Die Behauptung, die Gewalttäter in Gießen seien durch „Feixen und Grinsen“ von Mitgliedern der AfD zu ihren Straftaten herausgefordert worden, entbehrt nicht einer gewissen Komik, ist letztlich aber alles andere als zum Lachen. Gastbeitrag von Frank Steinkron.
Unterstellung durch bloßes Hörensagen: Um die gewalttätigen Ausschreitungen und kriminellen Blockadeaktionen linker und linksextremistischer Aktivisten gegen die AfD in Gießen zu rechtfertigen, führte der CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann an, Anhänger dieser Partei hätten die Demonstranten durch „Feixen und Grinsen“ regelrecht provoziert.
Natürlich wüsste man gerne, woher Herr Hoffmann diese Weisheiten hat. Schließlich kann er sich, wie er selbst zugibt, nur auf Hörensagen berufen. Vor Gericht hätte das bekanntlich keinerlei Relevanz, zumal derlei Gerüchte, sofern ohnehin nicht frei erfunden, bestenfalls von jenen stammen können, die sich selbst durch „Feixen“ und „Grinsen“ provoziert führten, also von den Gewalttätern. Wenn es also überhaupt Zeugen gibt, so sind diese höchst fragwürdig.
Der falsche Blick
Bedenklich ist indes, dass bloßes Feixen und Grinsen für Herrn Hoffmann die Anwendung von Gewalt rechtfertigen: Wer einen gewaltbereiten Antifanten frech ansieht, hat es offenbar nicht besser verdient.
Das erinnert einerseits an das Verhalten von Offizieren und Corpsstudenten im 19. Jahrhundert, die ein zu intensiven Blick als „Fixieren“ bezeichneten und mit der Herausforderung zum Duell beantworteten.
Man kann aber auch an die berüchtigten „Hunnenrede“ Wilhelms II. denken. Als der Kaiser die europäische Strafexpedition nach China entsandte, um den Boxeraufstand niederzuschlagen, sagte er, auf tausend Jahre hinaus werde es kein Chinese es mehr wagen, „einen Deutschen auch nur scheel anzusehen“.
Das verbotene Lachen
Eine noch größere Provokation als der falsche Blick scheint das Lachen zu sein. Mit ihm haben nicht nur Narzissten Probleme (es steht jedem frei, dabei an Annalena Baerbock, Robert Habeck oder Bärbel Bas zu denken); auch ideologische und religiöse Fanatiker, Gewaltherrscher und Tyrannen verstehen seit jeher keinen Spaß. Nichts ist für sie unerträglicher, als wenn sie oder ihre Lehren nicht ernst genommen werden.
Nachdem Jean Calvin im 16. Jahrhundert in Genf seine theokratische Schreckensherrschaft errichtet hatte, galt Lachen als ein unmoralischer Ausdruck diesseitiger Lebensfreude. Ein Vater, der bei der Taufe seines Kindes freudig strahlte, wurde sanktioniert.
Noch weniger Verständnis brachten die Nationalsozialisten für das Lachen auf. In mehreren Reden, darunter jener, die er am 8. November 1942 im Münchner Bürgerbräukeller hielt, stellte Hitler mit Blick auf die Ausrottung der Juden fest, von denjenigen, die damals über ihn gelacht hätten, lachten „unzählige“ nicht mehr und die, die noch lachten, würden „in einiger Zeit“ auch „nicht mehr lachen“.
Erschreckenderweise werden auch heute wieder geschichtsvergessene Stimmen laut, die das öffentliche Lachen über Politiker unter Strafe stellen wollen.
Zynische Täter-Opfer-Umkehr
Noch problematischer freilich ist die Behauptung, die AfDler hätten die Gewaltakte durch ihr Grinsen und Feixen selbst provoziert. Diese infame Täter-Opfer-Umkehr erinnert nicht nur auf fatale Weise an Äußerungen im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, Charlie Kirk habe eine Mitschuld an seiner Ermordung gehabt. Herr Hoffmann nutzte sie auch als Strategie, um von langer Hand geplante kriminelle Akte (in diesem Fall von steuerfinanzierten NGOs generalstabsmäßig vorbereitete und bezahlten Angriffe auf Infrastruktur und auf demokratische Grundrechte) als spontane Reaktion auf eine unstatthafte Provokation zu verharmlosen.
Und auch dies ist Ausdruck totalitären Denkens. Nach der Pogromnacht am 9. November 1938 sagte Joseph Goebbels sinngemäß, die Juden hätten sich die Angriffe selbst zuzuschreiben; letztlich habe sich in dieser Nacht lediglich der lang angestaute Volkszorn entladen.
Die „Sprache des Dritten Reiches“
Natürlich ist Herrn Hoffmann nicht zu unterstellen, dass er sich seinerzeit an der Brandschatzung von Synagogen, am Lynchen von Juden, am Kolonialkrieg gegen China oder an der Bestrafung lächelnder Väter beteiligt hätte oder dies im Nachhinein billigen würde. Und doch weisen seine Denkmuster eine ungute Näher zu dem auf, was der deutsche Literaturwissenschaftler Victor Klemperer als „Lingua Tertii Imperii“, als Sprache des Dritten Reiches, bezeichnet hat.
Eine solche Diktion ist nicht nur unmoralisch, sondern auch verlogen, besonders bei jenen, die bei Andersdenkenden ständig eine Nazi-Diktion oder einen „Hitler-Stil“ unterstellen – wie zuletzt beim Gründungskongress der „Generation Deutschland“.
Da mag manchem das Lachen in der Tat vergehen!
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