Sonntag, 22. Dezember 2024

Russland Safari – 5. Kapitel III-IIII: Mücken

III

Das Land wurde hügelig und offener. Zur Linken begleitete uns jetzt die Wolga. Zunächst als ein Geist, dessen Gegenwart nur vage zu spüren war. Stets hielt sie sich hinter der übernächsten Anhöhe uneinsehbar versteckt. Keinen noch so kurzen Anblick gewährte sie uns. Und selbst wenn es mir gelungen sein sollte, ihr Antlitz für einen kurzen Moment zu erhaschen, so hätte ich doch nicht gewusst, ob sie es tatsächlich war. Zu sehr nahm mich außerdem das Staunen über so vieles andere gefangen. Auf mehreren hundert Kilometern dieses sanften Auf und Ab breitete sich nicht mehr überwiegend Wald aus, sondern – soweit das Auge schweifen konnte – adrette Baumgruppen, dunkelgrüne Wiesen und hellgrüne Felder, die allmählich ins Gelbe übergingen. Es war einer der schönsten Streckenabschnitte bis Nowosibirsk.

Auch die russischen Fernstraßen beeindruckten mich. Sie trugen Namen der Gebiete, durch die sie führen oder in denen sie enden. Die M7 beispielsweise hieß „Wolga“ und war Teil der 5320 Kilometer langen E22, die in Holyhead/Wales begann, über Manchester, Amsterdam, Hamburg, Stralsund, Norrköping, Riga und Moskau führte und in Ischim, im asiatischen Teil Russlands, endete. Wie zwei Atome auf einer elektromagnetischen Umlaufbahn waren wir Teil eines größeren Ganzen – irgendwo auf einer Straße zwischen der Irischen See und Westsibirien, irgendwo zwischen 73 Längengraden.

Als ersten großen Fluss überquerten wir die Sura, die von Süden kam und wenige Kilometer weiter nördlich in die Wolga mündete. Ihr Anblick traf mich mit voller Wucht. Es gibt meiner Meinung nach kaum beeindruckendere Bilder von Flüssen als jene der Wolga und ihrer satt-breiten Nebenläufe, denen die grünen Hügel aus irgendeinem unverständlichen Grund einst ein Bett gegeben und in welches sich Sura, Wolga, Oka, Kama und Wjatka hineingelegt hatten, wie ein fetter Gangsterboss in die weichen Seidenkissen einer sündhaft teuren Hotelsuite.

Die Brücken über einige dieser Flüsse zeugten noch von der nachrevolutionären Ära, der sowjetischen Erschließungsepoche. Über eine oder zwei mussten wir uns im Kriechtempo tasten, derweil ich hoffte, der Bretterbelag, welcher den Asphalt ersetzte, würde auch unserer Überquerung wie hundertausender anderer zuvor standhalten. Doch damit kein Missverständnis aufkommt: Solche heiklen Abschnitte waren nicht die Regel. Im Gegenteil. Sie waren Relikte und zu sagen, die russischen Straßen wären eine Katastrophe und es würde nichts gegen ihren Verfall, nichts für ihren Erhalt getan, wäre eine glatte Lüge. Tatsächlich war ich von kaum einem Umstand mehr angetan als von Fleiß, Dimension, Geschwindigkeit und Akkuratesse, mit denen in Russland der Straßenbau vorangetrieben wurde. Doch dazu später mehr.

