Der Kult-Song „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg (78) soll in zwei Chorkonzerten Mitte November ausgerechnet unter dem Motto „Vielstimmig 2024“ im Berliner Humboldt Forum aufgeführt werden. Wegzensiert wurde das Wort „Oberindianer“. Robert Eschricht kommentiert.
Die Entscheidung des Humboldt Forums, das Wort ‚Oberindianer‘ aus dem Kult-Song ‚Sonderzug nach Pankow‘ zu streichen, zeigt einmal mehr, wie eine selbstgerechte Sprachzensur Meinungsfreiheit und kulturelle Vielgestaltigkeit bedroht. Dieser Begriff, der ursprünglich als satirisch-kritische Metapher gegen das SED-Regime und Erich Honecker diente, soll nun plötzlich als „diskriminierend“ gelten.
Realitätsferne Diskussion
Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Zahlreiche amerikanische Ureinwohnerstämme führen das Wort „Indian“ in ihrem Namen, was die Diskussion um den Begriff in Deutschland als realitätsfern bloßstellt. Dass das Humboldt Forum dabei als woke Sprachpolizei auftritt, wirft die Frage auf, ob es derzeit nicht dringendere kulturelle Herausforderungen gäbe.
Während Udo Lindenberg diesen Song schon zu DDR-Zeiten nicht in Ost-Berlin singen durfte, verbietet das Humboldt Forum nun die ursprüngliche Fassung – eine bittere Ironie für den Freiheitsgedanken, den Lindenberg mit diesem Lied verkörpert. Die Berliner lieben diesen Song als Zeitdokument und Ausdruck einer kritischen Haltung gegenüber staatlicher Bevormundung.
Absurder Eingriff in die gelebte Kultur
Es ist fraglich, warum ein Begriff, der damals den diktatorischen Führungsanspruch des SED-Regimes persiflierte, heute zensiert wird. Ein solch absurder Eingriff in die gelebte Kultur zeigt, dass gerade die Berliner Großinstitutionen offenbar ihren eigentlichen Auftrag vergessen haben.
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Zum Autor: Robert Eschricht ist kulturpolitischer Sprecher der AfD-Hauptstadtfraktion.