Mittwoch, 25. Dezember 2024

Ruprecht Polenz – Lügen für die Wahrheit

Es gehört zum paradoxen Charakter des heutigen antifaschistischen Mainstreams, zu glauben, man müsse mit Unwahrheiten und Unaufrichtigkeiten dem „Nie wieder!“ zum Siege verhelfen. Ein Gastbeitrag von Stephan Eissler

Schon öfter in der Geschichte waren die Herolde des ideologischen Mainstreams der festen Überzeugung, mit offensichtlichen Unwahrheiten einer vermeintlichen „Wahrheit“ zum Siege verhelfen zu müssen.

Das nahm jedoch nie ein gutes Ende. Vor allem nicht in der deutschen Geschichte! Trotzdem kehrt das „Lügen für die Wahrheit“ gerade wieder. Und zwar ausgerechnet durch jene, die am lautesten „Nie wieder!“ rufen. Hier ein Beispiel.

Ruprecht Polenz schreibt nach den Ereignissen rund um das Kapitol allen Ernstes folgendes:

[…] Zur Ikonographie des Angriffs auf das amerikanische Parlament gehört der fellgekleidete Mann mit Hörnerhelm. Man sollte das nicht für ein Karnevalskostüm halten. Der Mann verkleidet sich als Thor, Symbol für white supremacy. […]

Fehlende Fakten

Wer sich die Fotos von dem Mann anschaut, der erkennt unschwer, dass sich die Behauptung von Herrn Polenz auf genau KEINE Fakten stützt (ein recht gutes Foto von besagtem Mann gibt es hier) Nicht nur, weil dieser Mann keinen Hammer, dafür aber einen Speer in der Hand hält, sondern weil auch alle anderen Äußerlichkeiten eher darauf schließen lassen, dass der Mann für seine Kostümierung Anleihen bei den nordamerikanischen Ureinwohnern nahm. Tatsächlich würde das Sinn ergeben – allerdings einen völlig anderen, als Ruprecht Polenz zu konstruieren versucht.

Und wer sich zwei Minuten Zeit für eine kurze Recherche nimmt, findet das Offensichtliche auch tatsächlich an vielen Stellen im Internet bestätigt. Beispielsweise schreibt die BILD folgendes:

[…] Jake Angeli (32) ist ein rechtsextremer Aktivist aus Arizona. Er ist glühender Trump-Fan und zeigt sich schon seit Jahren mit seiner Verkleidung.

Sich selbst bezeichnet Angeli als Schamanen. Vor einem Jahr schrieb er auf Facebook: „Ich befinde mich seit über einem Jahrzehnt auf dem schamanischen Weg und verfüge über zahlreiche unterschiedliche Fähigkeiten und Gaben.“ […]

Dogmen statt Vernunft

Ruprecht Polenz zeigt mit seiner Aussage also recht anschaulich, wie sehr man hierzulande bestimmte Dogmen verinnerlicht hat. Offenbar so sehr, dass gewisse Behauptungen inzwischen nicht nur völlig ohne Fakten auskommen, sondern den Fakten gerne auch mal zuwiderlaufen dürfen… Viel wichtiger scheint zu sein, dass sich das Behauptete „richtig“ anfühlt, weil es so wunderbar in das übergeordnete (in diesem Fall: antirassistische und antifaschistische) Narrativ passt.

Ein solches Vorgehen lässt sich meiner Meinung nach recht treffend als „Lügen für die Wahrheit“ beschreiben.

Es gehört zum paradoxen Charakter des heutigen antifaschistischen Mainstreams, zu glauben, man müsse mit Unwahrheiten und Unaufrichtigkeiten dem „Nie wieder!“ zum Siege verhelfen.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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