Samstag, 21. Dezember 2024

Schulz: Schrecken ohne Ende? – Oder: Liebe Sozis, bitte ent-schulzt Euch nicht!

Die Sozis haben fertig – meint Peter Helmes (CONSERVO) in seinem Gastbeitrag

„SPD-Kanzlerkandidat hält wirtschaftspolitische Grundsatzrede – TV-Sender schalten weg“ war gestern zu lesen. Sogar die TV-Sender haben offensichtlich kein Interesse mehr an dem, was Schulz, der vermeintliche Heilsbringer, von sich gibt. Götterdämmerung in der SPD, oder: Es hat sich ausgeschulzt. Der „Schulzzug“ verliert nicht nur an Fahrt, er stoppt nicht nur – nein, er fährt jetzt rückwärts. Rückwärts in die sozialistische Hoffnungslosigkeit.

Kritische Beobachter haben dies früh kommen sehen. Schon nach nicht einmal hundert Tagen nahm die Kritik zu und übertraf bald die wochenlange aufgebauscht positive Berichterstattung. Jetzt erscheinen vermehrt kritische Berichte über Schulz.

Ganze 100 Tage durfte der Mann aus Würselen den Hoffnungsträger der Sozialdemokratie (am 24. Januar verzichtete Sigmar Gabriel auf Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur) geben. Doch was ist von seinem fulminanten Start geblieben? Frust und Verzweiflung in der SPD, wohin man auch schaut.

Das dürfte am nächsten Sonntag bei der Landtagswahl in NRW kaum anders aussehen. Die Unruhe der Genossen ist ansteckend – gerade auch für die Wahlkampfhelfer, die nun mit herabhängenden Mundwinkeln Aussichtslosigkeit verbreiten. Nicht nur in Schleswig-Holstein, nicht nur in NRW, nein, im Bund insgesamt hat der Schulz-Effekt nachgelassen und droht zu einer Belastung der SPD zu werden. Die SPD ist wieder unter die 30-Prozent-Marke gerutscht. Die Union liegt weit vorne.

Schulz schadet, Merkel nützt

Die Wirklichkeit von Kiel ist eine bittere Pille für die SPD und erst recht für den Kandidaten selbst: Es ist davon auszugehen, daß Schulz Ministerpräsident Albig, für den es wohl ohnehin eng geworden wäre, nicht Rückenwind gegeben, sondern ihm sogar noch geschadet hat, während Merkel, ohne überhaupt viel zu machen, Günther keineswegs geschadet, sondern eher genutzt hat.

Ob Schulz überhaupt noch ein chancenreicher Herausforderer von Angela Merkel bleibt, das dürfte man nach der NRW-Wahl absehen. Die Sozis liegen wieder mal am Boden. Nur noch die Frontleute murmeln sich Mut zu, aber niemand scheint die Durchhalteparolen hören zu wollen. Mit Martin Schulz werden sie auch am Boden bleiben. Eigentlich müßte die Partei den Kandidaten wechseln. Und zwar sofort!

Aber vermutlich meinen die Sozis wirklich, daß die Wählerschaft noch nicht begriffen hat, daß Schulz „es nicht kann“.

Nicht in Europa, was er bewiesen hat, geschweige denn in der Bundesrepublik Deutschland. Außer großen und ohnehin nicht finanzierbaren Sprüchen ist noch nichts gekommen. Eine Woche vor der wichtigen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen spricht Schulz verharmlosend von einer „schwierigen Lage“ der Partei. Man wolle aber weiter kämpfen.

Da sollte er sich zuvor mal den Spiegel vorhalten: An dieser „schwierigen Lage“ sind selbstverständlich nicht die SPD und überhaupt die Politiker schuld, nein, der Wähler ist schuld. Denn er weigert sich beharrlich, die „vorzügliche Arbeit der SPD“ anzuerkennen, dieser blöde Wähler.

Motivieren fehlt ebenso wie Motivation

Schulz ist von sich selbst geblendet. Er ist der Größte – das glaubt aber inzwischen nur noch er selbst und übersieht, daß es nicht reicht, nur Kanzler werden zu wollen, sondern daß man den Leuten auch sagen muß, warum.

Schlimmer noch ist die Hilflosigkeit, die Schulz jetzt ausstrahlt – wobei mir das Wort „strahlen“ nicht unbedingt zutreffend zu sein scheint. Was müßte ein wirklich kämpferischer und kampfstarker Kanzler-Kandidat in einer solchen Situation tun, nachdem die SPD in Schleswig-Holstein abgewählt wurde?

