(David Berger) Denunziation in allen Varianten hat Hochkonjunktur. Und das nicht nur in Deutschland. Andere auszuspionieren und dann zu melden, ist in der EU zur Bürgertugend schlechthin geworden. Jetzt sollen auch unsere privaten Nachrichten auf Whatsapp ausspioniert werden. Avaaz hat sich zum Ziel gesetzt, „die größte WhatsApp-Beobachtung ins Leben rufen – rechtzeitig vor den EU-Wahlen“.
Die Organisation ruft nun ihre Mitglieder auf, politisch nicht korrekte Nachrichten, die sie auf Whatsapp etwa von einem Freund oder Familienmitglied erhalten, zu melden.
Für alle, die Avaaz nicht kennen: „Avaaz ist eine international tätige soziale Bewegung, die 2007 von dem kanadisch-britischen Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Ricken Patel gegründet wurde und vor allem Online-Aktivismus bzw. Cyberaktivismus über das Internet betreibt. (Quelle). Finanziert wird es – laut Wikipedia – unter anderem von den George Soros‘ Open Society Foundations. Aber das haben Sie sich vermutlich schon gedacht.
Auch „seltsame“ Nachrichten melden!
In der Nachricht, die Avaaz an zehntausende E-Mail-Adressen geschickt hat, heißt es:
„Kanzlerin Merkel hoffe auf 12 Millionen Flüchtlinge, Renate Künast finde Kindesmissbrauch in Ordnung und die Schulstreiks für Klimaschutz seien zentral gesteuert… In Deutschland werden WhatsApp Chats und andere soziale Netzwerke mit solchen Nachrichten geflutet. Und sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind völlig falsch!
Und das ist wahrscheinlich nur der Anfang: Brasiliens neu gewählter Präsident der extremen Rechten ließ auf WhatsApp HUNDERTE MILLIONEN Nachrichten verbreiten — mithilfe von falschen Profilen. Diese Strategie hat ihm geholfen, die Wahl zu gewinnen. Und jetzt haben es die extremen Rechten auf die Europawahlen abgesehen!
Wir wollen die größte WhatsApp-Beobachtung ins Leben rufen
WhatsApp sagt: Wenn niemand über die Existenz von Falschnachrichten rapportiert, können sie auch nichts dagegen tun. Doch es gibt eine Million AvaazerInnen in Deutschland und viele von uns nutzen WhatsApp. Wenn wir alle jetzt damit beginnen, verdächtige Nachrichten umgehend zu melden, können wir die größte WhatsApp-Beobachtung ins Leben rufen — rechtzeitig vor den EU-Wahlen.
Wenn Sie WhatsApp nutzen, machen Sie jetzt mit: Klicken Sie auf den grünen Knopf in dieser E-Mail um WhatsApp zu öffnen und schicken Sie uns ein kurzes “Hallo”. Speichern Sie unsere Nummer in Ihren Kontakten. Und wenn Sie eine Nachricht erhalten (haben), die seltsam oder rassistisch ist, die zu Gewalt aufruft oder wahrscheinlich falsch ist — leiten Sie uns diese umgehend an 015735992265 weiter. “
Dort wartet auf Ihre Nachrichten eine Art Stasizentrale, in der nach Angaben von Avaaz „60 Analysten, Forscherinnen, Journalisten und Aktivistinnen zusammen arbeiten, um Desinformation und Hassbotschaften in sozialen Netzwerken aufzuspüren und zu bekämpfen.“
Motto: Lieber zuviel denunzieren als zu wenig
User sollen sich selber nicht so viele Gedanken machen, ob etwas illegal sein könnte, sondern möglichst rasch alles melden, was ihnen irgendwie „komisch“ vorkommt. Komisch ist dabei für Avaaz – was die angeführten Beispiele zeigen – anscheinend alles, was nicht der linksgrünen Ideologie entspricht.
In der mail heißt es: „Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf: Leiten Sie verdächtige Nachrichten einfach weiter. Das Avaaz-Team wird diese kontinuierlich lesen und die eingehenden Tipps – zusammen mit Faktenprüfern und Partnern – untersuchen. Alles mit dem Ziel, Falschnachrichten aufzudecken, darüber zu berichten und sicherzustellen, dass WhatsApp Maßnahmen ergreift.“
Die Demokratie mit undemokratischen Mitteln retten?
Bereits das NetzDG von Heiko Maas, das im vorletzten Jahr vom Bundestag verabschiedet wurde, hat die Grundlagen für eine solche Denunziation vertraulich weitergereichter Nachrichten gegeben. Whatsapp scheint über die Aktion informiert und diese mitzutragen.
Das Bizarre: Avaaz begründet seine ganze Aktion, damit die Demokratie schützen zu wollen. Es ist fraglich, ob es vor diesem Hintergrund in der EU das untrennbar zur Verfassung demokratischer Staaten gehörende Grundrecht, das die Unverletzlichkeit des Postgeheimnisses und des Fernmeldegeheimnisses garantiert, überhaupt noch gibt.
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