Ein Gastbeitrag von Alexander Glück
Es ist löblich, wenn die Jugendlichen von heute endlich einmal für ihre Anliegen den Hintern bewegen. Es wird auch Zeit, möchte man als Kind der Siebziger sagen, wenn man selbst schon mit zwölf Jahren in Bonn gegen den NATO-Doppelbeschluß demonstriert und sich als junger Demonstrant gegen die Startbahn West, Atomkraft und Tierversuche eingesetzt hat. Von den Spätergeborenen gab es praktisch nichts in dieser Richtung, und deshalb erscheint es mehr als unglaubwürdig, wieso auf einmal spontan in neunzig Ländern ausgerechnet die Schulen bestreikt werden, um „das Klima zu retten“. Ausgerechnet die Schulen. Ausgerechnet während der Unterrichtszeit. Das ist gesteuert. Und gesteuert war zumindest die westdeutsche Friedensbewegung, in der ich naiv mitlief, ebenfalls.
Statt Wissenschaft und Aufklärung irrationale Dogmatik
Zunächst: Die Schule zu bestreiken, ist das Signal, sich der Bildung zu verweigern. Im Fall der Klima-Schulstreiks ist dieses Signal besonders problematisch, weil hier statt Bildung, Wissenschaft und Aufklärung einer relativ irrationalen Dogmatik gefolgt wird: Der Mensch sei Verursacher des Klimawandels und ebensogut könne der Mensch diesen Vorgang aufhalten. Das ist zweimal grenzenlose Selbstüberschätzung abseits überprüfbarer Fakten.
Drittens: Was Deutschland oder Österreich zum Ausstoß von Treibhausgasen beitragen, spielt sich weit hinterm Komma ab. Selbst wenn wir also von heute auf morgen wieder in die Vorindustrialisierung zurückkehren würden, hätte dies praktisch keinen Effekt.
Viertens: Es ließe sich an jeder Schule in Erdkunde, Physik oder Chemie faktengestützt erörtern, ob der Anstieg von CO² Ursache oder Folge der Erderwärmung ist.
Fünftens gibt es sehr gute Gründe für die Annahme, daß die Folgen des Massenflugverkehrs für die Erderwärmung erheblich schwerer wiegen als die der Industrie oder des Autoverkehrs.
Sechstens könnte jeder, der in der Schule Erdkunde hat, wissen, daß es nicht „das Klima“ gibt, sondern verschiedene, über die Erde verteilte Klimazonen, die sich auch gegenwärtig sehr unterschiedlich entwickeln, und daß der in den vergangenen Jahren feststellbare Anstieg der Durchschnittstemperatur völlig im Rahmen dessen verläuft, was sich auf der Erde in der Vergangenheit immer wieder abgespielt hat.
Vor dreißig, vierzig Jahren trommelten die Grünen landauf, landab wegen der demnächst kommenden Eiszeit. Nun ist es trotzdem löblich, wenn Schüler sich aktiv und sichtbar für ihre Anliegen einsetzen. Auch, wenn es naiv ist, aber wenn es wenigstens echt ist. Und das ist es nicht.
„Ooo I’m a rebel just for kicks now, (…) We could fight a war for peace“ (Uh, ich bin ein Rebell, jetzt nur zum Spaß, (…) wir könnten einen Krieg führen für den Frieden (Songtext von Dunez, Rebel just for Kicks, 2017)
Als ich Ende der achtziger Jahre Schüler jenes sehr linken Wiesbadener Oberstufengymnasiums in Wiesbaden war, auf dem weiland auch die RAF-Terroristin Birgit Hogefeld (und auch Wolfgang Grams) die Schulbank gedrückt hatten, kündigte sich eine weitere der berüchtigten hessischen Bildungsreformen an. Wir verstanden gar nicht so genau, um was es dabei eigentlich ging, irgendwie waren die Informationen plötzlich da. Wir fürchteten das Zentralabitur, schlechtere Vorbereitungsmöglichkeiten und Verhältnisse wie in Bayern. Tatsächlich wäre der einzige spürbare Effekt der von uns bekämpften „Abi-Deform“ wohl nur der gewesen, daß joviale linke Lehrer ihren Schülern keine diskreten Tips mehr hätten geben können.
Protest muss konfrontativ sein
Wir waren hochmotiviert und bestreikten die Schule. Das war für uns eine riesige Sache, und Unterricht wollten wir trotzdem: autonom, in Arbeitsgruppen, zu wirklich spannenden Themen. Ein Englischlehrer, den ich sehr schätze, meinte damals, das sei etwa so sinnvoll wie ein Streik der bildenden Künstler. Wir brachten die Wiesbadener Stadtpolitik zum Rotieren, die damals auch eher links war (Exner/Goldmann) und sollten die Schule für eine Mark „mieten“, damit alles versicherungsrechtlich seine Ordnung hat. Schulleiter Atzert lieh uns für solche Anlässe immer gerne sein Megaphon. Das Mietangebot schlugen wir wohl auch aus, so wäre es ja kein Streik gewesen. Denn Protest muß konfrontativ sein, das ist vielleicht der größte Unterschied zu heute. Die 68er ließen sich von berittener Polizei zusammenknüppeln, die Startbahn-Gegner bekamen den Wasserwerfer mit Tränengas zu spüren. Die Menschen bei den Aufständen in der DDR 1953, in Ungarn 1956 und in der Tschechoslowakei 1968 haben direkt in die Geschützrohre russischer Panzer geschaut. Jahrzehnte zuvor hatten sich die von Gandhi geleiteten gewaltfreien Aufständischen von der britischen Kolonialmacht zusammenschießen lassen.