Er sollte die SPD-Mitglieder motivieren. Weiter sollte er umgehend die Stärken und Konzepte der SPD aufmerksamkeitsstark medial in Szene setzen. Und er sollte umgehend nach NRW reisen und dort in der letzten Woche vor der Landtagswahl „36 Stunden am Tag“ Hannelore Kraft im Wahlkampf unterstützen. Vier bis fünf Wahlkampf-Veranstaltungen am Tag sind Pflicht.

Doch was macht Martin Schulz seit Sonntagabend? Er jammert und spricht von einer „schwierigen Lage“. Und auch das noch: „Kein Grund zur Fröhlichkeit“ sei das Wahlergebnis, meinte der Kandidat am Wahlabend. Auf einen solch blöden Spruch bei diesem Befund muß man erst mal kommen. Schulz macht am Tag nach der Wahl so weiter, wie er am Abend aufgehört hat. Jeder Manager im Business weiß aber, daß man in solchen Situationen motivieren muß. Klagelieder anzustimmen ist das absolut falsche Rezept.

Offenbar hat Schulz im Brüsseler Bürokratismus-Apparat nicht gelernt, wie man in Stress-Situationen agiert. Die Schwächen des Martin Schulz werden immer offensichtlicher! Wenn ein Kanzlerkandidat der SPD den Mitgliedern der eigenen Partei bei einer Wahlveranstaltung zuruft, „Ruft doch mal alle Martin, Martin, Martin!“, dann ist das nur peinlich und sagt alles über den „Kandidaten“ Schulz aus……

Ganz am Rande sei mir noch diese eher persönliche Bemerkung erlaubt: Vielleicht sollte einmal ein Berater dem Kandidaten Schulz raten, sich etwas gepflegter zu zeigen! Nicht jeder Wähler hat Vertrauen zu einem zotteligen Kandidaten!

Auf Dummenfang

Auch das gehört zur schonungslosen Analyse: Wahlen werden in der Mitte der Gesellschaft entschieden und nicht an den Rändern. Der dank Leuten wie Stegner dominierende linke Flügel der SPD hat sich schon vor Jahren von den Grundsätzen der Volkspartei verabschiedet.

Die Summe der politischen Fehler und Irrtümer wird vom Wähler mit schlechten Wahlergebnissen honoriert; denn irgendwann merken auch die Letzten, daß die Wohltaten, die von den Genossen, auch von Schulz (Hartz IV), versprochen werden, letztlich vom Steuerzahler bezahlt werden müssen. Da macht es sich Schulz zu einfach.

Die FAZ v. 3.5.17 notiert dazu ganz bissig, die SPD sei offenbar „auf Dummenfang“ gegangen. Zitat:

„Sie wirbt mit dem Versprechen, die Krankenkassenbeiträge der Beschäftigten um fünf Milliarden Euro zu senken und dafür die Arbeitgeber zahlen zu lassen. Diese sollen die Hälfte der Zusatzbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung übernehmen. Das sei nur gerecht, denn damit werde die ‚Parität‘ wiederhergestellt. Wer so argumentiert, hofft auf Bürger, die nicht wissen, dass sie mit ihrer Arbeit natürlich stets die gesamten Lohnkosten erwirtschaften müssen. Sonst trägt sich der Arbeitsplatz nicht.“

Thomas Böhm, „Journalistenwatch“, spitzt es trefflich zu:

„Es spielt zwar keine große Rolle, ob Angela Merkel oder Martin Schulz die nächste GroKo anführen wird, aber es erfüllt einen doch mit ein wenig Freude, dass dieser Blender – wenn das so weiter geht – wieder dahin zurückgeschickt wird, wo er hingehört: Nach Würselen.“

Ich widerspreche Böhm: Wir brauchen Schulz als Abschreckmittel

Martin Schulz taugt nicht als Kandidat. Inzwischen stößt er mehr ab, als er angezogen hat. Deshalb, liebe Genossen:

Schickt den Schulz nicht nach Würselen oder in die Wüste! Wir brauchen ihn! Wir brauchen ihn als Abschreckmittel gegen die SPD.

Als solches nützt er zwar nicht der SPD, aber der AfD und der CDU. Ein kleiner Schritt für den Kandidaten – ein großer Fortschritt für die Menschheit. Die Sozis „haben fertig“.

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P.S.: Doch noch ein kleiner Tipp an die SPD: Klebt bitte ab sofort flächendeckend und bundesweit Wahlplakate mit dem Duo Stegner/Schulz – DIE Garantie für Erfolglosigkeit!

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Und hier geht es zum lesenswerten Blog des Autors: CONSERVO

 

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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