Samstag, 21. Dezember 2024

Dieses Land ist übergeschnappt

Daniel Matissek hat sich gestern einen ganzen Abend lang durch politische Sendungen v.a. des öffentlich-rechtlichen TV gezappt. Am Ende musste er aus gesundheitlichen Gründen abschalten. Hier sein Erfahrungsbericht.

Dieses Land ist übergeschnappt, und es wird inzwischen von Tag zu Tag absurder. Man zappt sich des Abends durch die Kanäle und der Blutdruck geht auf 200.

Bei Maischberger doziert Klaus Brinkbäumer vom „Spiegel“ mit tief betroffener Miene, Trumps Weißes Haus habe den „Rassismus wieder salonfähig gemacht“ und „in die Gesellschaft hineingetragen“. Klaus von Dohnanyi schwadroniert zum 2nd Amendment und freien Waffenbesitz, die USA seien schon immer eine „gewalttätige Nation“ gewesen und warnt: wenn „das Impeachment gegen Trump gelingt“, würden seine Anhänger womöglich zu den Schusswaffen greifen und zum bewaffneten Kampf aufrufen. Hallo… welches Impeachment, bitte?!?

Ein Amtsenthebungsverfahren steht – außer in den Köpfen deutscher Trump-Hater – überhaupt nicht zur Debatte, es wird von niemandem in den USA ernsthaft in Betracht gezogen und dafür lägen auch überhaupt keine objektiven Gründe vor. Ebenso wird verschwiegen, dass in Amerika Demokraten und Anti-Trumpler nicht minder viele Schusswaffen besitzen, und die überwältigende Mehrheit der Amerikaner definitiv einen so tiefen Respekt vor ihrer Verfassung hegen, dass sie niemals zu Briganten würden – auch nicht für Trump.

Gebührenfinanzierter Bullshit

Es ist ein völlig irrwitziger Bullshit, der hier im Gestus intellektueller Abgeklärtheit pausenlos und senderübergreifend vom Stapel geht, unwidersprochen und gebührenfinanziert weiterverbreitet.

Im ZDF läuft parallel ein Beitrag zum Thema „Neuer alter Hass“ aus der Meinungsmanufaktur Dunya Hayali, gefolgt von der Dokumentation „Wie antisemitisch ist Deutschland wirklich?“, in der sich Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, auf „Spurensuche“ des neuen Judenhasses begibt. Die Machern beider Sendungen schaffen das Kunststück, es die eigentlichen, fast ausschließlich von zugewanderten oder hier wiedergeborenen Muslimen ausgehenden Vektoren eines neuen Antisemitismus als Randerscheinung abzutun und stattdessen – passend zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht – als Hauptquelle heutiger Judenfeindlichkeit die neuen „Rechten“ zu beschwören.

Trotz aller Manipulationsbemühungen gelang es anscheinend nicht, Vertreter der jüdischen Gemeinde Deutschlands vor die Kamera zu bekommen, die diese ständig perpetuierte These vorbehaltlos stützen wollten; die gezeigten Interviewpartner kamen trotz aller Relativierungen einfach nicht umhin zu bekennen, dass es aktuell fast ausschließlich Zusammenstöße mit Muslimen sind, die die heutigen antisemitischen Alltagserfahrungen prägen.

Dieser Klage begegnete Kosky, selber Jude, prompt mit der Gegenfrage, wieso dann „nur 5 %“ der zur Anzeige gebrachten antisemitischen Straftaten in diesem Land einen muslimisch-religiösen Hintergrund hätten – freilich ohne zu erwähnen, dass die statistische Nebelkerze der übrigen, angeblich neonazistischen 95% auf eine kognitive Verzerrung zurückgeht:

Erstens handelt es sich dabei nämlich überwiegend um Aussagedelikte (unter anderem in Gestalt von Internet-Posts, die gezielt gesammelt werden, während unzählige arabische Hetzseiten gegen Juden und Israel unberücksichtigt bleiben).

Zweitens werden der Kriminalstatistik als „rechtsextreme“ Tatmotive in mehreren Bundesländern auch all jene Fälle vorläufig zugeschlagen, bei denen der Täterhintergrund noch überhaupt nicht ausermittelt ist.

Und drittens existiert eine riesige Dunkelziffer, weil z.B. gerade der an Schulen grassierende Antisemitismus (etwa durch das Schimpfwort „du Jude“) strafrechtlich gar nicht erfasst wird, obwohl dieser fast immer mit muslimischen Schülern konnotiert ist.

TV-Antisemitismussuche in Deutschland: Überall, außer im Islam!

Kurzum: wer den neuerwachten Antisemitismus in Deutschland 2018 aufrichtig untersucht, der kann das Problem eines allerorten um sich greifenden Islam unmöglich ausblenden. Auch die künstliche Abgrenzung von sogenannter „Israel-Kritik“ kann man nicht auslassen. Genau das aber schafft das ZDF ganze zwei Stunden lang.

Es ist schließlich viel eleganter, konsensfähiger und zeitloser, einmal mehr den Deutschen den Spiegel vorzuhalten und ihnen mahnend weiszumachen, viel hätte sich seit 1938 hier praktisch nicht verändert. Wie sehr diese unwissenschaftliche und wahrheitswidrige Indoktrination die realen, unfassbaren Gräuel der NS-Zeit verharmlost, ja dass hierdurch eine zwar erst verspätet eingesetzte und schmerzliche, aber immerhin doch erfolgreiche Aufarbeitung des Dritten Reichs während der letzten 50 Jahre ignoriert und verhöhnt wird, wird gar nicht erst hinterfragt.

Um die muslimischen Hätschelknaben in unserer Mitte in ihrer Unfehlbarkeit ja nicht vor den Kopf zu stoßen und sich so gar dem Vorwurf der Islamophobie auszusetzen, ist der deutschen Bildungsavantgarde wohl kein Preis zu hoch. Motto: Lieber schreibt man -zig Millionen eigene Landsleute zu Nazis um, als auch nur einen Mohammedaner der Judenfeindlichkeit zu zeihen.

n.tv: 36 Prozent der Deutschen haben eine „fremdenfeindliche Einstellung“

Derart ernüchtert und resigniert, schaltet man schließlich noch kurz hinüber zu n-tv, wo die Spätnachrichten laufen. Unreflektiert und unkommentiert wird da gerade eine „Studie der Universität Leipzig“ zitiert, wonach sagenhafte 36 Prozent der Deutschen eine „fremdenfeindliche Einstellung“ hätten. Wie genau diese famose Erhebung zustande kam, welche Untersuchungskriterien Anwendung fanden, bleibt im Dunkeln. Das einzige erwähnte ergänzende Detail lässt jedoch erahnen, wie „wissenschaftlich“ hier gearbeitet wurde: die Befragten hatten u.a. der These zugestimmt, viele Zuwanderer drängten nach Deutschland mit dem Vorsatz, hier Sozialleistungen zu beanspruchen.

Eine Binsenweisheit und seit Jahrzehnten, lange vor 2015, allgemein anerkannte Beobachtung. Ihr beizupflichten genügt heute also bereits, um amtlich-akademisch als „fremdenfeindlich“ eingruppiert zu werden. Die Fabrikation von Rechtsextremen, sie läuft auf Hochtouren.

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