Am Nachmittag lag eine trockene Wärme über dem Land. Sima wollte die Klimaanlage laufen lassen. Ich fand, bei 24 Grad Außentemperatur könne man es auch ohne sie aushalten. Er drückte trotzdem auf AC. War es dann kalt geworden, drückte ich AC wieder heraus. Dann wartete er, bis es wieder warm geworden war und schaltete die Anlage wieder ein. So ging das hin und her. Rechts und links der M7 ragten Pappeln, Schwarzerlen, Birken und Linden wie Säulen in die Höhe und verwandelten die Straße in einen sonnendurchfluteten Portikus, dessen Dach die Baumkronen und der blaue Himmel waren. Um uns wogte das junge Korn wie eine rollende See. Noch 100 Kilometer bis Kazan. Vor uns fuhr der erste Ausländer seit Moskau – ein Franzose in einem alten, silberfarbenen Toyota LandCruiser J8, der letzten Baureihe im klassischen Design. Der Franzose gefiel mir. Er fuhr kaum 80 Stundenkilometer, deutlich langsamer als wir. Aus dem herunter gekurbelten Fenster ragte sein Ellbogen, die andere Hand hatte er lässig am Lenkrad. Er fuhr allein. Der Mann war über 50, unheimlich braun gebrannt – ein dunkles Goldbraun – und schien vollkommen entspannt. Ich stellte mir vor, dass seine Frau ihn verlassen hatte. Und er, um den Kopf wieder frei zu kriegen, sich eines französischen Morgens einfach in seinen alten LandCruiser gesetzt, den Zündschlüssel umgedreht und beschlossen hatte, soweit zu fahren, wie ihn diese alten Räder bringen würden. Bis es nicht mehr weiter ging. Bis Wladiwostok. Ein fantastischer Plan. Fahren, immer weiter fahren und die Alte vergessen. Genau so sah er aus. Wenn dem so sein sollte, dann schien es ihm schon wieder richtig gut zu gehen…

Wir überholten ihn. Sein hochgekrempeltes Safarihemd, das er bis zur Hälfte der Brust aufgeknöpft hatte, flatterte im Fahrtwind. Siehe, ein Mensch…, lächelte ich in mich hinein.

Sima, ich will, dass wir von jetzt an ordentliche Pausen machen. Es wird jeden Abend irgendwo geschlafen. Und wir fahren auch nicht mehr bis zur völligen Erschöpfung. Ich will, dass wir ausgeruht sind. Es kommt mir nicht darauf an, so schnell wie möglich in Nowosibirsk zu sein. Ich will REISEN, verstehst du? Nicht einfach nur fahren, nicht hirnlos dahinter hetzen. Sondern REISEN. Das bedeutet, ich will auch etwas sehen unterwegs.“

Sima schwieg. Dann sagte er: Ist dein Auto. Du kannst bestimmen. Ich habe immer gesagt, ich bin nur Passagier.“

Gut“, meinte ich. Damit war das geklärt. Ich kam zum zweiten Punkt:

Ich will durch Kazan fahren. Morgen. Das heißt, wir fahren heute nicht mehr allzu weit.“

Sima schwieg.

Warst du schon einmal in Kazan?“

Nein.“

Echt jetzt? Du bist jahrelang in Russland herum gefahren und warst nie in Kazan?“

Nein. Ich muss das nicht sehen. Das interessiert mich nicht.“

Das Wort „interessiert“ sprach Sima, wie später auch Victor, mit deutlicher Akzentuierung der zweiten Silbe aus: „interessiert“.

Siehst du – mich interessiert sowas.“

Warum?“

Wie sollte ich das Sima erklären? Die Stadt war das Zentrum des russischen Islam. Schon durch ihren märchenhaft klingenden Namen übte sie eine seltsame Anziehungskraft auf mich aus. Überhaupt fand ich die Kombination von Russland und Islam sagen wir mal … exotisch. Russland war für mich christlich-orthodox. Dass es im Land mit Tatarstan eine Art religiöser Großenklave inklusive eigener Hauptstadt gab, fand ich ungeheuer spannend.

Würde man Kazan die geistige und architektonische Verwandtschaft zum Orient ansehen? Was waren das für Menschen, jene Tataren? Irgendwie klang dieses Wort für mich nach einem wilden, gefährlichen Menschenschlag. Ich sah sie vor mir, säbelschwingend zu Pferde, Angst und Schrecken verbreitend. Wie sahen sie heute aus? Liefen sie in langen Gewändern herum? Waren sie auf Ausländer schlecht zu sprechen? Und dann die Sorge um den Bus. Gab es unter ihnen … Diebe? Oder gar brutale, gemeine Menschen? Weil: Irgendwo mussten wir ja übernachten. Mir war ein wenig unwohl bei dem Gedanken, in Tatarstan zu zelten. Ich fürchtete, jemand könnte es mitbekommen und uns nachts zusammen mit ein paar anderen einen unfreundlichen Besuch abstatten. Doch sagte ich Sima nichts davon. Stattdessen fragte ich ganz allgemein:

