Sonntag, 22. Dezember 2024

Quo vadis, Ecclesia Dei – Wohin will der Papst?

Ein Gastbeitrag von Michael van Laack

Da unter uns Patrioten und Rechtskonservativen aus dem katholischen Milieu nicht wenige den so genannten Traditionalisten zugerechnet werden können oder ihnen zumindest zugeneigt sind, möchte ich deren Augenmerk auf diesem Blog anlässlich aktueller Entwicklungen auf nachfolgende Aspekte richten, wobei selbstverständlich auch alle Nichtkatholiken oder -christen eingeladen sind, sich eine Meinung zu bilden, so sie mögen:

Wir haben einen Papst. Soviel ist sicher, was auch immer interessierte Kreise aus dem sedisvakantistischen oder traditionalistischen Lager dazu an Fakenews über den Ablauf des Konklaves oder angeblicher formaler Häresien verbreiten!

Aber was will dieser Papst? Was IST er?

„Ein Linker, ein Liberaler, ein Befreiungstheologe, ein Feind der Tradition, ein Islamo- und Homophiler, ein Patrioten-Hasser, Zölibatsabschaffer und Ehesakrament-Zerstörer“ sprudelt es stets aus meinen Gesprächspartnern heraus, wenn ich diese Frage stelle. Einer der in Zeitungsinterviews und auf Flugreisen unreflektiert vor sich hin schwallt und so seine Pressesprecher von einer Ohnmacht in die nächste fallen lässt. Er spaltet die Kirche, heißt es, obwohl er doch immer behauptet, versöhnen zu wollen, obwohl doch ein alter Ehrentitel des Papstes „Pontifex“ lautet, der Brückenbauer.

Manches von dem, was ich eben aufgezählt habe, entspricht sicherlich der Realität; und wer hin und wieder mal einen Blick auf mein Facebook-Profil wirft, wird rasch feststellen, dass auch ich nicht zu den Befürwortern seiner Theologie und seiner Performance gehöre.

Dennoch aber ist er der Papst – nach unserem (der Katholiken) Verständnis, legitimer Nachfolger des Apostels Petrus in seiner Erstfunktion als Stellvertreter Christi auf Erden (Was Du bindest und was Du löst…) Wenn also wir als römisch-katholische Traditionalisten mithelfen wollen, unserer Kirche wieder zu mehr Durchschlagskraft und Ansehen zu verhelfen – wenn wir ihr Licht wieder so hell strahlen sehen möchten wie es (vielleicht) noch vor 60 Jahren gestrahlt hat – dann dürfen wir uns ihm nicht verweigern, dann geht kein Weg an ihm vorbei. Ohne den Papst erreichen wir nichts und gegen ihn noch weniger!

Auflösung der Kommission „Ecclesia Dei“

Vor einigen Tagen nun hat Papst Franziskus die päpstliche Kommission „Ecclesia Dei“ aufgelöst und deren bisherigen Zuständigkeiten vollständig in die ihr übergeordnete Glaubenskongregation verschoben.

Schon einige Wochen zuvor war dies als Gerücht ihn Umlauf und sofort ging es los: Der Papst will die katholische Tradition vernichten, sie auslöschen, er tritt die Versöhnungsbemühungen Johannes‘ Pauls II. mit Füssen und schlägt Benedikt XVI. ins Gesicht.

Von Beginn an diese aggressive negative und unversöhnliche Grundhaltung, von der wir Tradis eigentlich immer behaupten, dass es nicht die unsere wäre. Es seien doch immer nur die Progressiven und Modernisten, die unversöhnlich im Ton ein Zerrbild von Kirche zeichneten.

Gar nicht erst warten, ob es zur Auflösung kommt oder nicht. Einfach auf den römischen Sack schlagen, da trifft es dann immer den richtigen!

Ihr braucht die Herz-Lungen-Maschine der Tradition nicht mehr

Dann kam das Dokument und enthielt keine Hintertürchen, keinen Hinweis darauf, dass beabsichtigt sei, gewährte Privilegien zurückzunehmen oder gar die Tridentinische Messe wieder zu unterdrücken. Im Gegenteil brachte es die Wertschätzung des Apostolischen Stuhls für die Ordensgemeinschaften zum Ausdruck, die bisher unter dem Dach von „Ecclesia Dei“ vereint waren, sandte an sie das Signal: Ihr braucht diese Kommission nicht mehr, die Herz-Lungen-Maschine der Tradition. Ihr seid stark genug, selbstständig zu atmen.

Was aber war die Reaktion? Wieder nur Misstrauen und die Furcht, nun keine Stimme mehr zu haben, die bei Problemen hilfreich sein könnte, die Beschwerden bearbeitet! Und die Befürchtung, der Papst könnte am Ende gar auf die Idee kommen, sich mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. auszusöhnen. Jener von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten Gemeinschaft, ohne die es die Tradition niemals wieder geschafft hätte, aus dem Müllberg der nachkonziliaren Reformen ans Tageslicht zu klettern!

Churer Bischof zieht um …

Und nun auch noch der bald emeritierte Churer Bischof Vitus Huonder, der nach Ostern in ein Haus der Piusbruderschaft ziehen wird, um dort seinen Lebensabend zu verbringen und zugleich im Auftrag der Glaubenskongregation als Bindeglied und Vermittler diese Aussöhnung voranzutreiben.

Die Unruhe wächst, aber es gibt gar keinen Grund. – Ja, dieser Papst ist ein Modernist reinsten Wassers, aber er reicht der Tradition seine mit dem Fischerring geschmückte Hand. Wir haben nicht das Recht, sie zurückzuweisen.

Begreifen wir diesen Papst vielmehr als eine Chance für die Tradition. Er möchte mit allen gut können, Links wie Rechts. Das diese ein Spagat ist, der auch mal zu einem Leistenbruch führen kann, ist klar.

Die Tradition muss diese Chance ergreifen!

Aber wir haben ein Ziel vor Augen: Die Erneuerung der Kirche, damit sie wieder Salz, Hefe und Licht für die Welt sein kann. Die Tradition muss diese Chance ergreifen!

NUR GEMEINSAM SIND WIR TRADITION – Schüttet die Gräben zu, die zwischen den verschiedenen Gemeinschaften in ihr noch immer bestehen, vertieft sie nicht.

Glaube, Liebe, Hoffnung; diese drei! Mehr brauchen wir nicht!

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