„Hessenhitler“ und AfD-Männer mit Waffen – Wie sich die einst stolze „Frankfurter Allgemeine“ ihre konservative Leserschaft verprellt. Ein Gastbeitrag von Adam Elnakhal
Viele Jahrzehnte war sie das Druckbollwerk des bürgerlichen Lagers in der Bundesrepublik, die am Allerheiligentag 1949 erstmals herausgegebene Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland.
Über eine lange Zeit galt in etwa das Klischee: Wer in der ersten Wagenklasse des InterCityExpress einen anzugtragenden Herrn vertieft in der ‚Frankfurter‘ sah, konnte sehr sicher davon ausgehen, dass er viel von Eigenverantwortung, von Marktwirtschaft, von klassischer Kultur, auf Sicherheit ausgerichteten Politik und (anders als der Süddeutsche-Leser im bunt bepinselten Lehrerzimmer in München-Schwabing) eher wenig von der SPD hielt. Statt dieser wird er wohl einer der bürgerlichen Parteien im Lande zugeneigt gewesen sein.
Die FAZ hat sich dabei noch vor einigen Jahren stets klar nach Links abgegrenzt. Wer mit dem Sozialismus liebäugelte, dem wurde in den Kommentaren auch schon mal nahegelegt die Koffer zu packen und nach Nordkorea auszuwandern.
Über Jahre hat sich die Redaktion in der Mainhauptstadt gegen die Einführung der neuen Rechtschreibung zur Wehr gesetzt und erwies dem alten deutschen „ß“ damit einem sprachkulturpolitischen Dienst.
Einzig im Feuilleton, dem Kulturteil der Frankfurter, der direkt an den politisch gehaltenen Hauptteil anschließt, war auch schon vor der Sozialdemokratisierung der CDU durch Frau Merkel Platz für linke Ideen. Im Kulturteil war dieser freiheitliche Ansatz noch am ehesten mit dem Konzept der FAZ zu vereinbaren, wenngleich sich mancher gesetztere Leser schon vor Jahren bei manchen Feuilleton-Zeilen vermutlich ein wenig verwundert die Brillengläser geputzt hat.
Der wohl merklichste Linksruck der FAZ hat fast parallel mit dem Linksaußenruck der Merkel-CDU eingesetzt, die 2015 das zwingende Staatsmerkmal der abgegrenzten und gesicherten Staatsgrenze im Rahmen der no nation, no border-Politik an den Nagel gehängt hat.
Nun standen die so genannten „Rechtspopulisten“, die nichts weniger als den Schutz der Grenzen forderten, immer häufiger im Kreuzfeuer der Kommentatoren. Von „Linkspopulisten“ war dagegen in der FAZ wie auch in den bis dahin konservativen Springer-Medien ‚BILD‘ und ‚Die Welt‘ deutlich weniger häufig die Rede.
Die AfD stand auch in der FAZ im Vorfeld der Bundestagswahlen 2017 heftiger in der Kritik als die zum damaligen Zeitpunkt noch stärkere SED-Nachfolge DIE LINKE.
Zwar kann man der Redaktion in Frankfurt am Main im Gegenzug keine Sympathien zur Linkspartei unterstellen. Doch das Insgerichtgehen gegen die bürgerliche AfD, die letztlich eine Millionen Unionswähler für sich gewinnen konnte, wirkte auf viele unverhältnismäßig und äußerte sich auch in deutlich rückgängigen Verkaufszahlen im Jahre 2015.
Auf die Spitze trieb es die erst 2016 ins Leben gerufene ‚Frankfurter Allgemeine Woche‘, die pünktlich zum Bundesprogrammparteitag der AfD in eben jenem Jahr 2016 am 30. Mai/1. Mai in Stuttgart ein Titelbild unter der Unterschrift
„Wie die AfD leben möchte“
(mit der Themenkategorisierung ‚Rechtspopulismus‘) herausbrachte, das einen Familienvater mit einem menschengroßen Gewehr gezeigt. Die Frau steht im Dirndl daneben und präsentiert einen AfD-Kuchen.
Wie die AFD leben möchte – weiter so @FAZ_NET pic.twitter.com/RdCLPzAKR3
— Pablo Mentzinis (@pmentzinis) May 1, 2016
Das mag als Überspitzung vollkommen legitim zu sein und muss auch von konservativen Lesern hingenommen werden. Nichts ist schlimmer als es nicht aushalten zu können, dass das eigene Lager kritisiert.
