ausstellung: „Contemporary Muslim Fashions“. Im September 2018 startete die Ausstellung in den „Fine Arts Museums of San Francisco“, finanziert von einem „unbekannten Sponsor“ (etwa gebürtig aus Ungarn mit den nur allzu bekannten Initialen G.S.??).
Jetzt kommt die Schleierausstellung also nach Frankfurt a. M., wo sie ab 5. April im „Museum für Angewandte Kunst“ gezeigt werden soll.
Wie schon in der dümmlichen Katjes-Werbung (Werbeslogan „Katjes, yes, yes, yes“) soll offenbar das muslimische Kopftuch modisch aufgepeppt und so gesellschaftlich akzeptabel gemacht werden. Den Mode-Konsumentinnen wird dies als „dernier cri“, als „letzter Schrei“ verkauft (diese Metapher vom „letzten Schrei“ ist bezogen auf den Islam und die Kriminalstatistiken seit 2015 zwar etwas makaber, aber nur allzu passend).
Ein weiterer Schritt in Richtung Islamisierung der westlichen Welt – diesmal werden der islamische Schleier und das Kopftuch verpackt als „hippes“ Modeacessoire. Damit findet zugleich ein neues Framing dieser Sklaventücher statt:
Vom patriarchalen Unterdrückungssymbol zum selbstbewusst getragenen Modeartikel
… vom Opferstatus der Trägerin hin zur vermeintlich „selbstbestimmten“ Mode-Ikone.
Das ist quasi der berühmte amerikanische Mythos „vom Tellerwäscher zum Millionär“ – auf muslimisch. Man versucht bewusst, sich der kulturellen Bilder und Narrative westlicher Kulturen zu bedienen, um sie im Sinne des Islams umzuschreiben.
Leider ist es noch nicht einmal abwegig, sich vorzustellen, dass dieses durchschaubare, aber geschickt gestrickte Werbemanöver auf fruchtbaren Boden fallen könnte – indem mittels dieses Framings das Kopftuch durch die Hintertür als alltäglicher Modeartikel eingeschleust wird. Auch für Nicht-Musliminnen.
Das mag sich momentan noch etwas panisch anhören. Vergessen wir aber nicht, dass gerade über die Mode kulturelle Symbole in unseren Alltag einwandern (ja, selbst Mode migriert). Beispielsweise wurden auf diesem Weg selbst Protest-Symbole der Punks wie „kleiner Irokese“ oder Metallschmuck in Nase und intimeren Körperteilen immer mehr zum normalen Outfit einer hippen und sich als avantgardistisch gerierenden Szene. Und von dieser schwappte der Trend über auf breitere Kreise der Bevölkerung. Begonnen hatte auch dieser Trend mal auf den Catwalks und Runaways in Paris und Mailand.
Mittlerweile sind ganze Werkzeugkästen im Gesicht akzeptierte Acessoires unserer Altagskultur. Oder denken wir an die Ethno-Mode, die Elemente aus exotischen Kulturen übernimmt.
Die Werbestrategen der Islamisierung könnten also genau davon inspiriert worden sein, um das islamische Kopftuch neu zu rahmen und damit akzeptierbarer zu machen.
Wenn das Mainstream wird, dann aber bitte nur in Kombination mit Totenkopf-Aufdrucken – damit zwei Symbole zusammenkommen, die auch zusammen gehören.
Zum Weiterlesen: EMMA
Veranstaltungshinweis: Am 8. Mai lädt Prof. Susanne Schröter, Direktorin des „Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam“ an der Goethe-Universität, zu einem Symposium über „Das islamische Kopftuch – Symbol islamischen Patriarchalismus oder Ausdruck weiblicher Selbstbestimmung?“.
TeilnehmerInnen u. a. die Deutsch-Türkin Necla Kelek, der Deutsch-Algerier Abdel-Hakim Ourghi und Alice Schwarzer.