Samstag, 23. November 2024

Die Ukraine: Ein Krieg wie jeder andere?

(Tara Grimm) Im Ukraine-Krieg nähert sich der Werte-Westen seinen Grenzen, ökonomisch, militärisch und argumentativ. Die in Endlosschleifen verkündeten Durchhalteparolen erinnern inzwischen an den Fatalismus eines Untergangskultes. Was treibt sie an, die Frieden bringenden Kriegsherren? Größenwahn oder doch die pure Verzweiflung?

Kriege gehören schon so lange zum zivilisatorischen Instrumentarium, dass sowohl ihre Notwendigkeit als auch die wahre Motivation zu hinterfragen, mindestens als naiver, wenn nicht gar als verschwörungstheoretischer Ansatz betrachtet wird. Selbstverständlich ging und geht es bei jedem einzelnen stets um Macht und Profit. Ein Muster, dem zweifellos auch der Krieg in der Ukraine folgt.

Dennoch drängt sich nach nunmehr fast eineinhalb Jahren der Eindruck auf, dass in diesem Fall unter der allseits propagierten und hinlänglich bekannten Ebene möglicherweise eine weitere liegt, die zumindest im Ansatz eine Erklärung für den sich täglich zuspitzenden Irrsinn liefern könnte.

Gegen jede Vernunft

Immerhin ist festzustellen, dass ein grundsätzliches Bekenntnis zum Frieden kaum jemals in der Geschichte zu einer vergleichbaren gesellschaftlichen Ächtung geführt hätte.

Nur selten verkehrte sich die polit-mediale Meinung dermaßen schlagartig und damit offenkundig ins buchstäbliche Gegenteil, in dem Bestreben, ein zuvor übereinstimmend als „das korrupteste Land Europas“ bezeichnetes Staatsgefüge in einen Ort zu verwandeln, an dem es von nun an um „die Ehre der Demokratie“ gehe.

Und wohl noch nie wurde einem fremden Land eine derartige Bedeutung beigemessen, dass man in Kauf genommen hätte, für dessen Verteidigung an den Rand der eigenen ökonomischen und womöglich auch physischen Existenz zu geraten.
Doch exakt dieser Punkt ist jetzt erreicht.

Mit offenen Augen in den Abgrund

Während Frau von der Leyen beteuert, die EU sei „stark und wohlhabend“, forderte sie kürzlich von den Mitgliedsstaaten die Zahlung von weiteren 66 Milliarden Euro für den laufenden Haushaltsetat.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich inzwischen offiziell in einer Rezession, der Abzug  ausländischer Investitionen ist auf ein Rekordniveau angestiegen.

Und die „Welt“ titelte jüngst beinahe beschwingt: „Ukrainische Atomwaffen — warum eigentlich nicht?“

Was also hat es auf sich mit der Ukraine, dass die Regierungen der viel gepriesenen freien Welt ihre Nationen bereitwillig in den auf die eine oder andere Weise sicheren Untergang führen?

Max Blumenthal vor dem UN-Sicherheitsrat

Am 29. Juni hielt Max Blumenthal vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zum Krieg in der Ukraine eine bemerkenswerte Rede. Blumenthal ist ein US-amerikanischer Journalist und Gründer des Online-Nachrichtenportals „The Grayzone“. Sein Vater Sidney Blumenthal arbeitete als Berater für Präsident Bill Clinton und galt als enger Vertrauter der Familie.

Unter anderem auf Grund seiner Kritik an Israel wird Blumenthal Jr. von der Seite „Stop Antisemitism“ als „nützlicher jüdischer Idiot“ bezeichnet. Das in Los Angeles beheimatete Simon Wiesenthal Center setzte den Journalisten jüdischer Herkunft bereits in den Jahren 2013 und 2014 auf die Liste der schlimmsten Antisemiten.

Der „Weiße König“ und seine Nazis

So eindeutig wie die politische Einordnung Blumenthals durch global agierende Organisationen ausfällt, so brisant sind seine Äußerungen (hier die gesamte Rede im Wortlaut) vor den Vereinten Nationen.

Blumenthal zufolge seien im Mai Kreml-Gegner in Nazi-Outfits und ausgerüstet durch die ukrainische Regierung von westlichen Politikern bejubelt worden, als sie mit amerikanischen Humvees terroristische Attacken auf russischem Hoheitsgebiet ausführten. Obwohl diese Gruppe — das sogenannte „Russische Freiwilligenkorps“ — von einem Mann angeführt werde, der sich der „Weiße König“ nennt, und zahlreiche offene Bewunderer von Adolf Hitler einschließe, habe die Bewaffnung dieser Kräfte zu keinem Aufschrei im US-Kongress geführt. Tatsächlich sei das genaue Gegenteil der Fall.

