(David Berger) Am 2. Oktober 2011 hat der FDP-Politiker Ramin Peymani das heutige wöchentliche Format seines Blogs „Liberale Warte“ gestartet. Schon bald feiert die Liberale Warte, die in den ersten fünf Jahren als „Klodeckel des Tages“ noch mit einem eher satirischen Anstrich daherkam, also ihr zehnjähriges Bestehen. Doch er zweifelt derzeit daran, ob es Sinn macht, weiterzumachen…
10 Jahre „Liberale Warte“ – eigentlich ein Grund zum Feiern, denn die Artikel der „Liberalen Warte“ gehören sicher mit zu dem besten, was die sog. „alternativen Medien“ in all diesen Jahren zu bieten hatten. Doch die Stimmung, mit der der Blogger auf das Jubiläum zugeht, ist nicht wirklich reine Freude: „Es wird ein Jubiläum mit gemischten Gefühlen.“ lässt er seine Leser wissen.
Was ist überhaupt noch zu retten?
„Mit ein bisschen Stolz schaue ich auf mehr als 500 Essays zurück, die vieles früh vorwegnahmen. Doch ich bin müde. Ich bin müde, Woche für Woche zu warnen, zu mahnen, zu argumentieren, zu erklären, aufzuwecken, anzuspornen und zu appellieren. Nur Ihre Unterstützung, Ihr Zuspruch und Ihr enormes Interesse an meinen Publikationen hat mich bis hierher getragen. Ich weiß aus Tausenden von Rückmeldungen, dass ich vielen von Ihnen dabei helfe, den Mut nicht zu verlieren angesichts des rasanten Verfalls von Demokratie und Rechtsstaat sowie der immer weiter um sich greifenden Drangsalierung durch menschenverachtende Ideologen. Ich möchte Ihnen, den freiheitlich gesinnten Bürgern, die sich den gesunden Menschenverstand erhalten haben, gerne auch künftig eine Stimme geben, doch es wird immer schwerer, die Kraft dafür aufzubringen.
Was ist noch zu retten in einem Land, das von einer Politikerkaste vereinnahmt worden ist, die das Gemeinwohl mit Füßen tritt, weil wir ihr nichts mehr anhaben können und Lobbyisten die ergiebigeren Argumente liefern? Wie will man auf der anderen Seite gegen ignorante Massen ankommen, die sich lieber in die Scheinwelt ihrer Tagträume flüchten, als den unbequemen Gedanken zuzulassen, dass ihr Weltbild einer Lebenslüge entspringt? Warum soll man sich verschleißen, wenn Argumente keine Wirkung mehr entfalten, weil die polit-medialen Agitatoren Emotionen als einzig geltenden Maßstab etabliert haben?“
Corona als Meisterstück der neuen Herrscherklasse
Dies zeige sich – neben vielen anderen Fehlentwicklungen der Gesellschaft und der politischen Landschaft besonders deutlich in der Corona-Krise: „Es scheint sich dabei geradezu um das Meisterstück der neuen Herrscherklasse zu handeln, die mit nonchalanter Selbstverständlichkeit den Rechtsstaat aus den Angeln hebt und Gesetzmäßigkeiten schafft, die noch vor kurzem völlig undenkbar schienen. Auch hier stützt sie sich auf undurchsichtige Modelle und willkürliche Grenzwerte. Was beim Klima so wunderbar funktioniert, ist für Corona gerade gut genug.
Wieder ist eine offene Debatte verpönt, weil Fakten das Narrativ stören und Sachargumente die mit viel Aufwand geschaffene Panik gefährden. Mit dem Totschlagargument des Rechtspopulismus wird ohnehin längst alles im Keim erstickt, was regierungskritisch daherkommt. Schöne neue Welt. Das Unheil hat seinen Lauf genommen und ich konnte es ebenso wenig verhindern wie die vielen Dutzend anderen Freien Autoren dieses Landes. Wir treffen auf Millionen von Menschen, mit denen es uns gelingt, die Totalitären auf ihrem Weg ein wenig zu bremsen. Doch wir können die gewaltigen Systeme nicht zum Stillstand bringen, die uns in jeder denkbaren Hinsicht überlegen sind, von der unbegrenzten Ausstattung mit Steuern und Lobbygeldern über die Kontrolle der verfassungsmäßigen Organe bis zur vollständigen Besetzung des öffentlichen Diskurses.
Sagen Sie mir, warum ich falsch liege…
Wenn ich so kurz vor dem zehnjährigen Jubiläum der Liberalen Warte also um Kraft ringe, sehen Sie es mir bitte nach. Möglicherweise tut sich ja doch noch etwas. Vielleicht spüren die wohlig Schlummernden, dass ihr jahrelanger Selbstbetrug ihre Lage verschlimmert hat. Vielleicht können die Regierenden irgendwann Kritiker nicht mehr folgenlos niederknüppeln lassen. Vielleicht siegt die Kraft des Faktischen. Ich zweifle. Sagen Sie mir, warum ich falsch liege und alles gut wird. Ich bin müde.“
(Die PP-Leser werden eingeladen, R. Peymani im Kommentarteil zu antworten)
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