Montag, 9. Dezember 2024

Das Kuckucksei im (Oster-)Nest

Ein Gastbeitrag von Josef Hueber

“ Der ausgebrütete Kuckuck wirft weitere im Nest befindliche Eier oder bereits geschlüpfte Jungvögel aus dem Nest.“ ( Wikipedia) 

Kein tierisches Produkt kennt eine gleichrangige Popularität wie das Ei. Dies geht soweit, dass Hühner in ihrer Fließbandproduktion des ovalen Wunderdings, weil serienmäßig und kalt verwaltet, von wirren Köpfen – überwiegend aus der Veganerszene – eine Gleichsetzung mit Holocaust-Opfern über sich ergehen lassen mussten. Auch dies eine schräge Sicht: Ostern wird in Umfragen von Interviewpartnern gelegentlich als das „Fest des Hasen“ deklariert.

Wenngleich Meister Lampe nicht mit der Produktion, sondern mit der Lieferung von Eiern beauftragt ist. Der Hase sozusagen ein moderner UPS- Eiermann.

Lassen wir uns auf eine kleine intellektuelle, spielerische Eiersuche ein.

Ostern wird immer noch gefeiert. Es ist einfach nicht totzukriegen. Wie kann man auch etwas totkriegen, was vom Kern her bedeutet, dass der Tod nicht das sinnlose Finalissimo unserer Mikroexistenz bedeutet?

Trotz allem, was Heerscharen von Atheisten und Naturwissenschaftler dagegen einzuwenden hatten und noch haben?

Die Auseinandersetzung zwischen den Kombattanten in Gottesfragen begann im tiefen Brunnen der Vergangenheit, nicht erst mit der Aufklärung oder mit Nietzsches Verdikt, dass Gott tot ist. Und sie hat sicherlich noch nicht ihr Ende gefunden mit dem britischen Evolutionsbiologen Dawkins, der die Gottesfrage für so endgültig mit NEIN beantwortet hält wie die Frage, ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel ist. Sein kleines Problem: Es sind nicht alles Dummköpfe, die ihm das nicht „glauben“ wollen.

Die blutlose, schwammige Bekenntnisfreudigkeit christlicher Glaubensrepräsentanten zum unverwechselbar Christlichen in unfreundlichem Ambiente (Kreuzabnahme von Kardinal Marx und Bischof Bedford-Strohm am Tempelberg !), die sich widerstandslos, qua gutwilliger Assoziation durchsetzende Vernebelung christlicher und muslimischer Gottesvorstellung zum Zwecke des gutmenschlichen „interreligiösen Dialogs“ – das alles ist die schrittweise, bedingungslose Kapitulation vor einer Religion, die den Bau einer Moschee als demonstrative, sieghafte Landnahme während ihres verordneten Glaubenskrieges versteht.

Das alles ist –Tacheles redend – nicht nur eine religiöse, sondern auch eine kulturelle Kapitulation.

Europäische Philosophie, Kunst und Wissenschaft – wie sähen sie aus ohne christlichen Nährboden? Leicht zu beantworten: Es gäbe sie nicht! Wenngleich das unverwechselbar authentisch Christliche häufig auch gegen das institutionell Christliche verteidigt werden musste, so ist der Sieg des Authentischen, das sich in dem Bekenntnis zu seinem Gründer Jesus implizit und untrennbar auch zu gleicher Menschenwürde von Mann und Frau, Schutz des Lebens, aufgeklärter Gesinnung, Toleranz sowie wehrhafter Intoleranz gegenüber dem religiös Intoleranten zeigt, die eigentliche Würde der christlichen Religion. Und dies bedeutet, christlich gesehen, Leben.

Das ist der Sinn von Ostern, wie ihn auch nachdenkliche Gegner des Christlichen (ohne die Überzeugung ewigen Lebens) nachvollziehen können. Das Ei als Symbol des (von christlichen Werten geprägten) Lebens erhebt die Eiersuche über die reine Jux-Aktivität. Für Christen hilft Jesus beim Suchen.

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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