„Schneeballsystem“

Trotz des offensichtlichen Scheiterns der ukrainischen Gegenoffensive, des andauernden Verlustes von militärischem Gerät und der völligen Intransparenz bezüglich des Verbleibs von Geldern und Material bestehe die US-Politik laut Blumenthal darin:

„die unbegrenzte Finanzierung eines Stellvertreterkrieges mit einer Atommacht in einem fremden Land [zu priorisieren], während unsere eigene inländische Infrastruktur vor unseren Augen zusammenfällt (…).“

Diese Politik würde eine beunruhigende Dynamik im Zentrum des Ukraine-Konfliktes zum Vorschein bringen, nämlich ein internationales Schneeballsystem, welches es den westlichen Eliten ermögliche, den hart erarbeiteten Wohlstand des durchschnittlichen US-Bürgers in die Taschen einer ausländischen Regierung fließen zu lassen, welche selbst von Transparency International, einer vom Westen finanzierten Organisation, als die korrupteste in Europa eingestuft wurde.

Vom Minsker Abkommen zum Dritten Weltkrieg

Die Bewaffnung der Ukraine durch die USA, so Blumenthal weiter, habe bereits vor Jahren begonnen. Das Minsker Abkommen habe der kollektive Westen, wie durch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bestätigt worden sei, dahingehend ausgenutzt, „der Ukraine Zeit zu geben“, sich aufzurüsten. Noch im Januar 2022, also kurz vor Beginn des Krieges, habe die USA ein Waffenpaket für die Ukraine in Höhe von 200 Millionen USD angekündigt. Und seitdem hätten die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten die Eskalation bei jeder Gelegenheit vorangetrieben.

Dass die Verantwortlichen durchaus wissen, was sie tun, erläutert Blumenthal am Beispiel von Joe Biden. Dieser sagte im März 2022:

„Die Idee, dass wir offensives Ausrüstungsmaterial schicken, Jets und Panzer …  machen Sie sich nichts vor, egal, was Sie alle sagen, das nennt sich Dritter Weltkrieg.“

Nur ein Jahr später, so Blumenthal, habe Biden dann seinen Ton geändert und unterstütze nun den Plan, F-16-Kampfjets zu liefern, nachdem er Deutschland gezwungen habe, eben jene Panzer zu liefern, von denen er zuvor noch befürchtet hatte, sie könnten einen Dritten Weltkrieg auslösen.

Falsche Flaggen?

Nach der Übersendung von HIMARS-Systemen in die Ukraine habe es lediglich zwei Monate gedauert, bis das ukrainische Militär begonnen habe, kritische Infrastruktur anzugreifen. Zunächst die Antonovsky-Brücke über dem Dnjepr, erklärt Blumenthal, dann sei ein Testbeschuss des Kachowka-Staudammes gefolgt, der schließlich jüngst zerstört wurde. Dafür habe die Ukraine Russland beschuldigt, ohne jedoch Beweise für diese Behauptung vorzulegen.

Zum jetzigen Zeitpunkt, führt Blumenthal weiter aus, beschuldige die Ukraine Russland, und zwar ebenfalls unbegründeterweise, eine Provokation im Zusammenhang mit dem Kernkraftwerk Saporoschje zu planen, was zur Vorlage einer Resolution u.a. des republikanischen Senators Lindsey Graham geführt habe, in welcher dieser die NATO dazu aufruft, in die Ukraine einzumarschieren und Russland im Fall eines nuklearen Ereignisses, unter Anwendung von Artikel 5 des Nordatlantikvertrages, direkt anzugreifen.
Laut Blumenthal könnte dies „eine offene Einladung für eine Falsche Flagge“ darstellen.

„Warum fordern wir die atomare Vernichtung heraus?“

„Warum tun wir das?“, fragt Blumenthal schließlich. „Warum fordern wir die atomare Vernichtung heraus, indem wir die Ukraine mit fortgeschrittenen Waffensystemen fluten und auf Schritt und Tritt Verhandlungen sabotieren?“
Und er fährt fort:

„Wo ist die Demokratie in Selenskys Entscheidung, oppositionelle Parteien zu verbieten, die Medienportale seiner legitimen politischen Gegner zu kriminalisieren, seinen politischen Spitzenrivalen einzusperren, dessen Abgeordnete zusammenzutreiben, Razzien in orthodoxen Kirchen durchzuführen und Geistliche zu verhaften? Wo ist die Demokratie in Selenskys kürzlich getroffener Entscheidung, die Wahlen 2024 auf Grund des ausgerufenen Kriegsrechtes auszusetzen?“

Einer Aussage von Senator Graham zufolge, so Blumenthal weiter, müsse die USA diesen Krieg bis zum letzten Ukrainer kämpfen. Die offiziellen Opferzahlen unterlägen einer strengen Geheimhaltung, doch die Äußerung eines ukrainischen Soldaten gegenüber dem Nachrichtenportal „Vice News“ würden den Anschein erwecken, Grahams schaurige Phantasien könnten sich erfüllen: Man wisse nicht, „welche Pläne Selensky hat“, erklärte der Soldat, „doch es sieht so aus wie die Auslöschung seiner eigenen Bevölkerung — der kampfbereiten Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter. So sieht es aus.“

Die Kriegsgewinnler von Washington D.C.

