(David Berger) Gunnar Kaiser ist tot. Einer der wichtigsten Intellektuellen, der dem Corona-Wahn meinungsstark Paroli bot und tausende Menschen mit ihren nicht immer leicht zu artikulierenden Sorgen eine Stimme gab, ist nach einer schweren Krankheit am 12. Oktober verstorben.
Am 30. März 2022 hatte Gunnar Kaiser zum ersten Mal in einem Rubikon-Interview über seine Krebserkrankung sehr offen und für eine weitere Öffentlichkeit gesprochen. In den letzten Monaten mehrten sich dann v.a. bei Twitter die schlechten Nachrichten, Gunnar Kaiser habe nicht mehr lange zu leben bzw. liege im Sterben.
Zahlreiche seiner Leser bzw. Zuhörer riefen zu Gebeten auf, bedankten sich bei ihm in den sozialen Netzwerken. Exemplarisch für viele hier zwei der Kommentare:
„Gunnar Kaiser hat mir während des Wahnsinns unglaublich viel Kraft und Zuversicht gegeben. Gunnar, ich wünsche dir alles, alles Gute! Was du für die Menschen getan hast, ist in nichts aufzuwiegen.“
„Gunnar Kaiser, ein so guter, kluger und tiefgründiger Mensch, der mir durch so schwierige Zeiten half. Ich bete inständig für Dich. Du stirbst nicht, Du gehst nur heim und ich wünsche Dir Mut und Kraft für Deinen Weg. Gott hat für Dich reserviert, lieber Gunnar.“
„Es hat mich geschmerzt…“
Hier einer seiner letzten beeindruckenden Stellungnahmen zum Versagen der Intellektuellen in der Corona-Massenhysterie: „Ich bin enttäuscht – und das ist gut so. Was passiert eigentlich, wenn man merkt, dass man sich selber etwas vorgemacht hat? Und wie segensreich kann es sein, die Erwartungen von anderen nicht mehr erfüllen zu können?“
Statt eines ausführlichen Nachrufs sei hier ein Text von Gunnar Kaiser vom 1. Dezember 2020 zitiert – der Titel: „Vielleicht muss ich der Verzweiflung ihren Raum geben“
„Ich habe immer gedacht, ,emotionally unavailable’ zu sein würde mich schützen. I have my books and my poetry to protect me …
Auf eine gewisse Weise hat es das auch; die längste Zeit, was das angeht.
Diese Zeit ist nun vorüber. Es ist nicht gut, durch das Jahr und durch das Leben zu gehen, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
Es ist auch nicht immer gut, bei Rot zu stehen, nur weil die Leute es so machen.
Irgendwann muss man gehen, wie der Mensch in W. B. Yeats’ Gedicht über die Seeinsel von Innisfree:
I will arise and go now, and go to Innisfree,
And a small cabin build there, of clay and wattles made;
Nine bean rows will I have there, a hive for the honey bee,
And live alone in the bee-loud glade.
Ich habe mich immer gefragt, was es braucht, um aufzustehen und zu gehen, go to Innisfree. Auch wenn die Ampeln rot sind. Fehlt dir die Gelegenheit, der Zuspruch oder Mut? Die Sicherheit? Das ist es nicht.
Vielleicht muss ich der Verzweiflung ihren Raum geben. Mir etwas anmerken lassen.
Hinnehmen, was dieses Jahr verloren wurde, und die Trauer aushalten. Dass es nächstes Jahr kein Zurück mehr geben wird – hinnehmen und verzweifeln.
Und dann sich erheben und gehen:
I will arise and go now, for always night and day
I hear lake water lapping with low sounds by the shore;
While I stand on the roadway, or on the pavements grey,
I hear it in the deep heart’s core.
Dafür ist die Verzweiflung gut. Vielleicht muss ich ihr Raum geben. Und dann auf nach Innisfree.
Und hier sein letztes Video, inspiriert von Denkern wie den heiligen Kirchenlehrern Augustinus und Bernhard von Clairvaux:
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