Sonntag, 17. November 2024

Nein, ich distanziere mich nicht!

Leider wurde ich von einer Veranstaltung ausgeladen, weil ich mich geweigert habe, mich von gewissen Leuten zu distanzieren. Aber so ist es nun mal, ich distanziere mich nicht auf Befehl! Ein Gastbeitrag von Gerd Buurmann

Natürlich bin auch ich gegen vieles. Ich bin gegen Sexismus, Rassismus und Antisemitismus. Ich hasse es, wenn Araber diskriminiert werden, weil es Rassismus ist, aber ich unterstütze es, wenn der Islam kritisiert und verarscht wird, weil es Aufklärung ist. Ich hasse es, wenn die Existenz Israels negiert wird, weil es Antisemitismus ist, aber ich unterstütze es, wenn die Politik Israels kritisiert wird, weil es Aufklärung ist. Ich hasse es, wenn Gesetze gemacht werden, die Frauen an den Herd zwingen, weil es Sexismus ist, aber ich verteidige das Recht jeder Frau, selbst zu entscheiden, was sie tun möchte, weil das Aufklärung ist.

Ich muss mich nicht distanzieren

Ich bin nicht gegen eine Partei oder gegen einen Politiker, ich bin für eine Partei und für gewisse Politiker. Ich bin nicht gegen eine Religion, sondern für eine Gleichberechtigung aller Religionen und vor allem für das Recht, alle Religionen gleichermaßen verarschen zu dürfen. Ich bin nicht gegen ein Land, sondern für jedes Land, in dem jeder Bürger das Recht hat, unabhängig von der Religion, dem Geschlecht oder der sexuellen Orientierung frei und gleichberechtigt zu leben.

Ich muss mich nicht distanzieren, denn sobald ich mich nur klar und deutlich positioniere und sage, wofür ich bin, lebe, liebe und kämpfe, wird es genug Menschen geben, die erklären werden, dass sie sich deswegen von mir distanzieren müssen. Sie werden die übelsten Dinge über mich verbreiten. Sie werden ihrerseits Mauern hochziehen, um mich auszugrenzen. Warum soll ich ihnen dabei helfen? Warum soll ich meine Kraft vergeuden und Mauern bauen, die eh gebaut werden?

Ich distanziere mich nicht. Ich nähere mich

Ich sage eher, was ich mag, wofür ich mich bewege und nicht so sehr, was ich hasse und wogegen ich stehe. Fordere mich nicht auf, mich zu distanzieren. Ich stehe nicht vor einem Gericht. Das Leben ist kein Gericht, in dem man steht. Das Leben ist ein Ort, in dem man sich bewegt und jeder Mensch entscheidet die Richtung selbst und ob er vorgefundene Wege nimmt oder sich in die Wildnis schlägt.

Schau Dir an, wofür und wohin ich mich bewege und entscheide, ob Du ein paar Schritte mit mir gehen möchtest.

Ich definiere mich aber nicht durch Ausgrenzung, sondern durch Bekenntnisse. Wenn eine Masse von Menschen sich formiert, nicht etwa um zu erklären, wofür sie sind, sondern wogegen sie sind, dann ist der gemeinsame Nenner dieser Menschen nicht etwas konstruktives, sondern etwas destruktives.

Ich bewerte Menschen nicht danach, gegen was sie sind oder von wem sie sich distanzieren, und vor allem bewerte ich Menschen nicht danach, was sie sagen, sondern danach, was sie tun.

*

Zum Verfasser: Gerd Buurmann spielt, schreibt, inszeniert, ist Bühnenmensch, Comedian, Erfinder von „Kunst gegen Bares“, schreibt „Tapfer im Nirgendwo“ und moderiert „Indubio“.

Der hier zweitveröffentlichte Beitrag erschien zuerst auf seinem Blog „Tapfer im Nirgendwo“.

Hier geht es zu seinem Twitter-Account.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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