Sonntag, 24. November 2024

Heftig geschminkte Politiker wie aus einem billigen Zombie-Film

Ein Gastbeitrag von Marcus Franz

Wenn wir Europäer es nicht schaffen, die okzidentale Kultur zu revitalisieren, dann werden auf unserem Kontinent in naher Zukunft die Untoten die Abwicklung des Abendlandes übernehmen. Schon jetzt kann man jede Menge blutleerer, aber heftig geschminkter Gestalten in der Politik und im öffentlichen Leben beobachten, die einem bei näherer Betrachtung vorkommen wie die Schauspieler aus einem schlechten Zombie-Film.

Die Werte des Abendlandes – nur noch BlaBla

Fast alle, die von Rechts wegen etwas zu reden, aber offenbar nichts mehr zu sagen haben, plappern von den Werten des Abendlandes. Der eine oder die andere erwähnt sogar leise so etwas wie die Leit-Kultur, aber kaum einer hat den Mumm, diese klar zu definieren geschweige denn sie auch wirklich verteidigen zu wollen. Was soll man auch verteidigen, wenn man kein klares Bekenntnis zu irgendetwas abgibt?

Betroffenheitstheater als Zeichen der Haltung?

Das einzige, was alle noch können und wozu alle im Brustton der gespielten Überzeugung stehen, das ist die Mitwirkung im allgemeinen Betroffenheitstheater, wenn in einer europäischen Stadt eine Bombe hochgeht oder irgendwo ein Auto in eine Menschenmenge rast. Da ist das offizielle Europa stark, da wird so getan, als würde man das Heft nun herumreißen und das Abendland gemeinsam retten wollen. Nicht mit uns, so wird skandiert, wir lassen uns Europa nicht nehmen!

Ha. Ha.

Die „wahren“ Anliegen

Ein paar Tage später ist nämlich alles wieder beim Alten und die „wahren“ Anliegen Europas quellen einem aus den Medien entgegen. Da wird etwa um die #EheFuerAlle gekämpft, als sei sie das Kulturgut der Zukunft. Dabei ist sie doch nur ein weiterer Sargnagel für die Kultur des Westens. Da wird vom Gendern und von der Frauenquote gefaselt, als seien diese die Rettung des unterdrückten Weibes aus seiner vom Manne verschuldeten Unmündigkeit.

Dabei interessieren Gendern und Quote die Frauen genau null – die meisten haben nämlich verstanden, dass die Quote eine Abwertung der Frau darstellt. Und schließlich wird von Gleichheit und Gerechtigkeit geschwurbelt, als hätte erst gestern die Französische Revolution begonnen – dabei hat es noch nie eine Ära gegeben, wo der Einzelne so viele Möglichkeiten und Ansprüche gehabt hat wie heute. Sogar jene, die über die Grenze nach Europa hereinspazieren, haben Rechte, von denen sie in ihrer Heimat nur träumen können. So what?

Die Gründe für diesen Verfall

Das öffentliche Leben Europas befindet sich in der Geiselhaft der als Humanisten daherkommenden Kulturmarxisten und ihrer Epigonen, die aus dem legendären linken Thinktank namens Frankfurter Schule heraus ihre apodiktischen Wertbestimmungen für den Westen vollzogen und ihre gut ausgebildeten Agenten über Jahre hinweg in die Redaktionen und Parteizentralen eingeschleust haben.

Keine Verschwörungstheorie

Keine Angst, das ist weder eine Verschwörungstheorie noch eine Erfindung: Wir wissen aus Studien, dass die deutschsprachigen Redakteure mehrheitlich links und somit der Doktrin der Frankfurter Schule nahe sind. Es gibt im deutschsprachigen Europa auch kaum eine politikwissenschaftliche oder publizistische Fakultät, die nicht  linksdominiert wäre. Und es gibt nur ganz wenige kultur-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Thinktanks, die sich mit weltanschaulichen Theorien rechts der Mitte beschäftigen.

Das Gleichheitsdenken als Quelle der Dekonstruktion

Der Kultursozialismus als Weiterentwicklung Freud`scher und marxistischer Theorien ist der Quell der europäisch-abendländischen Krise. Und der Ursprung dieser Quelle ist das Gleichheitsdenken:

Wer alles für gleich gültig hält, für den ist letztlich alles gleichgültig. Daraus entsteht unweigerlich ein in der argumentativen Sackgasse endender und alles vernichtender Nihilismus. Es fehlen den vielen Abendländern, die solcherart vom Kultursozialismus beeinflusst oder gar dominiert sind, die letzten und schlüssigen Argumente, warum man die europäische Kultur eigentlich noch hochhalten oder verteidigen sollte.

Wenn andere Kulturen gleich viel wert sind, dann ist es ja in der von der Frankfurter Schule beeinflussten Denke völlig egal, welche Kultur man annimmt oder welche man lebt. Mit der Gleichheitsphilosophie zerstört man naturgemäß die Unterschiede und man macht Wertungen unmöglich. Daraus entsteht die heute allseits zu beobachtende Beliebigkeit, die wiederum in den zitierten Nihilismus mündet.

Vielen ist das nicht bewusst

Leider muss man es sagen: Einem Großteil der Intellektuellen, Politiker, Promis und aller, die irgendwo im Rampenlicht stehen und sich zur aktuellen Lage Europas äußern, ist diese herandräuende kulturelle Katastrophe gar nicht bewusst, weil sie einfach nur wiederholen, was ihnen die kultursozialistische Intelligentsija vorgibt.

Die Codewörter für die immer schneller werdende Drift ins kulturelle Out heißen Liberalismus und Menschlichkeit. Zu diesen positiv besetzten Begriffen kann man ja gar nicht nein sagen – zumindest, wenn man nicht tiefergehend nachdenken will. Und wer will das schon in einer Zeit, in der man eh keine Zeit hat?

Das Ködern der Massen

Die Leute lassen sich daher zuhauf mit diesen beiden Schlagwörtern ködern, weil sie fälschlicherweise glauben, die persönliche Freiheit würde durch klare und feste Haltungen beeinträchtigt. Wenn man den Individualismus und den Liberalismus aber durchdenkt, dann kommt man zum gegenteiligen Ergebnis und bemerkt, Freiheit kann es nur geben, wenn es eindeutige Regeln, feste Wertungen  und fixe Handlungsmuster gib. Aber wie gesagt: Wer macht sich noch die Mühe des Denkens – außer ein paar als Reaktionäre und Konservative verschrieene Bürgerliche?

Menschlichkeit und Apokalypse

Überdies kann man mit der Menschlichkeitsfloskel in jeder Debatte  immer schön Land gewinnen. Auch die Bezeichnung „Gutmensch“ nimmt man da gerne in Kauf und viele sind in ihrer Naivität sogar noch stolz darauf, bei dieser apokalyptischen Show ganz vorne mitzuspielen.  Ob man in Zukunft dann auch genauso gern den Untoten in der eigenen untergegangenen Welt geben wird, ist allerdings heftig zu bezweifeln.

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Erstveröffentlichung: THE DAILY FRANZ

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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