Die scharfen Auseinandersetzungen um die „Ehe für Alle“ sind noch frisch im Gedächtnis. Von beiden politischen Lagern mit einer Erbitterung geführt, die an einen tiefen Bruch in der Gesellschaft glauben ließ.
Die Fronten schienen noch einmal klar: hier die Kräfte des Fortschritts, dort das finstere Mittelalter. Dass diese Frage massiv für den Wahlkampf instrumentalisiert wurde, war nur erkennbar, wenn man um die massiven Verflechtungen mancher Interessengruppen mit der Politik wusste.
Als mit Alice Weidel im April eine lesbische Frau zur AfD Spitzenkandidatin gewählt wurde, konnte man die Ratlosigkeit der Medien förmlich spüren.
Es wurde kurz berichtet, aber die Karte „Homophobie“ weiter munter ausgespielt, wie jemand der am Roulette-Tisch aus Prinzip immer auf „rot“ setzt. Was man völlig übersah ist, dass Alice Weidel für ein ganz anderes Selbstverständnis ihrer sexuellen Ausrichtung steht.
Wirklich klar geworden sein, dürfte das erst durch das Interview, dass sie exklusiv David Berger gab. Zu spät, denn es fand erst am 20. September statt.
Zum ersten Mal stand ihre sexuelle Ausrichtung im Zentrum.Und Alice Weidel stellte nicht Dogmen, die primär LGBT Funktionäre zufrieden stellen, sondern ihre Lebenserfahrung in den Mittelpunkt.
Ein wesentlicher Punkt: Die alltäglich spürbare Bedrohung von Schwulen, Lesben und transsexuelle Frauen und Männern durch wachsende islamische Präsenz.
Womit sie, unabhängig von jedem anderen Thema, eine sehr wichtige Schnittmenge zum konservativen Lager deutlich machte: Das Recht auf Leben in Sicherheit.
Das Gespräch steht aber für das Ende des Wahlkampfes, ihre Nominierung im April bringt den Fokus auf einen ganz anderen Aspekt von Alice Weidels Umgang mit ihrer sexuellen Ausrichtung.
Sie setzt dem, weitgehend durch Medien bestimmten, öffentlichen Bild von Puscheln-schwingenden Tunten und Bierkasten stemmenden Butches im Holzfällerhemd ein ganz anderes Bild entgegen.
Ein Bild der Normalität, eines Menschen der auch, aber nicht nur durch seine sexuelle Ausrichtung bestimmt ist und für den Schlafzimmer und Marktplatz durchaus unterschiedliche Orte für unterschiedliche Aktivitäten sind.
Damit entspricht sie absolut der Lebenswirklichkeit der übergroßen Mehrheit der LGBTs und dieses unaufgeregte, normal-bürgerliche Rollenbild wirkt sehr mächtig in die deutsche Bevölkerungsgruppe hinein, die vielleicht noch am ehesten Vorbehalte und Unsicherheiten in Sachen LGBTs hat.
Und diese Gruppe antwortete ihr mit der gleichen Normalität, die unsere deutsche Gesellschaft auszeichnet gegenüber den meisten anderen Gesellschaften auf diesem Planeten.
Als sie auf einem ihrer letzten Wahlkampfauftritte in einer sehr persönlichen Rede in Viernheim die, angeblich homophobe, AfD zur „letzten verbleibenden Schutzmacht der Homosexuellen“ erklärte, berichtet der Hessische Rundfunk einsilbig von „Jubel“ im Saal.
Nein, die Normalisierung des Verhältnisses der Konservativen zu den LGBTs beginnt nicht mit Alice Weidel. Es zeigt nur sehr eindrucksvoll, dass die Normalität im Umgang schon längst die Norm unserer deutschen Gesellschaft ist.
Und deswegen war Viernheim ein schlechter Tag für, vom vermeintlichen Konflikt lebende, linke Homofunktionäre.
Und ein guter Tag für Deutschland.
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Hier das Exklusivinterview von David Berger mit Alice Weidel:
Alice Weidel: Die einzige große Gefahr, die auch Homosexuellen wirklich droht, ist die Islamisierung
Und sein Kommentar dazu bei „The European“: Alice Weidel nimmt die Sorgen Homosexueller ernst“
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