
Die Leipziger Galerie „Zentrale-Randerscheinung“ hat sich in den letzten Jahren auch dadurch deutschlandweit einen Namen gemacht, dass sie den Mut hat, auch regierungskritische Künstler auszustellen, die oft vom linksgrünen Mainstream im Kulturleben bekämpft oder ignoriert werden. Noch bis 8. August ist eine Ausstellung mit Werken von Thomas Fiebig und dem Titel „Buntmenschen“ zu sehen.
Seit ca. zwei Dekaden geistert das Adjektiv „bunt“ im öffentlichen und veröffentlichten Diskurs umher. Wer „bunt“ in die Suchmaschine tippt, findet weniger Bastelanleitungen zum Kindergeburtstag für Dreijährige, sondern Bezüge zum politischen und sozialen Gemeinwesen. Buntheit wird darin zum Imperativ für ein undefiniertes Multikulti-Irgendwas, das in die Zukunft weisen soll. Dabei dient es vor allem als Identifikationsmuster und der Abgrenzung von anderen politischen Mentalitäten.
Buntmensch wird verwendet, um einen Menschen zu beschreiben, welcher sich als vielfältig, offen, kreativ und solidarisch betrachtet. Sein bevorzugtes Habitat sind westliche Großstadtareale, wo diese Spezies die Nähe zu Ihresgleichen sucht. Die Buntmenschendichte korreliert mit hoher Anzahl gastronomischer Einrichtungen, Bioläden, esoterischen und linkspolitischen Angeboten sowie beschmierten Hauswänden, die als Kunst betrachtet werden.
Orthodox links
Der Buntmensch findet sich einzigartig und drückt dies dadurch aus, dass er Massentrends kultiviert und sich orthodox links gibt. Stammeszugehörigkeit zu bestimmten Subkulturen signalisiert er durch strikte Einhaltung äußerlicher und habitueller Codes.
Formal künstlerisch betrachtet, drängt sich dabei die Form der Collage auf, die sich als Entsprechung auf Heterogenität und Zerrissenheit der Gesellschaft anbietet. Einen Teil der ausgestellten Werke kann man als gemalte Collagen sehen. Ein anderer Teil zeichnet sich durch fast schon karikaturhafte Überhöhung aus.
Inhaltlich kann man die Bilder als Neoverismus bezeichnen, orientieren sie sich doch an den sozial-und-obrigkeitskritischen Werken von George Grosz und Otto Dix. Das Bild „Jounaille“ der Ausstellung ist z.B. eine Reminiszenz an das Werk „Portrait der Journalistin Sylvia von Harden“ von Otto Dix und übersetzt die Dargestellte in die heutige Zeit.
Ideologisch verkorkste Regenbogen- und Antirechts-Gestalten
Die kaputten Typen vor hundert Jahren haben dabei ihre Entsprechung in den ideologisch verkorksten Regenbogen- und Antirechts-Gestalten von heute. Die kritische Kunst von damals wird heute als links verstanden, weil die damalige Gesellschaft als „rechts“ eingeordnet wird. Spiegelbildlich dazu wird „veristische Kunst“ in einem linken Umfeld, wie heute, als „rechts“ wahrgenommen, vorausgesetzt sie existiert überhaupt. Denn während vor hundert Jahren das kritische Potential in der Kunst überdeutlich war, ist es heute Mangelware.
Galerie Zentrale Randerscheinung
Ludwigstr.91
04315 Leipzig
Deutschland
Fr-Sa 15-19 Uhr und nach Vereinbarung
Hier geht es zum gesamten Katalog: https://www.zentrale-randerscheinung.de/2503
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