Samstag, 23. November 2024

Nichtangriffspakt? Bundesregierung verweigerte den Niederlanden im Konflikt mit der Türkei Hilfe

(David Berger) Wer gestern die Reaktionen der deutschen Bevölkerung in den sozialen Netzwerken auf den Konflikt zwischen der Türkei und den Niederlanden verfolgt hat, der bemerkte sehr schnell:

Die Sympathie der Deutschen gehörte in der überwältigenden Mehrheit dem Handeln der Niederländer in dem Konflikt. Ja noch mehr:

Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als dass Merkel & Co sich eindeutig auf die Seiten unseres Nachbarn stellen und endlich ähnlich wie diese verfahren. Sie wünschen sich, dass unsere Politiker sowohl Erdogan wie auch seine Anhänger in Deutschland – sowie damit verbunden den politischen Islam – klar in ihre Schranken verweisen.

Doch wieder einmal scheint die Bundesregierung auch in diesem Fall die Interessen der Menschen in Deutschland nicht nur zu ignorieren, sondern genau gegenteilig zu diesen zu handeln. Focus-Online berichtet, dass sich die niederländische Regierung sowohl an das Auswärtige Amt als auch an das Bundesinnenministerium mit der Bitte gewandt hatte, „die türkische Ministerin an der Grenze zu den Niederlanden zu stoppen. Sayan Kaya sei im Land nicht erwünscht.“

Dieser Bitte wurde nicht entsprochen – mit der viel sagenden Begründung, man wolle sich nicht in den Konflikt einmischen. So konnte die türkische Familienministerin von Deutschland aus mit dem Auto in die Niederlande einreisen. Was dann zu den Konflikten führte, die seit gestern Schlagzeilen machen.

Dieses Desinteresse an dem Anliegen anderer europäischer Staaten, ja vertrauter Nachbarländer war zu erwarten. Nicht nur angesichts der Tatsache, dass Merkel alles andere als an einem friedlichen Zusammenwirken der europäischen Staaten interessiert ist. Sondern auch nachdem sie es geradezu devot hinnahm bzw. wissen ließ, dass sie das „eigentlich gar nicht kommentieren“ könne, dass Erdogan die Deutschen als Nazis beschimpfte.

Von jemanden, der wie Merkel durch seinen Kniefall vor einem Despoten bereits so tief unten angekommen ist, kann man nun wirklich keine Solidarität mit den Nationen der freien Welt, geschweige denn ein klares „Stopp“ gegenüber Erdogan und den Seinen erwarten.

Diese Tatsache wirft ein katastrophales Licht auf den Zustand dieser Regierung. Von Angst vor diesem Licht getrieben, tun die Merkel treu ergeben, öffentlich-rechtlichen Medien nun so, als ob man es mit der Türkei und den Niederlanden mit zwei Streithähnen zu tun habe, die sich von der Vernunft verabschiedet haben. Die liegt natürlich bei uns Deutschen, die nun den Schaden reparieren müssen. Lapidar lässt der Bayrische Rundfunk wissen:

„Die Bundesregierung bemüht sich um Schadensbegrenzung“.

Wieder einmal soll am deutschen Wesen die Welt genesen … Diese Einstellung ist angesichts der Geschichte besonders delikat. Der BR bemerkt:

„Die Niederländer reagieren auf die verbalen Entgleisungen [Erdogans] besonders empört. In der NS-Zeit hatten deutsche Bomber holländische Städte in Schutt und Asche gelegt – während die Türkei 1941 mit Nazi-Deutschland einen Freundschaftsvertrag und Nichtangriffspakt unterzeichnete. Auf Bildern von damals hängen die Fahnen mit dem Hakenkreuz und dem Halbmond nebeneinander.“

In ähnlicher Weise ignoriert die EU die Interessen der Europäer: An den Finanzspritzen für den EU-Beitrittskandidaten Türkei, die zwischen 2014 und 2020 insgesamt stolze 4,45 Milliarden Euro betragen, solle sich aufgrund der derzeitigen Vorgänge nichts ändern. Dass man bereits im Vorfeld des jetzt eskalierenden Konflikts erst 167 Millionen ausgezahlt habe, hänge schlicht damit zusammen, dass die Türkei bestimmte Auflagen nicht erfüllt habe.

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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