Donnerstag, 21. November 2024

Demo-Show: Seit an Seit mit der Regierung

Die jüngsten Pro-Regierungs-Demonstrationen in Deutschland werfen düstere Schatten einer Vergangenheit, die wir glaubten, hinter uns gelassen zu haben. Gastbeitrag von Meinrad Müller

In der Deutschen Demokratischen (?) Republik waren solche Demonstrationen streng angeordnete Veranstaltungen, bei denen die Teilnahme fast obligatorisch war. Wer sich entzog, riskierte Sanktionen. Noch Tage vor dem Fall der Berliner Mauer, beim 40. Jahrestag der DDR, wurden solche Großdemonstrationen abgehalten – eine Parade von Fahnen und geordneten Massen vor der Tribüne der Politiker. Das Bild einer scheinbaren Einheit und Stärke, die sich rückblickend als eine inszenierte Show entpuppte.

Heute erleben wir in Deutschland eine ähnliche Szenerie. Während neutrale Umfragen eine weitverbreitete Unzufriedenheit mit der Regierung zeigen, werden Pro-Regierungs-Demonstrationen abgehalten, die mehr an theatralische Inszenierungen erinnern als an ehrliche politische Ausdrucksformen. Diese Demonstrationen mögen große Teilnehmerzahlen vorweisen, aber sie repräsentieren nicht die Stimme des Volkes.

Die unehrliche Natur dieser staatlichen Kundgebungen erinnert schmerzlich an die letzte Ära der DDR. Die Massendemonstrationen, die aus der Bevölkerung heraus erwuchsen – ehrliche, mutige Versammlungen, an denen Hunderttausende trotz der Angst vor Verhaftung teilnahmen, zeigten des Volkes Stimme. Diese Demonstrationen waren es, die die Wende herbeiführten.

Es ist von höchster Dringlichkeit, dass die Bevölkerung Deutschlands die aktuelle Entwicklung nicht als eine harmlose politische Praxis abtut, sondern als ein alarmierendes Zeichen erkennt. Die schleichende Verschiebung hin zu einem totalitären Staat erfolgt oft unbemerkt, bis es zu spät ist. Die Geschichte lehrt uns, dass der Verlust der Demokratie nicht über Nacht geschieht, sondern durch eine Reihe von kleinen Schritten, die die Freiheit und die Rechte der Bürger sukzessive untergraben.

Wir müssen aufwachen und erkennen, dass die gegenwärtigen Pro-Regierungs-Demonstrationen mehr sind als nur politisches Theater. Sie sind ein Symptom eines tiefer liegenden Problems, das die Grundlagen unserer demokratischen Gesellschaft bedroht. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft unsere Stimme erheben und deutlich machen, dass wir eine Wiederholung der Geschichte nicht zulassen werden. Die Demokratie in Deutschland darf nicht durch eine Kulisse der Zustimmung ersetzt werden, die die wahren Probleme und die Stimmen der Unzufriedenen überdeckt.

Die Lehren aus der Vergangenheit sind klar: Nur eine wachsame und kritische Öffentlichkeit kann den Weg in eine autoritäre Zukunft verhindern. Es ist unsere Pflicht, die Demokratie zu schützen und zu verteidigen – gegen jede Form der Inszenierung und Manipulation, die darauf abzielt, die Realität zu verschleiern.

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Meinrad Müller
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Meinrad Müller (68), Unternehmer im Ruhestand, kommentiert mit einem zwinkernden Auge Themen der Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik für Blogs in Deutschland. Seine humorvollen und satirischen Taschenbücher sind auf Amazon zu finden.

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