(David Berger) Zum Abschluss des Tages wieder einmal ein paar sehr persönliche Zeilen von mir. Als ich heute im Gesangbuch, das aus dem Nachlass meiner Großmutter stammt, blätterte, stieß ich auf ein Lied, das ich seit meinen Kindertag kenne – aber lange nicht mehr gehört oder gesungen habe.
Als ich den Text, der zum ersten mal im Jahr 1727 in einem Kölner Gesangbuch abgedruckt wurde – las, kam mir ein Augenblick aus meinen Jugendjahren in Erinnerung. Es muss um das Jahr 1983 gewesen sein. Ich sehe das Szenario noch ganz lebendig vor Augen:
In der geräumigen Kapelle des damaligen Seminars St. Maurus, das als katholisches Knabenseminar dem Gymnasium der Benediktinerabtei Münsterschwarzach angeschlossen war, kniete ich mit etwa hundert anderen Jungs von der fünften bis zur 13. Klasse geordnet nach Alter mit den Gleichaltrigen in der Bank. Am Rande jedes Jahrgangs die meist noch sehr jungen Präfekten in ihrem schwarzen Habit der Benediktinermönche. An der Orgel saß ein Siebtklässler, der bereits in seinen jungen Jahren ein immer gut gelaunter und sehr umgänglicher, begnadeter Musiker war.
Die heilgen Wunden dein – mir sollen Ruhstatt sein für meine Seele
Die Abendandacht kurz vor dem Bettgehen ging zu Ende und zum Abschluss sangen wir aus vollen Kehlen das Lied „In dieser Nacht, sei Du mir Schirm und Wacht“. Die Atmosphäre in dem Internat war eher herb und wenig fromm, aber in diesem Augenblick war etwa zu spüren, das größer war, als wir alle zusammen und uns doch ganz nah. Und das vermutlich nicht nur für mich als eine große Geborgenheit in der Welt des Katholizismus spürbar war.
Diese etwa 2 Minuten gehören für mich mit zu jenen schicksalhaften Augenblicken, die mein ganzes späteres Leben entscheidend mitgeprägt haben. Und die ich – trotz aller schwerer Herausforderungen, vor die mich der Katholizismus auch stellte – auf keinen Fall missen möchte.
In dieser Nacht, sei du mir Schirm und Wacht;
o Gott, durch deine Macht wollst mich bewahren
vor Sünd und Leid, vor Satans List und Neid.
Hilf mir im letzten Streit, in Todsgefahren.
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O Jesu mein, die heilgen Wunden dein
mir sollen Ruhstatt sein für meine Seele.
In dieser Ruh schließ mir die Augen zu;
den Leib und alles Gut ich dir befehle.
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O große Frau, Maria, auf mich schau;
mein Herz ich dir vertrau in meinem Schlafen.
Auch schütze mich, Sankt Josef, väterlich.
Schutzengel, streit für mich mit deinen Waffen.
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