Ein Gastbeitrag von Dr. Marcus Franz
Als katholischer Laie möchte ich einem katholischen Bischof nicht sagen, wie und was er zu predigen hat. Das wäre anmaßend und unpassend. Wenn aber ein hoher geistlicher Würdenträger bei vielen Leuten das Gefühl erweckt, dass er inhaltlich mit einer Aussage ziemlich falsch liegt, dann sollte man ihm das auch als Laie ohne Scheu durchaus mitteilen dürfen.
Die inhaltlich falsche Predigt
Der Anlassfall ist die Weihnachtspredigt des burgenländischen Diözesanbischofs Ägidius Zsifkovics. Er meinte in dieser seiner Predigt,
dass Jesus 2016 im Flüchtlingsboot unterwegs sei.
Diese Metapher ist in mehrfacher Hinsicht problematisch.
Zunächst erfolgt mit so einem biblischen Vergleich förmlich eine pauschale Heiligsprechung von abertausenden Leuten, die primär als illegale Migranten ihre Reise übers Meer Richtung Europa antreten. Von keinem einzigen, der sich in Libyen oder sonstwo in ein Schlepperboot setzt, kann man nämlich a priori mit Sicherheit sagen, welche Motive ihn antreiben und warum er nach Europa gelangen will.
Mit Sicherheit wissen wir aber, dass diese Motive nicht alle aus irgend einer bestimmten Not entstanden sind. Da gibt es reihenweise Glücksritter, Desperados, Kriminelle, Attentäter, Schläfer, Fanatiker etc. unter den Migranten. Für soviel Differenzierung muss Platz sein, auch und gerade, wenn man als Geistlicher in der Kirche über die Migration spricht.
Jesus tausendfach im Boot?
Allen asylsuchenden Migranten ist gemeinsam, dass sie zuerst ein Prüfungsverfahren durchlaufen müssen, in dem behördlich festgestellt wird, ob überhaupt ein Grund vorliegt, als Flüchtling anerkannt zu werden. Und Flüchtlinge, das sind eben längst nicht alle. Auch wenn die offizielle deutschsprachige Diktion fälschlicherweise noch immer pauschal vom „Flüchtling“ und nicht vom „Migranten“ spricht. Die aktuellen und für jeden Interessierten einsehbaren Daten sprechen hier eine deutliche und andere Sprache: Je nach Herkunftsland beträgt die Asyl-Ablehnungsquote bis zu 99,8% (z.B. Algerien und Marokko). Leute aus diesen Ländern sind also pauschal guten Gewissens nicht als Flüchtlinge zu bezeichnen. Allein schon aus diesen Gründen klingt es ziemlich unglaubwürdig, wenn man ein Bild bemüht, in dem ausschliesslich und abertausendfach Jesus im Flüchtlingsboot sitzen soll.
Es ist auch nicht bekannt, dass der Vatikan neuerdings ein Verfahren durchführen würde, in welchem eine vermutete wesensmäßige Ähnlichkeit der Migranten mit Jesus zum positiv erledigten theologischen Prüfungsgegenstand gemacht worden sei und die Metapher des Bischofs daher von dort aus eine Berechtigung gewänne.
Ohne Wahrheit keine Gerechtigkeit
Aus dem Vatikan ist dafür ein fundamentales Papst-Zitat überliefert, das gerade in der aktuellen Migrationskrise so wichtig geworden ist wie nie zuvor: „Ohne Wahrheit gibt es keine Gerechtigkeit“ – diese essenziellen Worte stammen vom leider in den Ruhestand getretenen Papst Benedikt XVI. Er sprach unter anderem in seiner legendären Regensburger Rede, in der er 2006 deutlich Stellung zum Islam bezog, über die Wichtigkeit des vernunft- und wahrheitsgesteuerten Zugangs zum Leben und seinen Werten. Ein Kern seiner Botschaft ist: Man kann keine gerechten Taten setzen, wenn man die Wahrheit auch nur schönreden, verschleiern oder ihr gar nicht wirklich gerecht(!) werden will.
Wenn nun – aus welchen gutgemeinten Gründen auch immer – falsche und irreführenden Metaphern wie das hier besprochene Bild in Bischofs-Predigten (noch dazu anlässlich eines christlichen Hochfestes) verbreitet werden, dann läuft etwas ganz grundlegend schief in der Führungsriege der katholischen Kirche.
So wird sie sich in Zukunft nicht präsentieren können, ohne mehrheitlich nur noch Kopfschütteln zu ernten. Und besonders in der Causa Migration wird es ohne Wahrheit keine Gerechtigkeit geben, weder für die wirklichen Flüchtlinge noch für die Helfer noch für die Übeltäter. Daran sollten immer alle denken.
Der Kardinal als Hoffnungsträger
Von einem anderen Bischof, immerhin dem ranghöchsten unseres Landes, geht seit kurzem aber wieder ein Hoffnungsschimmer aus:
Unser Erzbischof Kardinal Schönborn sagte in einem Interview vor Weihnachten, dass bei ihm ein Umdenken eingesetzt hätte und er die „Hilfe vor Ort“ (also im Nahen Osten) nun für wichtiger hält als die Merkel`sche Einadungs-Politik der offenen Grenzen.
Die Interpretation der Schönborn`schen Worte führt unweigerlich zu einer Erkenntnis, die wir alle endlich akzeptieren und aussprechen müssen: Es ist zerstörerisch für unseren Kontinent und objektiv betrachtet auch gar nicht machbar, weiterhin riesige Menschenmassen aus dem Orient und aus Afrika in Europa aufzunehmen. Im Gegenteil, wir müssen umgehend mit Remigrationsmaßnahmen in großem Stil beginnen.
Einheitliches Auftreten
Die Predigt des burgenländischen Bischofs passt da nicht recht dazu und sie geht am Grundgefühl des größten Teils der Bevölkerung vorbei. Als katholischer Laie wünscht man sich jetzt, dass die Bischöfe ein einheitliches Auftreten an den Tag legen, ihre Botschaften besser abstimmen und die Katholiken und Bürger nicht mit widersprüchlichen Aussagen noch mehr verunsichern. Allzu viele sind schon zutiefst enttäuscht vom Umgang der katholischen Kirche mit der zunehmend als Bedrohung empfundenen Migrationskrise.
Die Kirche könnte Leuchtturm sein
Gerade die Kirche könnte in der gegenwärtigen europäischen Bedrängnis, die ja auch und vor allem eine religiös bedingte ist, wie ein Leuchtturm strahlen. Dafür darf sie weder liebedienerisch sein noch muss sie fundamentalistische Töne anschlagen, sondern sie sollte einfach nur das sein, was sie ist: Nämlich die christliche römisch-katholische Kirche, die über 2000 Jahre lang maßgeblich und grundlegend an der Entwicklung der europäischen Kultur mitwirkte.
Mehr zu dem Thema und von dem Autor finden Sie auf diesem empfehlenswerten Blog: THE DAILY FRANZ
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