Gastbeitrag von Herwig Schafberg
Nun ist es offiziell: Hillary Clinton wurde auf dem Parteitag der Demokraten zur Kandidatin bei den Präsidentschaftswahlen im November gekürt und will also die Nachfolge von Barack Obama antreten. Anders gesagt: Sie will zurück ins Weiße Haus, in dem sie schon während der Präsidentschaft ihres Mannes, Bill Clinton, als First Lady zuhause war (1993 – 2001).
Es gab schon vor ihr Präsidentengattinnen, die nicht bloß repräsentierten, sondern sich auch politisch engagierten: Allen voran Eleanor Roosevelt, die in den zwanziger Jahren für die Gleichberechtigung der Frauen sowie die Ächtung von Kriegen eintrat, sich nach der Amtsübernahme ihres Mannes, Franklin D. Roosevelt, in den dreißiger Jahren für die Aufhebung der Rassentrennung stark machte und nach dem Tod Präsident Roosevelts von dessen Nachfolger zur UNO-Delegierten der USA ernannt wurde (1945).
Auch Nancy Reagan, die selbst bei Pressekonferenzen ihres Mannes, Ronald Reagan, nicht von dessen Seite wich und zu diesem aufschaute, himmelte ihren Ronny nicht an, sondern passte auf, dass er bei der Beantwortung von Journalistenfragen nichts Falsches sagte, und raunte ihm manch einen Namen zu, der ihm partout nicht eingefallen war.
Aber falls die eine oder andere Präsidentengattin auf die Idee gekommen wäre, selber das höchste Amt in den Vereinigten Staaten anzustreben, hätte sie das seinerzeit vermutlich nicht ernsthaft erwogen – auch nicht Jackie Kennedy. Sie wurde zwar als First Lady zur Kultfigur und nach dem Tod ihres Mannes, John F. Kennedy, zur „Witwe der Nation“. Doch für sie schien es ebenso wie für andere Mitglieder der Kennedyfamilie selbstverständlich zu sein, dass nach dem tödlichen Attentat auf Präsident Kennedy (1963) dessen Bruder Bobby und nach dessen Ermordung (1968) Teddy, der jüngste Bruder, in die Fußstapfen des jeweils Älteren treten würde. Warum sollte es nicht eine der Schwestern sein – warum nicht Eunice, die sich mit der Rolle einer „höheren Tochter“ nicht begnügt hatte, die Special Olympics für behinderte Sportler ins Leben rief und sich um Hilfsprogramme zur Vermeidung von Teenagerschwangerschaften kümmerte, ihren Brüdern jedoch die politische Karriere überließ?
Aber die Zeiten und Verhältnisse haben sich seit damals Schritt für Schritt geändert. Als die Emanzipationsbewegung der Frauen sich immer fordernder bemerkbar machte, fand man auch in der politischen Männerelite Gefallen an dem Gedanken, dass eine Frau nicht bloß als First Lady eine gute Figur machen könnte, sondern auch als „running mate“ für das Amt des Vizepräsidenten in Frage käme. Und erzkonservative Männer der Republikaner begeisterten sich für Sarah Palin, die bei den Wahlen 2008 als Vizepräsidentin an der Seite von John McCain vorgesehen war. Wenn sie den Parteifreunden mit ihrer Teaparty-Weltanschauung mal wieder aus dem Herzen sprach, dann schwenkten sie ihre Cowboyhüte und jubelten ihr zu: „Go, Sarah, go!“ Doch es reichte nicht zum Wahlsieg. Ins Weiße Haus zogen die Obamas ein.
Hillary Clinton ist nun also die erste Frau, die ins höchste Amt der Vereinigten Staaten strebt und damit die indirekte Nachfolge ihres Mannes antreten will.
An dessen Seite konnte sie eine Menge an politischen Erfahrungen sammeln und mit ihm Triumphe feiern, musste mit sowie durch ihn aber auch manche Schmach erleiden: Beispielsweise als die von ihr angestrengte Reform des Gesundheitswesens bis auf wenige Teile vom Kongress abgelehnt wurde und als herauskam, dass Bill Clinton im Weißen Haus eine sexuelle Beziehung mit einer Praktikantin namens Monica Lewinsky gehabt hatte.
Falls Hillary die Wahl gewinnt, wünsche ich ihr eine glückliche Hand bei der Auswahl kluger Berater und eines hübschen jungen Praktikanten, der ihr ebenso gut tun könnte.
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