Freitag, 4. Oktober 2024

Affront gegen seinen Vorgänger und die Konservativen: Wird Papst Franziskus die „alte“ Messe wieder verbieten?

(David Berger) Wenn es ein Ereignis aus dem Pontifikat Papst Benedikts XVI. gibt, das in die Kirchengeschichte eingehen wird, dann ganz sicher die Tatsache, dass er der klassischen Liturgie, die die katholische Kirche über mehr als 1000 Jahre in dieser Form gefeiert hat und die in den 70er Jahren in einem fatalen Akt einfach abgeschafft und durch ein mittelmäßiges, ästhetisch enttäuschendes Gebilde ersetzt wurde, wieder volles Heimatrecht in der Kirche gegeben hat.

Das für gewöhnlich sehr gut unterrichtete Onlinemagazin „LifeSiteNews“ berichtet nun von Informanten aus dem Vatikan, deren Informationen darauf hindeuten, dass Papst Franziskus diesen Schritt seines Vorgängers wieder rückgängig machen will.

Die liturgische Taubheit des Papstes und seine Abneigung gegen die Schönheit der Kirche sind seit längerem bekannt. Dass er allerdings den Schritt wagen würde, die Benedikt auch ganz persönlich wichtige Entscheidung rückgängig zu machen, hat bisher kaum jemand für möglich gehalten. Es ist davon auszugehen, dass – sollte Franziskus die klassische Liturgie verbieten – dieser Bruch mit der Tradition zu einer Kirchenspaltung führen wird.

Offensichtlich sind es derzeit als liberal geltende Prälaten innerhalb der Kongregation für die Glaubenslehre, die vom Papst den Auftrag bekommen haben, ein entsprechendes Papier auszuarbeiten. Dieses soll den Priestern die Freiheit, zwischen dem klassischen und dem neuen Ritus zu wählen, wieder nehmen. 

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Dazu ein Kommentar von PP-Autor Michael van Laack:

In dem hier beschriebenen Szenario finden wir einen entscheidenden Denkfehler:
Wäre es die Absicht des Heiligen Vaters, „Summorum Ponitificum“ zu abrogieren, sobald es zu einer Übereinkunft mit der FSSPX käme, also eine Personalprälatur geschaffen würde oder ein ähnliches Rechtskonstrukt, wäre den Behörden (der Glaubenskongregation und der Kommission „Ecclesia Dei“) in den vergangenen Monaten definitiv die Weisung erteilt worden, die Schwelle für eine Übereinkunft so niedrig als irgend möglich zu halten, um die Kuh rasch vom Eis nehmen zu können. Im Gegenteil aber wurden die Hürden wieder auf den Verhandlungsstand von 2010 gehoben, so dass kein Kausalzusammenhang zwischen einer möglich Abrogatio und der Schaffung einer Personalprälatur besteht.

Zudem müsste – wenn das „Problem“ Traditionalisten tatsächlich durch ein einziges „Reservat“ (Personalprälatur oder sonstiges) gelöst werden sollte, die Aufhebung aller traditionalistischen Ordensgemeinschaften weltweit beschlossen werden. 

Denn man könnte die FSSPX nicht zu einer eigenständigen Kommission aufwerten, in der dann – wie bei „Ecclesia Dei“ – die Zuständigkeit für alle Bedürfnisse aller traditionalistischer Institutionen und Gläubigen geregelt würde.
Eine Unterordnung der FSSPX unter eine römische Kommission aber wird es niemals geben. Auch nicht unter dem als „liberal“ eingeschätzten Generaloberen Bischof Fellay. Da weiß Rom.

Auf der anderen Seite wird es ebenso niemals die Unterordnung z.B. der Petrusbruderschaft, des Instituts Christus König und Hoherpriester oder gar der Apostolischen Personaladministratur San Juan Maria Vianney in Campos (Brasilien) unter eine FSSPX-geführte oder dominierte Institution geben.

Sollte also das, was seit knapp vier Wochen immer mehr Quellen unabhängig und mit immer neuen Details aus Rom vermelden, real und wohl auch final strategisch erörtert werden, ist folgendes Szenario wahrscheinlicher:

„Summorum Pontificum“ wird abrogiert; den bestehenden Ordensgemeinschaften wird weiterhin die Verwendung der Bücher von 1962 erlaubt sein wie schon vor dem Motu proprio der Fall; es wird zu keiner Übereinkunft mit der FSSPX kommen; weiteren traditionalistischen Ordensgemeinschaften wird man die Errichtung (auch „ad experimentum“) nicht gestatten; weitere Messorte in Diözesankirchen wird es nicht geben, die bestehenden werden nach und nach zurückgefahren; dem Diözesanklerus wird untersagt, nach den Büchern von 1962 zu zelebrieren.

Franziskus ist kein Papst halber Sachen oder offener Szenarien, auch wenn er oft den Eindruck zu erwecken bemüht ist, unbedacht postuliert zu haben oder noch nicht zu wissen, wohin seine Pontifikatsreise gehen soll. Deshalb ist das hier von gloria.tv Vermutete ebenso falsch wie manches, was wir in diesen Tagen auf englisch-, italienisch- und französischsprachigen Seiten zu lesen bekommen.

Es ist gut und richtig, die römischen Katholiken (nicht nur die Traditionalisten) auf wenig helle Zeiten einzustimmen. Aber es ist falsch weil sedierend, dies im „Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen“-Modus zu tun.

Denn diese Empfehlung endet in der Regel so, dass man lächelt und froh ist und es dann eben tatsächlich schlimmer kommt, als man es weglächeln zu müssen glaubte.

Dieses Pontifikat richtet sich im Inneren gegen seine treuesten Legionen und im Außenverhältnis nähert es sich bis auf Mundgeruch-Wahrnehmungsweite den Legionen des Feindes an. Das müssen wir endlich begreifen und nicht weiterhin darauf hinweisen, dass zwar alles ganz schlimm sei, aber nicht verheerend.

Die Pforten der Hölle werden die Kirche nicht überwältigen, ist uns verheißen. Das bedeutet aber nicht, dass ganze Kontinentalkirchen nicht binnen weniger Jahre destabilisiert und am Ende verdampft werden könnten!

https://gloria.tv/article/sfx9Q2Faxvri2oXPCdQrgM9XJ

 

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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