Das Problem ist jedoch die seit jenen Jahren stattfindende Einseitigkeit der FAZ, die das rechtspolitische Lager auf das Schärfste unter die Lupe nimmt, und das linkspolitische bis offen linksextremistische Lager freundlich ignoriert.
Dass dieses Ungleichgewicht in der Berichterstattung und in der Kommentierung nicht ohne Folgen blieb, kann man an der Auflagenentwicklung der Frankfurter Allgemeinen beobachten.
Insgesamt hat die FAZ seit Anfang 2002 rund 40 Prozent ihrer Auflage verloren.
Der stärkste Einbruch dabei im Jahre 2015 – dem Jahr, das als eine der größten Zäsuren in der Geschichte des wiedervereinigten Deutschland eingehen wird – zu verzeichnen. Zwar blieb die Auflage der FAZ im vergangenen Jahr 2017 relativ stabil. Doch sie weit davon entfernt, den verlorenen Boden wieder gutzumachen.
Auch die erst 2001 auf den bundesweiten Markt gebrachten Sonntagsausgabe der FAZ, die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS), die etwas legerer als das werktägliche Druckerzeugnis erscheint, hat in den letzten paar Jahren einen deutlichen Leserknick erfahren müssen. Dabei stieg die Auflage der vergleichsweise jungen Wochenzeitung bis 2011 auf rund 360.000 Exemplare um dann innerhalb von etwas mehr als einem halben Jahrzehnt auf zuletzt rund 260.000 Exemplare Ende 2017 abzusinken.
Dabei kann der Großstadtgrößenordnungsverlust von 100.000 Erzeugnissen nicht ausschließlich mit dem weiteren Siegeszug von Internet, Smartphone und Tablet erklärt werden; denn es gibt in der Wochenzeitung ‚Junge Freiheit‘ ein Gegenbeispiel in der Auflagenentwicklung.
Es ist an den FAZ-Herausgebern um Werner D’Inka nach Lösungen aus der Krise zu suchen, so man den Leserschwund stoppen möchte.
Die jüngste Entgleisung der FAZ-Feuilleton-Autorin Andrea Diener, die den ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Hessen Roland Koch (CDU) beim Kurznachrichtendienst Twitter als „Hessenhitler“ bezeichnet hat, wird wohl nicht sehr hilfreich sein, um die halbwegs gebildete, bürgerliche Klientel (wieder) an die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu binden.
FAZ-Journalistin Andrea Diener bezeichnet Roland Koch als "Hessenhitler".
Eine unglaubliche Entgleisung und gleichzeitig Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus.Unbegreiflich, dass @faznet diese Person auch noch in Schutz nimmt!
Diese Frau muss gehen! pic.twitter.com/X1nnOAoJ21— Felix Leidecker???? (@FelixLeidecker) February 12, 2018
Eine solche Beleidigung und Verharmlosung der NSDAP-Diktatur hätte man Journalisten in linken und linksextremen Medien, vom ’neuen deutschland‘ bis zum ‚SPIEGEL‘, zugetraut.
Aber man hätte man sie wohl nicht in die direkte Nähe zur Frankfurter verortet. Dieser Skandal ist ein neue Qualität im Sturz der einst seriösen Tageszeitung FAZ.
Entweder hat Frau Diener den falschen Arbeitgeber. Oder die FAZ hat das falsche Leserklientel und sollte endlich ganz offen von linken Blättern Leser abwerben, um die Lücken zu stopfen.
Dabei müsste man doch denken, dass es im jungen, dynamischen und wachsenden über 620.000-Einwohner-starken Mainhattan (sowie im Einzugsgebiet der 5,7 Millionen Einwohner fassenden Metropolregion Rhein-Main) genügend gute Journalisten gibt, die auch in der Zukunft noch einen Unterschied zwischen FAZ und dem Zentralorgan der Linkspartei ausmachen wollen.
Ansonsten wird die FAZ/FAS die gleiche Erfahrung machen wie die CDU/CSU. Mit dem beständigen Linksritt werden ihr immer denkende Bürger den Rücken kehren.
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