Ist es gefährlich, in Russland irgendwo auf der Wiese zu übernachten?“

Weiß auch nicht“, meinte Sima. „Narmalerweis ich habe immer auf Rastplatz geschlafen. Immer bei Tankstelle, wo Menschen sind. Aber du willst ja nicht. Ich habe schon gemerkt.“

Na jetzt sag‘ doch mal, wie gefährlich es ist …“

Kann man nicht sagen. Ich habe schon gehört von eine Mann, der Auto verkaufte. Im Ural haben ihm Banditen Autoreifen drüber gesteckt und ihn in Wald angezündet. Ich weiß auch nicht. Kann schon gefährlich sein. Manchmal. Aber narmalerweis ich glaube nicht.“

Mir wurde anders. Kein schöner Gedanke, von Banditen ermordet zu werden. Jetzt wollte ich es aber wissen.

Was sind Tataren für Menschen? Schlechte Menschen?“

Vorhin hatte Sima herumgeeiert. Doch dass ich Russen verdächtigen konnte, schlechte Menschen zu sein, lockte ihn aus der Reserve. Er klang jetzt fest und überzeugend:

Tataren sind gute Menschen, sehr freundlich und helfen immer gerne. Man braucht keine Angst haben. Sie sind ganz, ganz freundliche Menschen. Freundlichste Menschen von Welt.“

Wie erleichtert war ich, das zu hören! Nicht nur, dass ich das hatte hören wollen, dass ich genau das dringend gebraucht hatte. Ich wusste auch – hatte es deutlich empfunden – dass Sima in diesem Moment nachgegeben und etwas Wahres ausgesprochen hatte. Ich brauchte mich vor einer Übernachtung in Tatarstan nicht zu fürchten. Trotzdem hieß es natürlich, auf der Hut zu bleiben. Bald fand ich ein schönes Plätzchen. Zwischen den Alleebäumen führte ein Feldweg einen Hügel hoch. Hinter uns war die Straße frei; keiner würde unseren Abstecher mitbekommen. Ich fuhr so weit, bis wir hinter dem Hügel verschwanden und man uns von der Straße aus nicht mehr sehen konnte. Es gab da auch ein kleines Wäldchen. Die Aussicht über die Wolga-Niederung und den gegenüberliegenden Hügelkamm war schlicht grandios. Ich dachte an Jenseits von Afrika, an die weite Savanne. So ähnlich war es hier. Ein sehr guter Ort, um Rast zu machen. Auch Sima schien zufrieden. Er nickte. Wenn da nur nicht etwas ganz Furchtbares gewesen wäre …

IIII

Mücken!

Kaum, dass wir ausgestiegen waren, hatten sie Witterung aufgenommen und umschwirrten uns zu Abertausenden. Eine völlig neue Erfahrung, denn bisher waren wir verschont geblieben. Unfassbar – wie konnte ein solch lieblicher Ort, wie konnte einem eine so pittoreske Aussicht, ein solcher Naturfrieden, wie konnten einem diese wogenden Getreidefelder, diese herrliche Stille und diese beruhigende Weite – wie konnte einem all dieses Schöne von … von … diesen Quälgeistern derartig verleidet werden! Wir schlugen um uns. Mit Handtüchern. Wir rannten. Gott sei es gedankt, hatte ich mich auf diesen Krieg vorbereitet: mit NoBite. Sima, der davon ausgegangen war, dass wir durchfahren würden, hatte natürlich nichts dabei. Wie er überhaupt so gut wie nichts dabei hatte, außer diesem unglaublich schweren Koffer, der nie geöffnet wurde. Er bat mich, ihm etwas von meinem Spray abzugeben. So leid es mir tat, das kleine, unverschämt teuere Spray mit jemandem, der keinerlei Vorkehrungen getroffen hatte, teilen zu müssen – denn es würde für sechs Wochen reichen müssen, und ich wusste nicht, was mir noch bevor stand – Sima tat mir noch mehr leid. Als wir uns beide eingesprayt hatten, stachen sie uns wenigstens nicht mehr. Aber sie krabbelten noch auf uns herum. In die Ohren, in die Augen, auf den Haaren, auf der Kopfhaut und unter die Kleidung.

