Freitag, 6. Dezember 2024

Evangelisch.de vergleicht Homoehe mit Kinderehe

(David Berger) Pünktlich zum Start des Lutherjahres zeigt das Internetportal evangelisch.de, wie weit man sich – unter dem Label „evangelisch“ – von den Grundideen der Menschenrechte, des Christentums und auch Martin Luthers entfernen kann.

Ausgangspunkt des Beitrags, der auf www.evangelisch.de, dem Onlineportal des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik, erschienen ist, ist die Tatsache, dass der bekannte Publizist Roland Tichy auf das Unding der deutschen Duldung, ja indirekten Förderung von Kinderehen hingewiesen hat:

„Es geht darum, wie mit Kinderbräuten aus arabischen Ländern umgegangen wird, die mit der Flüchtlingswoge nach Deutschland kommen. Es geht um die zunehmend häufigere Praxis, dass im Urlaub Ehen mit 11-Jährigen oder kaum älteren Mädchen in Syrien oder anderen Nah-Ost-Ländern geschlossen und diese Mädchen mit den alten Männern nach Deutschland verfrachtet werden.

Es ist eine wachsende Zahl von Fällen: Nach Angaben des Bundesinnenministeriums lebten in Deutschland im Juli 1.475 verheiratete Jugendliche. 361 waren jünger als 14 Jahre, 120 waren 14 oder 15 Jahre alt. In 664 Fällen handelte es sich um Syrer, die meisten Mädchen.“

Dass Tichy und der bekannte Jurist Steinhöfel darauf hingewiesen hätten, sei ein Griff “in die publizistische Kloake”. Es sei unverständlich, dass die beiden so wenig Verständnis für die „familienpolitischen Vorstellungen in anderen Teilen der Welt“ hätten … So seien „solche Eheschließungen in vielen islamischen Staaten bis heute erlaubt“.

Besonders perfide in seinem Kulturrelativismus wird der Evangelisch.de-Autor – vermutlich geleitet von alten Vorstellungen,die Pädophilie und Homosexualität gleichsetzen – allerdings dort, wo er zur Rechtfertigung der Aushebelung des Kinderschutzes die Interessen Homosexueller instrumentalisiert:

„Völkerrechtlich könnten andere Staaten entsprechend handeln. So widersprechen ‘eingetragene Lebensgemeinschaften’ homosexueller Paare dem Recht in vielen anderen Staaten. Sollen sie bei deutschen Staatsbürgern auf ihrem Hoheitsgebiet ebenfalls diese Ehen annullieren? Mit der Rechtsfolge einer Verfolgung wegen des dort geltenden Strafrechts zur Verfolgung Homosexueller?“

Tichy dazu: „Evangelisch.de vertritt eine Position, die alten Männern den Import ihrer 11-jährigen und kaum älteren Kinderbräute nach Deutschland erlauben soll, weil sonst die Homo-Ehe anderswo nicht anerkannt werden könnte.“

Als homosexueller Mann, für den Homosexualität und sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zwei verschiedene Dinge sind, kann ich dazu nur sagen:

Wenn es die Homoehe nur gibt, wenn wir gleichzeitig Kindesmissbrauch in Deutschland akzeptieren, verzichte ich gerne auf diesen Deal!

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Foto: (c) von Kurt Löwenstein Educational Center International Team from Germany (qe07 (9)) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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