Freitag, 29. März 2024

Katholikentag 2018: Grüne Krabbelgruppe unter Gleichgesinnten

Wenn Christen den Verstand an der Kirchentüre abgeben. Ein Gastbeitrag von Josef Hueber

„Jesus kommt nicht zum Katholikentag 2018 in Münster“. So könnte eine BILD-Meldung lauten, wenn er sich in unseren Tagen zu einem Zwischenaufenthalt auf der Erde entschlossen hätte. Sein Fernbleiben geschähe nämlich vorrangig aus Gründen nachhaltiger Verantwortung für den von seinem Vater geschaffenen blauen Planeten, also aus Verantwortung für die Umwelt. Um seine zu erwartende Weigerung, nach Münster zu reisen, zu verstehen, muss man nur einen Blick in das Leitbild und die Präsentation des Katholikentages im WWW werfen.

Es ist nämlich ein Katholikentag der besonderen Art. Er nennt sich „KLIMANEUTRAL“. Die Verstörung, welche sich bei manchem Leser des Mottos durch das eigenartige Attribut einstellen mag, bleibt zwar bei näherem Nachsehen bestehen, ist dennoch enträtselbar, geht man auf die Suche nach dem Hintersinn des Unsinns.

Der Katholikentag: „Nachhaltig, regional, saisonal, bio, fair und sozial“ – das sind die Richtlinien, nach denen der Katholikentag vorbereitet und durchgeführt wird. Dabei liegt den Verantwortlichen mehr als Jesus am Herzen, das „Klima zu schonen, Ressourcen einzusparen “.

Konkret sieht das so aus, dass bereits „Während der Vorbereitung“ ein Riesenpaket links-grün-ideologischer Maßnahmen eingehalten wurden, die dem Einfach-so-dahin-Lebenden Umweltignoranten bewusst machen, dass er von der Leberkäs-Semmel (nicht vegetarisch) bis zum nicht-recycelten Klopapier im Alltag so ziemlich alles, für sich selbst und die Umwelt schädigend, falsch macht ( Empfehlung: Schlecht Gelaunten sei empfohlen, dieses Paket umweltgerechten Verhaltens genauer zu lesen. Lachen garantiert!).

Zwischenfrage an die Veranstalter: Was ist daran katholisch?

Bringen wir mal ein wenig Mathematik, Physik und Chemie in die Theologie ein. Von Jerusalem bis Münster, wo sich Katholiken „nachhaltig“ treffen, sind es etwa 4500 km. Jesus müsste dann vermutlich mit dem Flugzeug kommen. Zu Fuß aufzukreuzen – da würde er seiner Verantwortung für die Umwelt zwar unübertroffen CO2- gerecht, aber einsehbar überfordert sein. Und einen Führerschein hat er vermutlich auch nicht. Das Auto als Transportmittel würde somit auch nicht in Frage kommen. Allenfalls anzudenken:

Jesus als Daumen-hoch-Tramper, mitgenommen von einem Autofahrer, der auf dem Heck seines bunt-verrosteten Gefährts einen Aufkleber „Jesus liebt dich“ angepappt hätte.

Summa summarum: Trotz der teuflischen Erfindung Flugzeug müsste Jesus davon Gebrauch machen, was er wiederum auch ablehnen müsste, in Kenntnis des auf der Webseite des Katholikentags installierten Umweltrechners. Dort wird nämlich empfohlen, anhand der errechneten, durch CO2 verursachten Umweltzerstörung, die umweltfreundlichste Fortbewegungsart zum Heiligen Ort der Öko-Katholiken zu wählen.

Und ein Flug, economy class, würde bedeuten, dass Jesus laut dem digitalen Sündenrechner, von Jerusalem bis Münster ca. 700 kg CO2 in die Luft blasen würde und damit den Jüngsten Tag, den er schon in seinem Kalender vorgemerkt hat, früher abhalten müsste, als geplant. Warum? Ganz einfach deswegen, weil der unaufgeklärte, egoistische Selfi-Mensch den Planeten mit seinem un-nachhaltigen CO2 Energie-Fraß früher abfackeln würde, als eschatologisch vorausgesehen. So wie wir Aufrechtgeher, die wir nicht Krone, sondern Vernichter der Schöpfung, mit der Erde umgehen, braucht sie nicht darauf zu warten, bis sie – nach Berechnungen von Astrophysikern – von der Sonne in Millionen von Jahren verbrennen wird. Frage: Muss das Jüngste Gericht terminlich etwa vorverlegt werden?

Also zelebrieren wir, weil Jesus nicht kommt, den Katholikentag ohne ihn.

Wie versteht sich die fromme Goodwill-Öko-Veranstaltung selbst? Im Programmheft redet man Klartext: „Katholikentag, das ist Erleben, Begegnen, Auftanken auch in den Konzerten, Lesungen, Ausstellungen, in dem ganzen breiten Programm“.

Erneut die Frage: Was ist daran katholisch? Die Ergebnisse einer Online-Suche im Programmheft mit dem Begriff „Jesus“ fällt relativ karg aus. 

Dies bestätigt die Vermutung, dass man den Gründer des Christentums und Infragesteller angepassten religiösen Mainstream-Denkens auch nicht wirklich braucht. Er wird zwar als „Pazifist“ thematisiert. Und er wird auch als Urvater der froschfarbenen Hofreiter-Truppe und der dazu gehörigen Insektenschützer, die jedem Summsumm einer in ihrer Existenz gefährdeten Biene höchste Aufmerksamkeit schenken, nicht explizit namentlich erwähnt. Und man braucht ihn schon gar nicht als Verteidiger der geschätzten 100 000 in Deutschland jährlich abgetriebenen Embryos, deren „stumme Schreie“ in einem Film mit zerrissenem Herzen beweint werden können. Vor lauter Ökologie hat Jesus die leider vergessen.

Der Katholikentag wäre aber nicht so selbstbewusst fröhlich in seiner Vorankündigung, wenn sich die Organisatoren bewusst wären, was hinter den großphrasigen Beschönigungen des ZdK-Präsidenten, Dr. Thomas Sternberg, an tatsächlichen Herausforderungen impliziert ist, wenngleich missachtet wird.

In seinem Grußwort, heißt es:

„Zur Friedenssuche gehört zu streiten (…). Beim Katholikentag ist es gute Tradition, dass kontroverse Themen auf den Tisch kommen. Nicht die größtmögliche Auseinandersetzung steht im Mittelpunkt, sondern das Ringen um die besseren Argumente.“

Klingt denkoffen und einladend. Wäre da nicht eine Meldung, die den Inner-Circle-Frieden des Katholikentages bedroht und deswegen populistische „Abschottung“ angesagt ist.

Lisi Maier, die Bundesvorsitzende des Bundes der Katholischen Jugend, spricht sich nämlich, ganz abgeneigt der Friedenssuche ihres Herrn, gegen die Teilnahme der AfD am Katholikentag aus. In einem Artikel der katholisch geprägten „Tagespost“ fordert sie, die AfD ins Visier nehmend, eine „Abgrenzung von gewählten Rassistinnen, Völkischen und Rechtspopulisten“. (Warum sind eigentlich in der AfD nur RassistINNEN die Bedrohung?). Trotz offensichtlich abwesender Kenntnislage kommt Lisi zu dem Ergebnis:

„Die religionspolitischen Vorstellungen der AfD bedrohen dabei in letzter Konsequenz die Katholikinnen und Katholiken nicht weniger als islamische Glaubensgemeinschaften.“

Luft holen! Als Katholik bin ich überrascht, dass mich die AfD wegen der kritischen Einstellung zum Islam in meiner Religionsausübung als Katholiken behindern will. Darüber habe ich noch nie nachgedacht.

Ich habe mich deswegen mit folgenden Fragen an o.g. Lisi Maier gewandt, als ich erfahren hatte, dass sie sich gegen eine Teilnahme der AfD am Katholikentag ausgesprochen hatte.

1. Was wissen Sie über die AfD und deren „unchristliches“ Menschenbild“ ganz konkret, nicht nur die Phrasen, die man in den Medien so oft und so lange hört, bis man sie glaubt? Welche Zitate können Sie dazu anführen?

2. Wie oft haben Sie mit Vertretern der AfD auf nationaler Ebene gesprochen?

3. Falls ja, was wurde Ihnen da „ Unchristliches“ in den Äußerungen bewusst?

4. Würden Sie es begrüßen, wenn Vertreter der Muslime, z.B. von DITIB, am Katholikentag als Zeichen von muslimischer Toleranz und Integrationswilligkeit, als Redner anwesend wären?

5. Würden Sie Herrn Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Gelegenheit geben, in einem Referat zum Thema „ Christen und Muslime in Deutschland“ zu sprechen?

6. Würden Sie einem Vertreter der AfD Gelegenheit geben, zum Thema

„Gesinnungsethik und Verantwortungsethik – Gedanken zur Einwanderung in Deutschland“ zu sprechen?

7. Halten Sie es für möglich, dass Katholiken Sympathisanten oder Mitglieder der AfD sind? Und halten Sie diese für „verirrte“ Schafe?

Ich habe keine Antwort erhalten.

Vielleicht bin ich selbst schuld. Denn mit „Bio“ und „ Nachhaltigkeit“ haben meine Fragen nichts zu tun. Und dem Anspruch des „Ringens um die besseren Argumente“ widerspricht die gefühlte Nestwärme unter Gleichgesinnten.

Umarmen von Gedankenfreunden ist halt schöner, als mit Andersdenkenden zu „ringen“.

Womöglich geht es beim Katholikentag doch nicht um das „Ringen um die besseren Argumente.“ Dabei wäre das ein Dienst am „Geist der Wahrheit“, der den Christen nach Aussage ihres Stifters beistehen will.

Aber anscheinend ist die Suche nach Wahrheit in der Auseinandersetzung mit der Realität in „meiner“ Kirche schon länger deaktiviert.

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Wird es auch diesmal zu solch spannenden Interventionen kommen?

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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