Freitag, 29. März 2024

Dislikes weg – das Volk darf nur noch jubeln

Viele haben es vielleicht bemerkt, aber nicht weiter reflektiert: Youtube hat die Dislikes versteckt. Man kann sie nach wie vor vergeben, aber nicht mehr ihre Anzahl sehen. Was steckt da dahinter?

Anfang des Jahres machte ich in einem Blogbeitrag auf die krasse Dislikes-Vergabe zu politischen Ereignissen aufmerksam (Merkels Rede an die Nation, Bidens Inauguration). Während sich die Politikdarsteller als Repräsentanten der Demokratie feierten, waren die Kommentare deaktiviert und die Dislikes ließen Zweifel am Funktionieren dieser „Demokratie“ aufkommen.

Dislikes bei Youtube: Merkel und Biden unbeliebt
Screenshot-Collage

Seit November werden keine Dislikes mehr angezeigt

Man kann immer noch einen Daumen nach unten vergeben, die Anzahl der Dislikes aber bleibt verborgen. Die offizielle Begründung von Youtube für diese aktuelle Maßnahme, sinngemäß zusammengefasst (Achtung, Deja Vu): Man will dem Hass keinen Raum geben und seine Content-Creator schützen. Einmal mehr wird Kritik mit „Hass“ gleichgesetzt. Das Volk darf offenbar nur noch jubeln.

Mit dem gleichen Argument haben viele Nachrichtenmagazine auch die Kommentare deaktiviert. Zuviel „Hass“.

Selbst wenn dem so wäre, müsste man sich doch Gedanken machen, warum viele Menschen so unzufrieden mit einem Beitrag sind. In der Regel geht es aber gar nicht um Hass, sondern es steckt die gegenwärtige Tendenz dahinter, Kritik als „Hass“ zu empfinden, Gegenthesen zum gefühlten Konsens als „rechte Verschwörungstheorien“. Kritik wird offenbar nur als legitim empfunden, wenn sie zustimmt.

Was steckt hinter dieser neuen Zensur

Es geht mit Sicherheit nicht darum, Vlogger und „Youtube-Creators“ vor fiesen Hatern zu schützen. Wenn das ein Problem wäre, hätte man ja schon vor Jahren darauf reagieren können. Nein, es geht um die aktuelle Corona-Berichterstattung. Dort machten die Youtube-User immer wieder ihrem Unmut Luft. Vor allem die Beiträge der Öffentlich-rechtlichen und der Hofberichterstatter der Regierung (Welt, RND, FAZ) wurden mit Dislikes überschüttet. Unter anderem wohl auch als Reaktion darauf, dass die Kommentarbereiche deaktiviert waren.

Ein Tool macht die Dislikes wieder sichtbar

Nachfolgend einige Screenshots der letzten Wochen, bei denen ich mit einem speziellen Tool (Chrome, Firefox) die Dislikes wieder sichtbar machte. Ich empfehle jedem, sich das zu installieren.

Die obigen Screenshots zeigen allesamt Nachrichtenbeiträge, die von Youtube auf der Startseite als „Top-News“ oder „Covid-19 News“ angezeigt wurden. Interessanter Weise überwiegend Beiträge von „WELT“, sowie ARD und ZDF, also die regierungstreuen „Qualitätsmedien“.

Salamitaktik beim Etablieren der Zensur

Es sind die kleinen, fast unmerklichen Schritte, mit denen die Zensur, konkret ausgedrückt die totale Informationskontrolle, etabliert wird. Vorgeblich geht es ja nur um „Hass“. Und Fake-News. Und Volksverhetzung. Und es ist ja auch gar keine Zensur, weil: die Regierung tut doch nix!

Es ist ein grundlegendes Missverständnis, dass Zensur nur das direkte staatliche Eingreifen in Veröffentlichungen wäre. Nein, Zensur ist Informationskontrolle, darum geht es. Und die totale Informationskontrolle wird durch eine Fülle von kleinen Maßnahmen und Schritten, direkt und vor allem indirekt, immer weiter verwirklicht. Durch persönliche und geschäftliche Beziehungen, durch Unterwanderung von Gremien, durch indirekte Gesetze (es geht ja nur um „Hass“), durch das Etablieren von Narrativen, die Fake-News zu gefühlten Wahrheiten, und Fakten zu Fake-News (Verschwörungstheorien) machen, usw. usf.

Ich kann nur jedem empfehlen, sich ein Tool für seinen Browser herunterzuladen, um die Dislikes wieder anzuzeigen. Links folgen noch mal am Schluss des Beitrags. Leider kann man bereits einen Rückgang der Dislikes beobachten, weil viele Leute inzwischen meinen, es hat ja eh keinen Zweck.

Lauterbach zumindest freut sich

auch wenn er, wie fast immer, gar nicht versteht, worum es geht, und wie das mit diesen verflixten Prozenten funktioniert.

Lauterbach und die Dislikes

Tool zum Anzeigen der Dislikes

https://chrome.google.com/webstore/detail/return-youtube-dislike/gebbhagfogifgggkldgodflihgfeippi
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/return-youtube-dislikes/

oder einfach nach „Return YouTube Dislike Count“ suchen.

Aktion „Meine Weihnachtsgabe für Philosophia Perennis“

 

Pommes Leibowitz
Pommes Leibowitzhttps://pommes-leibowitz.com
Studium der Wirtschaftswissenschaften, danach als Analyst im Marketing eines globalen Konzerns tätig gewesen. Inzwischen selbständig. Zeitweise bei den Piraten und als Internet-Aktivist unterwegs, dabei diverse Kampagnen entwickelt. - Er sieht sich heute als Kolumnisten in Wort und Bild (Photoshop), der sich eher Fragen des Zeitgeistes als konkreten, aktuellen Ereignissen widmet.

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