Gastbeitrag von Meinrad Müller
Senegals Präsident Macky Sall strebt an, die Abwanderung zu stoppen. Der Präsident hat entschlossene Maßnahmen zur Eindämmung des zunehmenden Migrationsstroms angekündigt. Er forderte die Regierung auf, umgehend sicherheitspolitische, wirtschaftliche, finanzielle und soziale Maßnahmen zu ergreifen, um die Abwanderung vom nationalen Territorium zu stoppen.
Massiver Abwanderungsstrom Richtung Kanaren
Der Senegal, den Präsident Sall auf den Pfad der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung führen möchte, steht vor der Herausforderung, einen massiven Abwanderungsstrom über das Meer in Richtung der Kanarischen Inseln zu bewältigen. Laut der europäischen Grenzschutzagentur Frontex sind Senegalesen zusammen mit Marokkanern unter den häufigsten Ankömmlingen.
Die gefährlichen Überfahrten haben wiederholt zu tragischen Vorfällen geführt. Erst kürzlich berichteten senegalesische Medien über das Verschwinden zahlreicher Migranten, die von Bargny, einem Küstenort östlich von Dakar, in See gestochen waren.
Nur Beschwichtigung europäischer Geldgeber?
Die Ankündigung von Präsident Sall wirft Fragen auf: Ist das Ziel, die Migration tatsächlich zu stoppen, oder dient die Initiative lediglich dazu, europäische Finanzhilfen zu sichern? Kritiker weisen darauf hin, dass derartige Maßnahmen oft mehr auf die Beschwichtigung europäischer Partner abzielen als auf eine nachhaltige Lösung der Migrationsursachen. Zudem bleibt die Wirksamkeit solcher Strategien in der Praxis fraglich, insbesondere angesichts der Tatsache, dass 93 % aller Asylantragsteller in Europa kein Asyl erhalten, da keine politische Verfolgung vorliegt.
Verringerung der Migration?
Doch bis diese Entwicklung greift, bleibt die Frage, wie effektiv kurzfristige Maßnahmen zur Reduzierung der Abwanderung sein können und inwiefern sie lediglich als politisches Manöver dienen, um finanzielle Unterstützung zu sichern, ohne die tiefgreifenden Ursachen der Migration wirklich anzugehen.
Laut Afrobarometer-Umfrage (www.afrobarometer.org) wollen 27 Prozent der Afrikaner, die einen Wegzug in Erwägung ziehen, nach Europa. 27 Prozent von 1,4 Milliarden Afrikanern wären demnach 378 Millionen.