Das NATO/EU-Lager konnte in Rumänien einen wundersamen Stimmenzuwachs von 155 Prozent verzeichnen. Das EU-skeptische Lager hat die Wahl haushoch verloren. Ein politisches Wunder – aber gibt es Wunder in der Politik? Gastbeitrag von Thomas Oysmüller.
Entgegen den Erwartungen und Vorhersagen hat der Wunschkandidat von NATO und EU die Präsidentschaftswahl in Rumänien gewonnen. Nicușor Dan, der liberale Bürgermeister von Bukarest, wird damit Präsident und sichert der herrschenden Klasse ihre Kontrolle über das für die NATO entscheidende Land an ihrer Südostflanke.
Massiver Stimmenzuwachs im EU-Lager
Das Wahlergebnis ist schwer zu fassen. Im ersten Wahlgang kam Dan auf 20,99 %, der Vertreter von Călin Georgescu, George Simion, auf 40,96 %. Rund 15 weitere Prozent fielen auf EU-skeptische Kandidaten. Doch die Stichwahl verlief ganz anders als erwartet: Simion erreichte nur 46,40 %, während Dan mit 53,60 % überlegen gewann. Die „pro-europäischen“ Stimmen erlebten einen wundersamen Zuwachs von 155 %.
Dem Ergebnis ging ein turbulenter Wahltag voraus. Pavel Durov, der Chef der Nachrichtenplattform Telegram, machte französische Wahleinmischung öffentlich. Die Wahl im letzten Jahr wurde wegen Unregelmäßigkeiten abgesagt. Doch nach der Auszählung sind die Rufe nach Wahleinmischung verstummt. Warum, ist klar: Diesmal hat der „richtige“ Kandidat gewonnen.
Simion erklärte sich schnell zum Sieger, doch der Post ist mittlerweile gelöscht.
Doch dann drehte sich das Blatt, und die Beschuldigungen der Wahleinmischung verstummten. Weitere Exit-Polls zeigten ein Kopf-an-Kopf-Rennen, und kurz darauf ein völlig anderes Bild. Plötzlich lag Dan mit 55 % vorne, und der rumänische öffentlich-rechtliche Rundfunk sprach erstmals davon, dass der Wahlabend einen überraschenden Sieger hervorbringen dürfte.
Schock bei Souveränisten
Und so war es auch. Die Auszählung begann, und schnell lag Dan uneinholbar vorn. Ursula von der Leyen gratulierte dem Bürgermeister um 23 Uhr bereits zum Wahlsieg. Es war geschafft: „Die Rumänen haben sich für das Versprechen eines offenen, wohlhabenden Rumäniens in einem starken Europa entschieden. Lassen Sie uns gemeinsam dieses Versprechen einlösen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, schrieb sie. Dass die EU in Rumänien als Synonym für Verarmung gilt, stört von der Leyen und die EU-Bürokratie offensichtlich nicht.
Das EU-kritische, souveränistische Lager um Georgescu scheint in Schockstarre. Der „Volkspräsident“ hat sich bisher nicht zur Niederlage geäußert. Seine Unterstützer sehen einen „Wahlbetrug“: „Heute haben wir erlebt, wie ein Regime wie das in Rumänien mit Hilfe ausländischer Akteure wie Frankreich, Moldawien und der EU eine ganze Wahl manipulieren und damit ungestraft davonkommen kann“, schreibt der Account Daily Romania.
🇷🇴 Well, they did it. The EU managed to push through this massive electoral fraud, led by Macron’s France, Moldova, and, of course, the Romanian state:
It seems we were too naive to think they would allow the people of Romania to have free elections, too much was at stake for… pic.twitter.com/dSayQi7OPw
— Daily Romania (@daily_romania) May 18, 2025
Eindeutige Beweise für eine Manipulation gibt es bisher jedoch nicht. Bis auf Berichte über einzelne Unregelmäßigkeiten ist bisher nichts Konkretes zu hören. Auffällig war, dass die Diaspora – ansonsten eindeutig dem Lager der EU-Gegner zuzuordnen – diesmal statt einer Million ganze 1,5 Millionen Stimmen abgegeben hatte. Dans Vorsprung beträgt am Ende mehr als 800.000 Stimmen.
Erstveröffentlichung bei tkp.at.
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