Wir müssen Feuer machen“, rief ich.

Sima war bereits losgezogen und brachte Äste. Die waren für meinen Geschmack alle aus viel zu feuchtem Holz, denn er brach sie frisch von den Bäumen. Ich zweifelte, dass daraus je ein Feuer werden würde. Ich hatte aber auch keine Lust, ihn zu kritisieren. Doch es gelang Sima tatsächlich, ein Feuer zu entfachen – wenigstens so weit, dass unglaublicher Rauch entstand und die Mücken vertrieb. Dann holte ich aus der Ausrüstungskiste eine Flasche Brennspiritus, gab ordentlich davon darüber und wir ließen es lodern, wie die Herren der Flammen. Feuer für euch, ihr Mücken! Sima freute sich. „Klasse! Kein Problem mit Spiritus!“

Bald hatte sich eine schöne rote Glut gebildet und wir brauchten nur noch nachzulegen.

Ich sagte, „Ich hatte nicht gedacht, dass du aus dem feuchten Holz Feuer machen kannst.“

Sima grinste: „Ich weiß schon, dass du gedacht hast.“

Wären wir Freunde gewesen, hätten wir uns jetzt abgeklatscht. Aber Sima war nicht der Typ dazu. Stattdessen ging er zum Auto und holte seinen eingeschweißten Bauchspeck. Er schnitt kleine Streifen davon ab, spießte sie auf einen Stock und hielt sie ins Feuer. „Haben wir früher zu Hause immer so gegessen.“ Dabei führte er eine Hand zum Mund, mit der er eine Kugel zu formen schien und küsste mit einem lauten Schmatzer seine Fingerspitzen. „Super-gut! Wir hatten immer Schwein und andere Tiere. Ein Haus. War schön. Vorrat in Keller. Alles, viele Gläser mit Früchte für Winter. Und Fleisch. So lecker … Aber Haus verkauft, wenn ausgewandert nach Deutschland.“

Sima erzählte das erste Mal von sich. Freiwillig.

Warum seid ihr ausgewandert?“

Als mein Vater gestorben, meine Mutter wollte nach Deutschland. Sie dachte ist besser. Ich wollte nicht. Aber konnte nichts machen.“

Denkst du manchmal daran, wieder zurückzugehen?“

Ja schon. Oft. Aber Mutter ist allein. Ich kann sie nicht ganz allein lassen. Sie hat zwar eine deutsche Nachbarin, mit der sie manchmal geht spazier. Aber Mutter spricht nicht Deutsch. Wenn Nachbarin erzählt, macht Mutter immer hmm, hmm, hmm, aber sie versteht kein Wort.“

Er hielt mir ein Stück Speck hin. Es schmeckte fantastisch. Sima freute sich. Ich bot ihm Senf an – meine Lieblingssorte, den einfachen Bautzner, ohne den ich nicht einmal nach Russland fahren wollte. Sima meinte, seine Mutter würde selber Senf machen. Und er beschrieb mir, wie sie ihn herstellte. Ich holte Brot und spendierte zwei Bier. Außerdem hatte ich noch ein paar Tomaten. Wir teilten alles, aßen gemeinsam, saßen am Feuer auf einem tatarischen Feld und erzählten. Das war der schönste Abend, den ich mit Sima hatte.