Heute dagen fahren jugendliche Smartphone-Süchtler zur Klimademo, weil die Schule ausfällt (Schilder: „Wäre heute Samstag, wäre ich nicht hier“) und werden dafür von allen Seiten gelobt. Durch diese Rückkopplung, insbesondere seitens der Politik und der Medien, entsteht so etwas wie hysterischer Überschwang. Die Anliegen der Demonstranten werden nicht am Widerspruch des Establishments verhandelt, sondern ihr Schwung wird allseits verstärkt. Genau das ist der Grund, warum Demonstrationsanliegen ohne diese Rückkopplung, beispielsweise „Kandel ist überall“, „Pegida“ oder auch die Gelbwesten-Bewegung im Vergleich zu dieser Bewegung aussehen wie kleine Heischegänge an Sankt Johannis.
In Wirklichkeit hatten sie die Bildung und wir hatten die linken Lehrer
Unser Protest gegen die Bildungsreform war seinerzeit unser tiefempfundenes Anliegen, aber es war uns eingeflüstert worden. Denn wen hatten wir als Vertrauenslehrer? Stramme GEW-Genossen. Und was machten die? Sie setzten sich in unsere SV-Stunde und gaben die „richtigen“ Stichwörter. Und was machen linke Lehrer ohnehin immer? Sie ermuntern dazu, „Gesicht zu zeigen“, „seine Anliegen zu vertreten“, „sich einzusetzen“, „etwas für die Veränderung der Gesellschaft zu tun“ und so weiter. Wenn wir also wieder einmal demonstrierten und die Bierstadter Straße hinunterliefen, vorbei an der Privatschule Dr. Obermayr, dann hielten wir die dortigen Schüler für angepaßt und dämlich. Denn in unserer systemkritischen Weltsicht waren wir arrogant. In Wirklichkeit aber hatten sie die Bildung und wir hatten die linken Lehrer.
Wie ist das nun jetzt? Greta Thunbergs Vater ist Redenschreiber, er kennt sich mit politischen Kampagnen aus und ist sehr gut vernetzt. Er instrumentalisiert sein krankes Kind und macht es zum Rattenfänger für die Jugend der Welt. „Fridays for Future“ ist eine perfekt inszenierte PR-Kampagne, was sich schon daran zeigt, einen Schulvormittag für die Demonstrationen auszuwählen: Denn während der Unterrichtszeit sind alle Schüler disponibel, keiner hat irgendetwas anderes vor. Hinter der Kampagne stehen handfeste Macht- und Geldinteressen, und vermutlich läßt sich auch hier mit Leichtigkeit eine Verbindung zu George Soros finden.
Gretas Schustreik: Von langer Hand geplant
Keine Bewegung ohne eine gute Geschichte: Die kleine Greta fing „einfach so“ mit dem Schulstreik an. Das stimmt so nicht, wie man mittlerweile mit einer einfachen Internetrecherche herausfinden kann. Die Idee mit dem Schulstreik kam auf dem Global Youth Summit 2015 auf, im selben Jahr wurde auch die PR-Kampagne entwickelt. Das Global Youth Summit wird von der Plant-for-the-Planet Foundation organisiert, und die gehört zum „Club of Rome“ (Rockefeller) und zur „German Marshall Plan Foundation“, in Deutschland werden beide von Frithjof Finkbeiner verantwortet, der auch für die Plant-for-the-Planet Foundation zuständig ist.
Der Einfluß US-amerikanischer Machtkreise auf diese Strukturen ist evident. Finkbeiner machte 2009 mit seinem Sohn Felix (damals 12, der hatte angeblich die Idee, Millionen Bäume zu pflanzen) genau das, was heute Svante Thunberg mit seiner Tochter Greta macht, die inzwischen „einfach so“ von dem schwedischen Finanzinvestor Ingmar Rentzhog gemanagt wird. Der gründete 2017 eine Klimaschutz-Aktiengesellschaft und ist Mitglied von Al Gores „Climate Reality“-Projekt.
Aus diesen Kreisen kam die Idee, nur wird sie auf der unteren Ebene von anderen umgesetzt. Wenn man sich das Impressum der deutschen „Friday for Future“-Internetseite ansieht, stößt man auf Vertreter der linksalternativen Szene. Das ist nicht zu verurteilen, aber daran zeigt sich, daß der Protest eben nicht, wie man uns weismachen will, spontan losbricht, sondern organisiert und gelenkt ist. Es ist dann auch überhaupt nicht verwunderlich, daß die Demonstrationen selbstverständlich einen sichtbaren Drall „gegen Rechts“ haben.
Grenzenlose Beklopptheit dieser Lifestyle-Aufständischen
Wie gesagt: Es ist sehr löblich, wenn junge Menschen für ihre Anliegen auf die Straße gehen. Wenn sie nur verstehen könnten, daß sie als tumbe Verfügungsmasse disponiert werden. Naiv und idealistisch waren wir auch früher, als wir nicht wußten, daß die DDR unsere Friedensbewegung über die DKP beeinflußte und finanzierte. Das wußten nicht einmal die einfachen DKP-Mitglieder!
Heute, wo jeder, wirklich jeder Jugendliche das relevante Wissen der Welt in der Gesäßtasche spazierenträgt, könnten sie es wissen, wie sehr sie sich benutzen lassen. Und darin zeigt sich die grenzenlose Beklopptheit dieser Lifestyle-Aufständischen.
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