Freitag, 19. April 2024

„Cancel Culture“ – Hoffnung am Horizont

Ein Gastbeitrag von Dominique Plich

„Kultur“ ist wahrscheinlich das am stärksten verbindende Element einer Gesellschaft. Leider ist sie schwer zu definieren, da jeder etwas anderes darunter versteht. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen „colere“, was soviel bedeutet wie „hegen, pflegen, bebauen, ausbilden und verehren“. Daraus lässt sich nun eine Menge ableiten. „Kultur ist Chaos, aber auch sinnstiftend. Kultur ist gleichzeitig grenzsetzend und grenzbrechend.

Kultur ist lebendig, sich ständig verändernd und entwickelnd, aber auch träge. Wenn nun eine Gesellschaft damit beginnt die freie Entfaltung von Kultur einzuschränken und politische Mittel dazu verwendet, diese Entwicklung zu unterbinden, dann haben wir im doppelten Sinn das neudeutsche Wort „Cancel Culture“. Zum einen eine Kultur des Verbietens und gleichzeitig ein Verbieten von Kultur. Und wenn selbst die taz feststellt, dass „Cancel Culture“ zu weit geht, dann ist es wirklich Zeit umzudenken.

Es bewegt sich etwas!

Der Journalist, Jurist und Autor Milosz Matuschek (l. © Enno Kapitza) ist einer der Freidenker in unserer europäischen Kultur und verbindet wie wenige andere freie Gedanken und damit freie Kultur von politisch ganz links bis ganz rechts. Kunst muss die Gesellschaft spiegeln dürfen, nur so erkennt man sich selbst, seine Hässlichkeit und Schönheit gleichermaßen. So verteidigt er in seiner NZZ Kolummne das Stelenfeld welches das „Zentrum für politische Schönheit“ in Björn Höckes Garten aufstellte genauso wie die Judenwitze von Lisa Eckhart. Darf Satire das, darf Kunst das? Nein, sie muss es sogar! (Zur aktuellen Entwicklung in Sachen Matuschek: NZZ feuert Autor nach Kritik an Corona-Politik)

Zusammen mit dem bekannten Autoren, Philosophen und YouTuber und Gunnar Kaiser (Foto u.) startet Matuschek einen Aufruf an Deutschland, Europa und die Welt, ein Appell für freie Debattenräume, gleichzeitig wird ein Fonds gegründet welcher über ein Crowdfunding finanzielle Hilfen für die wichtigen aber verstummten Stimmen unserer Zeit bereitstellen soll.

Wie schlimm ist die Situation?

Die Amerikaner sind uns in vielerlei Hinsicht oft einen Schritt voraus, vor allem wenn es um gesellschaftliche Entwicklungen geht. Der aufmerksame Beobachter sieht gerade eine Kultur entstehen, die George Orwells 1984 ad absurdum führt. Laute Minderheiten diktieren Politik und 2+2=5 ist keine Dystopie mehr, sondern Realität, wie eine kürzlich erfolgte Diskussion zwischen Dr. James Lindsay (Autor, Physiker und Mathematiker) und Nikole Hannah-Jones (Pulitzer-Preis ausgezeichnete Journalistin der NYT), erschreckend belegt.

Logik, Fleiß und wissenschaftliche Methodik werden kurzerhand als Rassismus gedeutet, wie kürzlich im aktuell gefeierten Bestseller „White Fragility“ von Robin DiAngelo geschehen. In einem andern aktuellen Bestseller „Caste“ von Isabel Wilkerson wird kurzerhand das heutige Amerika mit Nazideutschland gleichgesetzt. Die Amerikaner sind in der „Postmoderne“ angekommen und die ersten Auswirkungen davon erreichen gerade Europa.

© Fabian Jansen Photography

In diesem Zusammenhang entstand in Amerika ein Gegenpol von arrivierten Denkern, Philosophen, Journalisten, die weiterhin die Fackel der Aufklärung und der echten Debatte aufrecht halten, das sogenannte „intellectual dark web“. Zu diesem zählen unter anderem der jüdische konservative Anwalt Ben Shapiro, der Philosoph, Atheist und Neurowissenschaftler Sam Harris, der eher linksfreiheitliche und homosexuelle Journalist und Comedian Dave Rubin, der Psychologieprofessor Jordan Peterson und der Podcaster, Comedian und Sportkommentator Joe Rogan. Alle sind in der Mainstreampresse praktisch nicht mehr vorhanden aber mit Ihrer Reichweite stellen sie viele Pressehäuser weit in den Schatten.

Gemeinsam haben alle aber eines: Den Willen mit Fakten unvoreingenommen 4567 miteinander zu sprechen. Keine 30 Sekunden Wortfetzen, die aus dem Kontext gerissen Meinung bilden sollen, sondern stundenlange Gespräche und Debatten über die wichtigen Themen der Menschheit. So wird ein Millionenpublikum erreicht welches hungrig nach Sinnhaftigkeit und eben „Kultur“ ist. Davon sind Deutschland und Europa noch weit entfernt.

Ein erster Schritt

Die große Problematik ist, dass man um frei zu denken und dies öffentlich kundzutun auch finanziell unabhängig sein muss. Genauso muss man als freier Denker den Rückhalt spüren, den die Gesellschaft noch bieten kann. Das IDW-Europe soll dieses Netzwerk werden: Ein Signal für Kommunikationsbereitschaft ohne Kontaktschuld-Tabus, ein finanzielles Netz für diejenigen, die den Mut haben in die Öffentlichkeit zu treten und ein Forum für aufrichtige, grenzenlose Debatten.

Jordan Peterson bringt es in seinem inzwischen berühmt berüchtigten Interview mit Cathy Newman auf den Punkt:

„In order to be able to think, you have to risk being offensive“

(Um überhaupt denken zu können, muss man auch riskieren jemanden zu beleidigen)

In diesem Sinne soll dies ein Aufruf sein, sowohl den Rückhalt für Kulturschaffende durch eine Unterschrift zu zeigen, als auch innerhalb der Möglichkeiten jedes Einzelnen ein finanzielles Netz zu schaffen.

Danke an Milosz Matuschek und Danke an Gunnar Kaiser, dass Ihr den Stein ins Rollen bringt, der hoffentlich in einen Teich fällt und viele Wellen schlägt.

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PP-Redaktion
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