Samstag, 23. November 2024

Veganer, Glockenspiele, Macht und Helmut Schelsky

Eine Gastbeitrag von Axel R. Göhring

Der Soziologie Helmut Schelsky sagte in den 1970ern vorher, dass der wohlhabende Staat Intellektuelle anziehe, die irgendwelche Probleme erfänden oder aufbliesen, und so Macht, Einfluss und gut bezahlte Posten für sich selbst fordern könnten, um das „Problem“ zu lösen – das natürlich nie gelöst werden wird, weil man sonst die Privilegien wieder los würde.

Offenbar hat die deutsche Gesellschaft dieses Schelsky-Prinzip derart verinnerlicht, dass jede(r), der/die/das/d*x Forderungen mit grüner oder linker Argumentation stellt, allerbeste Aussichten darauf hat, dass Institutionen vor ihm/ihr/x einknicken, unabhängig davon, wie realitätsfremd oder schlicht irre die Forderungen sind.

Aktuelles Beispiel: Am Mittwoch machte die Nachricht die Runde, die laut Frankfurter Neuer Presse wie ein „vorgezogener Aprilscherz“ klingt:

Eine Veganerin verlangte vom Bürgermeister von Limburg (SPD, nicht Grün*innen), dass das Glockenspiel am Rathaus nicht mehr „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“ spielen soll. Begründung: Dem Fuchs würde im Lied der Tod durch Erschießen angedroht.

Dazu der PP-Autor Hugo Funke treffend:

„Es gibt keine Geschichte, die den geistigen Niedergang Deutschlands und die Anpassung der Mehrheit an das hypermoralische Diktat von Minderheiten besser beschreibt. .. Darüber könnte man milde lächeln, wenn sie mit ihrer Beschwerde nicht Erfolg gehabt hätte.“

Abgesehen davon, dass das Glockenspiel rein physikalisch nicht in der Lage ist, den mörderischen Text des Liedes wiederzugeben, ist doch fraglich, was der Inhalt einer so alten Kinder- und Volksweise in der Wirklichkeit einem Fuchs tun könnte. Es werden nach dem Abspielen höchstwahrscheinlich nicht plötzlich mehrere Jäger losziehen und Füchse abknallen.

Dass die vegane Dame Wildtiere schützen will, ist zunächst einmal löblich. Dass es ihr tatsächlich ums Tierwohl geht, ist indes fraglich, wenn sie glaubt, ihre Ziele via Glockenspiel-Zensur erreichen zu können. Solche nutzlos-symbolischen Aktionen lassen eher auf eine zwanghafte Persönlichkeit oder auf eine gewisse Machtmotivation der Empörten schließen.

Welche verwirrten Vorschläge und ideologischen Forderungen würden unsere Politiker und Beamten noch durchwinken, um „modern“ oder „moralisch“ zu wirken, oder schlicht aus Angst vor dem Ärger, den entrückte Linksradikale machen könnten?

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Foto: (c) Screenshot youtube

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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