Donnerstag, 25. April 2024

Zu meinungsstark: Harald Martenstein verlässt „Tagesspiegel“

„Die Aktivisten des Tagesstürmers haben es also geschafft: Sie haben mit Harald Martenstein den letzten Journalisten aus ihrem Haus gejagt“ (Paul Brandenburg)

(David Berger) Nach 34 Jahren verlässt der renommierte Journalist Harald Martenstein den „Tagesspiegel“. Auslöser war eine Kolumne, die der „Tagesspiegel“ zuerst veröffentlicht und dann ohne Rücksprache mit ihm gelöscht hatte. In dem Beitrag hatte Martenstein das Tragen von Judensternen auf Demos gegen die Impfdiktatur als „sicher nicht antisemitisch“ bezeichnet.

Einer der wenigen Journalisten, die der Gleichschaltung des Journalismus mit dem linksgrünen System Merkel mutig widerstanden hat, ist Harald Martenstein. Seine Kolumne im „Tagesspiegel“ war schon längst zur Kultlektüre geworden, die selbst Menschen, die Blätter wie den „Tagesspiegel“, kostenlos mitgenommen bei einer Werbeaktion am Ku-Damm, nur als Auslegepapier im Gemüsefachs ihres Kühlschanks benutzen, dazu brachte, das Blatt zu lesen.

Auch auf PP ließen wir Martenstein immer wieder zu Wort kommen. Ich selbst durfte ihn vor etwa vier Jahren in Berlin bei einem Abendessen kennen lernen und war tief beeindruckt von seiner Fähigkeit Probleme mit wenigen starken Worten klar auf den Punkt zu bringen. Was mich schon damals verwunderte, dass er nach wie vor die Stellung beim „Tagesspiegel“ hielt, den böse Zungen aufgrund seiner politischen Ausrichtung und seines Stils auch gerne „Tagesstürmer“ nennen.

„Ich bleibe bei meiner Meinung“

Nun der Paukenschlag: Auf der ersten Seite der heutigen Sonntagsausgabe des „Tagesspiegel“ kündigt Martenstein unter der Überschrift „Ich bleibe bei meiner Meinung“  an, dass er den „Tagesspiegel“ verlässt. Auslöser soll die Auseinandersetzung um eine Kolumne (siehe Foto rechts) sein, in der er „Judensterne“ auf Corona-Demos als „sicher nicht antisemitisch“ bezeichnet und die der „Tagesspiegel – ohne mit ihm darüber zu sprechen – kurzerhand gelöscht hatte:

„Es ist kein Geheimnis, dass die Chefredaktion des Tagesspiegels sich in aller Form von einem meiner Texte distanziert und ihn gelöscht hat. Ich war in diese Entscheidung nicht eingebunden.“

Und weiter: „Wie immer habe ich geschrieben, was ich denke. (…) Leute, die auf ihren Demos zur Vernichtung Israels aufrufen, sind etwas gefährlicher. Ich habe meine Meinung nicht geändert.“ Während sich der linke Internet-Mob in den sozialen Netzwerken über die Einengung des Meinungskorridors freut, bemerkt dazu sein Kollege Malte Lehming ironisch, ebenfalls Autor beim „Tagesspiegel“: „Schreiben, was man denkt? Das geht natürlich gar nicht.“

Er wisse, so Martenstein, dass seine Aussagen auch provozieren. Aber: „Genau dazu ist die Meinungsfreiheit ja da: um Dinge zu sagen, die manche nicht hören möchten.“

„Nur so kann man als Journalist glaubwürdig sein“

Wunderbar treffend und zugleich ein vernichtendes Urteil für den Nanny-Journalismus auch seine Rückschau in seinem Abschiedsartikel, den er auch auf seiner Facebookseite veröffentlichte:

„Von allen großartigen Journalisten, die ich beim Tagesspiegel kennenlernen durfte, war er, ein unbeugsamer Liberaler, einer der eindrucksvollsten. Er war nicht links, er war nicht rechts. Er war geradeaus. Bis heute denke ich, wenn ich mich an ein Thema setze, manchmal: „Was würde wohl Matthes dazu sagen?“ Mein Kollege Bernd Matthies schrieb über ihn, er habe „ein paar Mal die Empörung der halben Stadt West-Berlin derart auf sich gezogen, dass die ganze Stadt davon geredet hat – er war in seinen prononcierten Meinungen von politischen Lagern ebenso unabhängig wie von der eigenen Anzeigenabteilung.“

Das war meine Schule. Nur so kann man als Journalist glaubwürdig sein. Man sollte nicht Handlanger eines ideologischen Lagers sein, und man darf keine Angst vor Wutstürmen haben. Genau dazu ist die Meinungsfreiheit ja da: um Dinge zu sagen, die manche nicht hören möchten. Es zu tun, habe ich an dieser Stelle viele Jahre lang versucht, mal besser, mal schlechter, manchmal fehlerhaft. Ich danke all den Leserinnen und Lesern, die mich wieder und wieder ermutigt haben. Ich entschuldige mich bei denen, deren Briefe ich nicht beantworten konnte, weil die Zeit fehlte.“ (Quelle)

Trost für die Fans

Martenstein war seit 1988 (!) Redakteur des „Tagesspiegel“, vom dem sich nicht wenige nun wohl auch ganz verabschieden werden. Für seine Fans hält er aber einen Trost parat: „Wer meinen Sound gemocht hat, sollte regelmäßig die Wochenzeitung ‚Die Zeit‘ aufschlagen, dort findet man mich im Zeit-Magazin“.

Der eigentliche Verlierer des Konflikts, so scheint es jedenfalls, scheint nicht Martenstein, sondern der „Tagesspiegel“, der wiederum ein ganzes Stück konformer, berechenbar-langweiliger und damit verzichtbarer wurde.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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