Die wahren Gewinner dieses Stellvertreterkrieges seien nicht die Ukrainer oder die Amerikaner, betont Blumenthal. Und auch nicht die Russen, geschweige denn die Westeuropäer. Die wahren Gewinner seien Personen wie US-Außenminister Anthony Blinken, der die Zeit zwischen den Administrationen von Obama und Biden dafür genutzt habe, eine Beratungsfirma namens WestEx advisors zu gründen, die sich lukrative Verträge mit dem Militär und den Geheimdiensten gesichert habe. Zu Blinkens früheren Partnern bei WestEx hätten die Direktorin der Nationalen Geheimdienste, Avril Haines, gehört, der stellvertretende CIA-Direktor David Cohen, die ehemalige Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, sowie ein Dutzend weiterer aktueller und früherer Mitglieder des Biden-Teams für Nationale Sicherheit.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sei früheres und möglicherweise auch künftiges Mitglied im Vorstand von Raytheon, einem US-amerikanischen Rüstungskonzern, sowie Ex-Partner bei Pine Island Capital, einem Investmentunternehmen, das wiederum u.a. mit der Firma WestEx von Anthony Blinken zusammengearbeitet habe.

Linda Thomas Greenfield, die aktuelle US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, werde bei der Albright Stonebridge Group als Chefberaterin geführt. Die Albright Stonebridge Group, die ebenfalls Verträge mit dem Militär sowie dem Geheimdienstsektor abgeschlossen habe, wurde durch Madeleine Albright gegründet, die seinerzeit den berüchtigten Ausspruch tätigte, US-Sanktionen seien den Tod von einer halben Million irakischer Kinder wert gewesen.

Für all diese Leute würden Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine „das Ende der Melkkuh“ bedeuten.

Tucker Carlson über Mächtige und Getriebene

Soweit zum Fazit von Max Blumenthal, welches mögliche monetäre Interessen in den Fokus rückt. Der Profit-Aspekt dürfte jedoch nur eine Seite der Medaille abbilden.
Der anderen Seite, jener der Macht — beziehungsweise, wie im Fall von Joe Bidens Washington, der längst korrumpierten und daher hochgradig gefährdeten Macht —, hat sich Tucker Carlson am 28. Juni in „Episode 7“ seiner neuen Show auf Twitter gewidmet:

„Warum genau befinden wir uns im Krieg mit Russland? Anscheinend gibt es hier doch einen ziemlichen Nachteil bezüglich dieser sehr speziellen außenpolitischen Entscheidungen. Angefangen beim wirtschaftlichen Niedergang bis hin zu einer möglichen Auslöschung. Gibt es also einen guten Grund, aus dem wir das alles tun? (…)
Tun wir das wirklich, damit die Biden-Familie ihre Schulden bei den Oligarchen zurückzahlen kann, die das Strandhaus in Rehoboth Beach finanziert haben? Tun wir das, damit unsere Regierung weiter über ihre Biolabore in Osteuropa lügen kann? Damit weichliche Lügner wie Victoria Nuland und Tony Blinken etwas Bedeutsames mit ihren traurigen und leeren Leben anstellen können?“

„Covid-Lockdowns mal Tausend plus Drohnen“

„[Demagogen] wissen, dass Krieg gleichbedeutend mit Macht ist. Vor allem für sie selbst. In Kriegszeiten kann alles, was sie tun, gerechtfertigt werden. Krieg ist der ernsteste aller Notfälle. Stellen Sie sich die Covid-Lockdowns mal Tausend plus Drohnen vor. Wenn ein Krieg ausbricht, werden Politiker zu Göttern, mit der Machtbefugnis über Leben und Tod.

In einer friedlichen Demokratie muss man sich mit seinem politischen Gegner in Debatten auseinandersetzen — in der Öffentlichkeit, und das ist einigen lästig. Doch in einer Demokratie in Kriegszeiten kann man sie ins Gefängnis werfen oder sie exekutieren. Es ist offensichtlich, dass viele in Washington diesen Moment kaum abwarten können.“

Tucker Carlson nennt keinen Namen. Denn es ist unnötig, das längst Offensichtliche auszusprechen. Ein Blick in die Vereinigten Staaten oder wahlweise auch in die Berichterstattung der europäischen Alt-Medien genügt, um die Person zu identifizieren, welche die mit Abstand größte Zielscheibe auf dem Rücken trägt.

„Dies ist unsere finale Schlacht“, erklärte Präsident Trump am 2. Juli vor 50.000 Menschen in South Carolina. Und vor dem Hintergrund seiner immer wieder bekundeten Entschlossenheit, den Ukraine-Krieg zu beenden, beziehen sich seine Worte möglicherweise nicht ausschließlich auf seinen innenpolitischen Kampf gegen die Washingtoner Eliten.

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PP-Redaktion
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