Nachdem wir gegessen hatten, wollte ich ein Spiel versuchen und bat Sima, zwölf Dinge zu nennen, die er auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Es könne sich dabei um alles handeln – Menschen, Gegenstände, sogar ganze Städte oder auch Zustände wie „Erfolg“. Wichtig sei nur eines: Er müsse es sagen, ohne lange darüber nachzudenken. Leider war gerade jene dazu nötige Spontaneität nicht Simas Stärke. Sima war ein sekptischer, ja sogar misstrauischer Typ und ahnte wohl, dass dieses Spiel auch ein wenig Kontrollverlust bedeuten mochte. Weshalb die zwölf Dinge für ihn (und mich) zu einer absurd schweren Geburt wurden, bei der mehr als einmal als Hebamme dienen musste, weil Sima schlicht nichts mehr einfallen wollte, das er gern mit auf die Insel nehmen würde. So fragte ich, ob er dort beispielsweise auch angeln wöllte, was ihn nach längerem Abwägen davon überzeugte, Angelausrüstung mitzunehmen. Auch die Freundin, die Sima nicht hatte, entrang ich seinem Widerstreben nur durch heldenhaft-penetrantes Nachhaken.

Am Ende stand auf Simas Liste folgendes:

Leben wie in Russland

Gesundheit

Glück

Familie und Freunde

Waffe

sein früherer Hund

Auto

Lebensmittel

gute Arbeit

Freundin

Ausrüstung

Information

Derjenige, der die zwölf Dinge genannt hat, muss nun – so die Regel des Spiels – gedanklich jeweils zwei Dinge miteinander kombinieren und das sagen, was ihm als Erstes dazu einfiel. Erstens wird mit Zweitens, Drittens mit Viertens kombiniert und so weiter. Auf diese Weise erhält man sechs neue Begriffe, die ebenfalls wieder paarweise miteinander kombiniert werden. Sinn und Zweck des Spiels ist die finale Assoziation, die sich aus dem letzten Begriffspaar ergibt. Angeblich sollen Psychologen diese Methode entwickelt haben, um herausfinden zu können, was jemandes derzeitiges großes Thema ist, worum all seine Gedanken kreisen – auch ohne, dass derjenige sich dessen bewusst ist. Ich hatte das „Spiel“ schon mehrfach an mir selbst ausprobiert und war jedes Mal von dem eindeutigen Ergebnis überrascht gewesen.

Bei Sima blieb am Ende stehen: Familie

Er gestand, das träfe durchaus zu: „Familie ist nun mal Wichtigste, oder?“ Gleichzeitig rügte er, dass ich ihm nicht von Anfang an gesagt hatte, worum es ginge. Hätte er es nämlich gewusst, hätte er nicht mitgespielt. Sehr übel schien er es mir aber nicht zu nehmen. Sima war clever und konnte sein Verhalten neuen, für ihn wichtigen Informationen rasch anpassen. Ich hatte den Eindruck, das Spiel bestätigte ihn insgeheim in einer Sache, die er in stiller Genugtuung für sich behielt.

Die Dämmerung schritt unaufhaltsam voran. Ich schärfte Sima noch einmal ein, dass ich am nächsten Morgen ausschlafen wolle und baute das Zelt auf, peinlichst darauf bedacht, das Innenzelt geschlossen zu halten, damit keine Mücken hinein kamen. Sima hatte das Pech, zum Schlafengehen kurz die Heckklappe des Busses öffnen zu müssen. Auch hatten wir idiotischerweise als wir angekommen waren die Türen eine Zeit lang offen gelassen. Bevor ich ins Zelt schlüpfte, sah ich ihn im Bus einen hoffnungslosen Kampf kämpfen. Er schlug mit einem Handtuch um sich. Erst im Finsteren, dann bei angeschalteter Innenbeleuchtung. Später hörte ich ihn dumpf vor Wut und Verzweiflung brüllen; Sima wurde gefoltert. Der Arme …

So schnell ich auch den Reißverschluss auf- und wieder zuzog: sieben oder acht Mücken gelang es dennoch, sich ins Zelt zu schmuggeln. Ich konnte sie jedoch alle töten und hatte zum ersten Mal auf unserer Reise eine ganz normale, erholsame und friedliche Nacht.

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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