Ein Gastbeitrag von Horst G. Herrmann
Alle Wege führen nach Rom. Und weil der Heilige Zeigeist mit von der Partie ist, dürfte sich Greta Thunbergs Passion dort in der Karwoche vollenden:
Bei den »Fridays for Future«, diesem ewigen Palmsonntag mit seinen Hosianna-Rufen konnte es auf Dauer nicht bleiben. Spätestens seit dem Beginn der Schulferien kippt die Stimmung unter den Jüngern und Jüngerinnen. Wie schon einmal vor 2000 Jahren verlassen sie massenhaft ihren Meister, bzw. nun die Meisterin. Abtrünnig, weil reiselustig geworden, posten sie klimavergessen aus Mallorca oder von den Fidschi-Inseln, während Greta sich anschickt, die letzten Meter ihrer Klima-Passion mit sehr viel weniger Getreuen anzutreten.
Nicht Jerusalem, Rom ist ihr Ziel. Die ewige Hauptstadt der Doppelmoral, der Lippenbekenntnisse, der Wasserverschwendung aus tausenden von Brunnen. 2500 von ihnen sind sogenannte Nasoni, aus denen Tag und Nacht Trinkwasser läuft.
Benvenuto, Greta; willkommen im Rom der Zweitaktmotoren, der Vespa und der millionenfachen ad-blue-freien, sprich: Harnstoff-freien Verbrennung von Diesel. Überhaupt: »Diesel«. Die klassische Pilatus-Frage nach der Wahrheit – und diese Frage muss kommen, »damit sich das Schriftwort erfüllt« – die Frage nach der Diesel-Wahrheit könnte in bel paese auch mit der Designer-Modemarke »Diesel« beantwortet werden. Wir ahnen: wer – wie Greta – schwarz oder weiss, wer die Eindeutigkeit liebt, hat in Rom in Nullkommanix eine Dornenkrone auf.
Dazu passt, dass zwei Termine, zwei Stationen Gretas in Rom frühzeitig feststanden: im Senat trifft sie auf die Pharisäer und Schriftgelehrten, die schachernden Emissionshändler auf Kosten der nächsten Generation. Und im Vatikan kommt es zur Begegnung mit Franziskus, dem dogmatischen Luftikus; Laudato si´–Autor, gleichzeitig meilensammelnder Vielflieger, senator lounge-gestählt. Der Jesuitenpapst hat nichts Verwerfliches an Greta finden können, im Gegenteil: er hat sie gelobt, seine Hände in Unschuld gewaschen und kann am weiteren Procedere der Karwoche ungerührt festhalten. Ecce Greta!
Greta wird das Klimakreuz schultern müssen. Allein. Sie wird wie jeder Messias leiden – bis zum bitteren Ende: bis zum Ende der Schulferien. Ob danach mit ihrer Wiederauferstehung zu rechnen ist? Mal sehen. Ein Etappenziel von Gretas Passion, das unter Jüngern und Jüngerinnen bereits kursiert, lässt noch Luft nach oben: »Santa subito!«
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Zum Gastautor: Horst G. Herrmann, Essayist und Buchautor.
Sein Im Moralapostolat. Die Geburt der westlichen Moral aus dem Geist der Reformation war 2018 eines der am meisten besprochenen philosophisch-theologischen Bücher. Mehr dazu hier.
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