Donnerstag, 18. April 2024

„Zu viel Wüste und zu wenig Wald“ – Skurrile Germanentümelei bei Björn Höcke?

Will Björn Höcke die weiträumige „Klarheit“ der biblischen Wüste durch das Halbdunkel des „germanischen“ Waldes ersetzen – und möglichst eine mythische Naturreligion wieder einführen? Odan läßt grüßen – oder? Ein Debattenbeitag von Felizitas Küble.

Dieter Stein, Chefredakteur der konservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ hat sich des öfteren kritisch mit den ideologischen Ausuferungen des AfD-Politikers Björn Höcke aus Thüringen befasst.

Jetzt äußert sich Stein in einem Leitartikel der JF auch über die 2018 erschienene Lebensbeschreibung des auch in der AfD selbst umstrittenen Pädagogen, der die Partei mit seinen radikalen Äußerungen mehrfach ins Zwielicht rückte, so daß sich der Vorstand von seinen Entgleisungen distanzierte. [PP hat dazu bereits zwei Debattenbeiträge veröffentlicht]:

„Begebenheiten aus einer zu fernen Welt“

Dieter Stein verweist auf diverse Höcke-Aussagen in seiner Autobiographie wie z.B. jene, wonach die Heilige Schrift ihm nicht viel bedeute: „Die biblischen Geschichten waren für mich Begebenheiten aus einer zu fernen Welt – es gab da zuviel Wüste und zuwenig Wald.“

Würde Höcke etwa gerne die weiträumige „Klarheit“ der Wüste durch das Halbdunkel des „germanischen“ Waldes ersetzen – und möglichst eine mythische Naturreligion wieder einführen? Odan läßt grüßen – oder?

Tiefere Verwandtschaft Preußens und Israels

JF-Chef Stein verweist zudem auf den jüdischen Religionsphilosophen Hans-Joachim Schoeps. Dieser mit Deutschland und vor allem Preußen tief verbundene Geschichtsprofessor und Gegner der 68er habe – so Stein – „auf eine tiefere Verwandtschaft Preußens und Israels hingewiesen“, nämlich auf folgendes:

„In beiden Fällen, bei der Wüste des Nahen Ostens und bei der norddeutschen Tiefebene, handele es sich um ungeschützte Räume, in denen zum Schutz gemeinschaftlichen Lebens das Gesetz aufgerichtet wurde, damit der innere Halt den Mangel des äußeren kompensiere.“

Das trifft genau ins Schwarze: Die von den göttlichen GEBOTEN geprägte Religion der Juden  – und das preußische STAATSETHOS, das sich an Pflichtbewußtsein, Ordnungsdenken und Gesetzestreue orientiert.

Bibelfremde, skurrile Germanentümelei

Beide miteinander verwandte Denk- und Lebenswelten sind zutiefst konservativ  – und das ist Herr Höcke mit seiner bibelfremden, skurrilen Germanentümelei und seiner unklaren und daher ausufernden Mentalität gerade nicht.

Zudem hat der Polit-Romantiker weder AT noch NT genauer gelesen, sonst wüsste er, dass es dort gar nicht holzfrei zugeht: Erinnert sei an den Paradieses-Baum, an den Zimmermann Josef (Pflegevater Jesu), an das Holz des Kreuzes Christi oder die Ölbäume, die gar als Symbol des Volkes Israel gelten usw…

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Der Beitrag erschien zuerst bei CHRISTLICHES FORUM

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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