Mittwoch, 17. Dezember 2025

Kardinal Müller: Wie katholisch ist die deutsche Kirchenfiliale noch?

(David Berger) Der international bekannte Theologe und deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat in einem ausführlichen Interview mit dem in London erscheinenden „Catholic Herald“ klargemacht, wie wichtig ihm die Einheit der katholischen Kirche ist – und warum dies im Kontext des sogenannten Synodalen Sonderwegs in Deutschland in Gefahr ist.

Müller betont, dass die deutschen Diözesen untrennbarer Teil der weltweiten katholischen Kirche sind und nur dann wirklich katholisch genannt werden können, wenn sie Glauben, Sakramente und kirchliche Verfassung mit der universalen Kirche teilen. Eine „deutsche Nationalkirche“ nach anglikanischem oder protestantischem Muster lehnt er klar ab:

Synodaler Weg besitzt keinerlei lehramtliche Autorität

„Die deutschen Diözesen sind Teil der Weltkirche und nur insofern katholisch, als sie den katholischen Glauben, die Sakramente und die göttliche Verfassung der Kirche teilen. Die Organisation des sogenannten Synodalen Weges besitzt keinerlei lehramtliche Autorität und ist auch keine verfassungsgebende Versammlung, die befugt wäre, eine deutsche Nationalkirche nach anglikanischer oder protestantischer Prägung zu errichten.“

Er äußerte seine Besorgnis darüber, dass der deutsche Synodale Weg nicht die kirchliche Glaubenslehre weitergibt, sondern in manchen Punkten davon abweichen könne. Müller sieht hier die Gefahr, dass anstelle des unveränderlichen Glaubens eher gesellschaftliche Strömungen der Zeit aufgenommen werden:

„Wenn selbst das Lehramt des Papstes und der Bischöfe an die Offenbarung und ihre Verwirklichung in der Heiligen Schrift und der apostolischen Tradition gebunden ist – und keine der Offenbarung widersprechenden Lehren einführen kann –, dann gilt dies umso mehr für den deutschen Synodalen Weg. Er ist nichts anderes als ein häretischer Versuch, das christliche Menschenbild durch eine Genderideologie zu ersetzen und diese Verfälschung der Lehre einem naiven Publikum als deren ‚Weiterentwicklung‘ zu präsentieren.“

Niedergang der katholischen Kirche in Deutschland seit 1970

Kard. Müller bei der Romwallfahrt der Tradition in St. Peter (c) David Berger

Der Kardinal führt aus, dass in weiten Kreisen der Kirche zentrale Themen wie Gott, Christus, Heiliger Geist, Sakramente und ewiges Leben zu selten im Mittelpunkt stehen – und stattdessen oberflächliche Parolen, die sich an den Zeitgeist heranwerfen, dominieren. Diese hätten den massenhaften Auszug der Katholiken mit-verursacht:

„Die verheerenden Folgen des Progressivismus in Deutschland seit den 1970er Jahren zeigen sich in Massenaustritten aus der Kirche, leeren Priesterseminaren, geschlossenen Klöstern und einer erschreckenden Unkenntnis Gottes und des katholischen Glaubens – einer Unkenntnis, die der angelsächsische Bonifatius, der Apostel der Deutschen, bereits vor 1300 Jahren zu überwinden suchte.“

Ergänzend sei hier erwähnt, dass Deutschland zu Beginn der 1970er Jahre bereits schon einmal von einer synodalen Immunschwäche heimgesucht wurde: Die sog. Würzburger Synode, die von 1971 bis 1975 stattfand, legte die ideologischen Grundlagen für den von Kardinal Müller beschriebenen Niedergang.

Vorausgegangen war 1968 ein „katholischer“ Kirchentag in Essen, auf dem Transparenten mit den Motti „sündig statt mündig“, „gehorsam und neurotisch“ oder „alle reden von der Pille – wir nehmen sie“ von den Teilnehmern beklatscht wurden und so der Startschuss für das deutsche Schisma, das unter Anti-AfD-Bischöfen wie Bätzing derzeit auf einen neuen perfiden Höhepunkt hinstrebt, öffentlichkeitswirksam losgelassen wurde.

Einigkeit nur in der Wahrheit Christi

Die Kirche erneuere sich nicht, indem sie sich dem Zeitgeist anpasst, sondern indem sie das Evangelium immer wieder neu entdeckt und lebendig verkündet. Dieser Ansatz verbindet Treue zur Glaubensüberlieferung mit der missionarischen Aufgabe, die allen Christen zukommt:

„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich alle Katholiken in der Wahrheit Christi wieder vereinen müssen, der in der Person des heiligen Petrus und seines Nachfolgers – Papst Leo XIV. – ein dauerhaftes Prinzip und Fundament der Einheit im Glauben und der sakramentalen Gemeinschaft geschaffen hat (Zweites Vatikanisches Konzil, Lumen gentium 18).“

Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist ein hoch angesehener deutscher Geistlicher und Theologe, bekannt für seine tiefe Treue zur Lehre der katholischen Kirche und sein Engagement für die Einheit der Weltkirche. Auch in politischen Fragen (Corona-Hysterie, Impf-Religion, Soros, AfD usw.) äußerte es sich mutig und ganz im Geist der katholischen Kirche und der Menschenrechte. Er fungierte von 2002-2012 als Bischof von Regensburg: 2012 beruft ihn Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan (bis 2017), 2014 wurde er zum Kardinal ernannt.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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