Freitag, 22. November 2024

Spanien, die Bayernwahl und die Alpenpravda

Die gestrige Wahl in Bayern zog auch im Ausland das Interesse an. Spanische Medien berichteten in einem Umfang, der für eine deutsche Landtagswahl ungewöhnlich sein dürfte. Ein Bericht aus der Provinz Malaga.

rtve ist die größte spanische, “öffentlich-rechtliche” Senderkette und überträgt -Spanisch ist Weltsprache- in 5 Kontinente. Am Nationalfeiertag dieses Wochenende prägten vor allem umfangreiche Berichte über Militärparaden, königliche Empfänge etc. die Nachrichtensendungen – die Spanier sind schließlich eine stolze und selbstbewußte Nation. Man feiert den “Dia de la Hispanidad” mit spanischer Fröhlichkeit und -einer für uns Deutsche bedauerlicherweise unverständlichen- Selbstverständlichkeit.

El Söder en Espagna

Dann trifft Einen fast der Schlag, als der Söder Markus, den ganzen Bildschirm ausfüllend, heruntergrinst und aus Marktoberdorf den ganzen Optimismus der CSU, die vor einem bedeutenden Wahlsieg zu stehen scheint, in die Welt hinausträgt. Ein Eindruck, der sicher genauso falsch ist, wie die Alphörner, die in Marktoberdorf eigentlich nicht mehr hingehören. Aber es sieht halt so idyllisch aus.
Und dann erfährt die spanischsprechende Welt, dass in Bayern eine Epoche zu Ende geht würde. Eine Epoche jahrzehntelanger Einparteienherrschaft, in der Bayern vom armen Agrarland zu einem modernen, aber immer noch traditionsbewußten Land wurde.

Die Alpenpravda sorgt für das politisch korrekte Bild im Ausland

Sehr spannend ist es auch, den Einfluß von deutsche Kooperationsmedien zu sehen. TVE übernimmt teilweise wohl Material der Alpenpravda.
Und siehe da, einmal werden der CSU 35%, einmal 33% prognostiziert und die Grünen werden bei munteren 20% gesehen und sind die große Alternative. Groß im Bild dabei: eine Bekannte von mir, die bei den Berliner Grünen ist. Naja, beginnt ja auch mit B.
Anders als in bundesdeutschen Talkshows wird sogar die AfD erwähnt. “Derecha extrema” als “extreme Rechte” wird sie tituliert. Ein Begriff, der in Spanien üblicherweise für faschistische Parteien verwendet wird.
So entsteht dann der Eindruck, dass Deutschland in Richtung Faschismus geht, also eine klare Rufschädigung unseres Landes und eine Beleidigung für Millionen demokratischer Wähler. Dass die AfD -etwa in der Migrationspolitik- recht nahe an der Partido Popular, der liberal-konservativen vielmaligen spanischen Regierungspartei ist, würde zwar den Tatsachen entsprechen, passt aber nicht ins Programm. Dass die CSU unter Strauß die AfD rechts überholen würde, weiß man wohl nicht.

Aber man ist sich bewusst, dass es nicht nur um Bayern geht, sondern auch um die Position der Bundeskanzlerin Merkel. Die Gezeitenwende in Deutschland ist also Thema auch in Spanien.

Der Bericht geht dann nahtlos über in einen Bericht der Demonstration gestern in Berlin. Und auch hier ist (bewusste) Fehlinformation Programm. Kein Wort von den linksradikalen Verfassungsfeinden oder den radikalen Islamisten unter den Teilnehmern.
Berichte von der Wahl sind dann extrem kurz, Einblendungen von Merkel, Seehofer und Söder und der Hinweis auf die zu Ende gegangene Periode absoluter Mehrheiten der CSU.

Patrizia von Berlin
Patrizia von Berlinhttps://philosophia-perennis.com/
Für die Freiheit nicht lügen zu müssen. Eine Lebensweisheit, die ich vor vielen Jahrzehnten von Reiner Kunze (Die wunderbaren Jahre) erhielt. Ich lernte, was das Wichtigste für ihn war, als er in den freien Westen ausgesiedelt wurde. Nicht Reisen, nicht die Genüsse der Welt. "Dass ich nicht mehr lügen muss", war seine Antwort.

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