Gastkommentar von Felizitas Küble
Michael (Mike) Pence, zukünftiger Vize-Präsident der Vereinigten Staaten, ist von seiner Persönlichkeit her völlig anders gestrickt als Donald Trump.
Der Gouverneur von Indiana gibt sich insgesamt eher zurückhaltend, argumentiert besonnen, aber wortgewandt, sein Auftreten wirkt seriös, gelassen, er ist höflich, souverän und zugleich volksnah und verbindlich – unterm Strich könnte man auch sagen: staatsmännisch.
In seinen Ansichten ist der 57-jährige Jurist freilich deutlich konservativer und vor allem christlicher geprägt als der auftrumpfende, impulsive und bisweilen unberechenbar wirkende Milliardär Trump, dessen Großvater übrigens deutscher Herkunft ist (aus Rheinland-Pfalz in die USA eingewandert).
Viele christliche Amerikaner, für die Trump nicht gerade der geborene Wunschkandidat war, wählten ihn vor allem deshalb, weil er sich Mike Pence als Vizepräsidentschafts-Kandidat an Land gezogen hatte. Damit scheint nämlich die konservative Agenda für die nächste Amtszeit gesichert.
In den USA kann nur selten jemand ins Weiße Haus einziehen, wenn er den „Bibelgürtel“ (vor allem die evangelikal geprägten Südstaaten) nicht auf seiner Seite hat. (Dieser „Bibelgürtel“ wird auch gerne als Amerikas „Sicherheitsgürtel“ bezeichnet.)
Trump erschien diesen „Frommen im Lande“ auch inhaltlich zu schillernd und verdächtig liberal, mag er sich auch wiederholt als „enorm gläubig“ bezeichnet haben. Das wirkte nach zwei Scheidungen nicht sehr überzeugend. Aber er holte mit Pence als Stellvertreter seinen besten Joker aus der Tasche.
Übrigens hatte auch Clinton versucht, bei den christlichen Wählern zu punkten, indem sie ständig eine Bibel in ihrer Handtasche trug. Das erscheint allerdings wenig glaubwürdig bei einer Frau, die gleichzeitig für totale Abtreibungsfreiheit eintritt und die Gender-Ideologie unterstützt.
Dazu kommt die gediegene parlamentarische Erfahrung von Michael Pence, einem Sohn irischer Einwanderer und Vater von 3 Kindern, der seit 31 Jahren mit seiner Frau Karen verheiratet ist:
Bevor er im Januar 2013 als Gouverneur von Indiana gewählt wurde, war Pence bereits 12 Jahre lang im US-Repräsentantenhaus vertreten. Vorher arbeitete er zunächst als Jurist und danach als Moderator eines konservativen politischen Senders.
Er sorgte während des Wahlkampfs der letzten Monate im Hintergrund vor allem dafür, dass die Verbindung zwischen Trump und seiner Republikaner-Partei sowie dem Kongress nicht zerriss. Einige derbe Sprücheklopfereien Trumps hatten in den Reihen der Republikaner für Verärgerung und Irritationen gesorgt (…)
Wie Trump auch, ist Pence für seine israelfreundlichen Positionen bekannt. Er bezeichnete den jüdischen Staat als „ewigen Verbündeten“ der USA. Entsprechend positiv ist sein Verhältnis zu amerikanischen Juden – und umgekehrt.
Der Gouverneur erklärte mit „Nachdruck“, dass er sich nicht allein aus politischen Gründen für Israel engagiert, sondern direkt aus seinem christlichen Glauben heraus, der ihn dazu veranlasse, den jüdischen Staat wertzuschätzen.
Auf einer Republikaner-Konferenz sagte er im vergangenen Dezember:
„Israels Feinde sind unsere Feinde, die Sache Israels ist unsere Sache. Wenn diese Welt sonst nichts anderes weiß, aber dies soll sie wissen: Amerika steht zu Israel.“
Der Politiker definiert seinen grundsätzlichen Standpunkt mit den Worten, er sei „ein Christ, ein Konservativer, ein Republikaner – in dieser Reihenfolge“.
Geboren und aufgewachsen in einer katholischen Familie, besuchte er eine kirchliche Privatschule, war aktiv als Meßdiener und geprägt von dem Wunsch, Priester zu werden. Als Student lernte er dann eine evangelikal-freikirchliche Gruppe kennen und schätzte deren Betonung einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus.
Zugleich lobt er aber die katholische Prägung in seinem Elternhaus. In einem Interview beschrieb er sich als „wiedergeborener Christ“ und als „evangelikaler Katholik“ – vielleicht könnte man auch sagen: „katholikal“.
Nach dem Wahlerfolg Trumps und damit auch seinem Sieg schrieb Pence auf seinem Facebookportal (wir übersetzen den Text auf deutsch):
„Alles, was ich bin, alles, was ich jemals sein werde, verdanke ich Gott, meinen Eltern, meiner Familie und dem Bundesstaat Indiana.“
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(c) Gage Skidmore [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons