Donnerstag, 28. März 2024

CDU-Politiker wollen Prostitution unter Strafe stellen, Protest gegen Kinderehen bleibt aus

(David Berger) Statt die rechtliche, medizinische und gesellschaftliche Lage von Prostituierten zu verbessern, will die „Frauen Union“ im Anschluss an Forderungen aus der SPD nun Prostitution für die Freier in Deutschland ganz unter Strafe zu stellen. Damit verhindern sie keine einzige Prostituierte, drängen aber das älteste Gewebe der Welt in die Illegalität und erhöhen nicht nur die Zahl der Straftäter enorm, sondern auch die Macht des Staates.

Gut, dass die Frauen in der SPD jetzt auch Druck machen. So kann es nicht weitergehen. @MariaNoichl Frauen sind keine Ware, deshalb: Sexkaufverbot! Unser Beschluss aus 2020: https://t.co/Wc0rl3mncA #Prostitution #NordischesModellhttps://t.co/pmiIoBhkay

— Frauen Union (@frauenunion) March 20, 2023

 Angefixt von den enormen Erfolgen der „Grünen“ mausert sich nun auch die Union immer weiter zu einer Art Verbotspartei. Und das gilt nicht nur für den neu-religiösen Bereich des Klimaschutzes, sondern – eigentlich typisch für totalitäre Systeme – auch für den Intimbereich des Menschen bzw. sein Sexualleben.

Prostitution für das falsche Frauenbild vieler Männer verantwortlich

„Wenn du die Dirnen vertreibst, werden die Leidenschaften alles verwirren“ sagte bereits an der Wende von der Antike zum Mittelalter der hl. Augustinus – auch in diesem Bereich geradezu „perennis“. Mit ähnlichen Worten wies der hl. Papst Pius V, der für seinen strengen Katholizismus bekannt war, die Versuche mancher Eiferer in Rom die Prostitution zu verbieten, in aller Entschiedenheit zurück. Das Spätmittelalter war eine Zeit, in der katholische Amtsträger im Einklang mit der Kirche Prostituierte zu Kirchenfesten wie Taufen und Hochzeiten einluden, eigene Bordelle betrieben und ganze Rotlichtbezirke bauen ließen. (Quelle)

Das worauf selbst die katholische Sexualmoral in der Zeit der Renaissance letztlich verzichtete, will nun die CDU nachholen und die Prostitution für die Freier verbieten. Ein Unionspolitiker, der passenderweise zu dem Vorstoß der Union gegen Freier Frei heißt, sieht höchste Zeit zu handeln.

Denn Deutschland sei „das Bordell Europas“ geworden. Rückendeckung bekommt Herr Frei von seiner Kollegin mit dem schönen Doppelnamen Winkelmeier-Becker, ihres Zeichens rechtspolitische Sprecherin der Fraktion: „Selbstbestimmte Prostitution stelle in der Praxis die Ausnahme dar. In vielen Fällen würden die Prostituierten auf unvorstellbare Weise sexuell ausgebeutet.“ – so die Unionspolitikerin im Deutschlandfunk. Außerdem sei – so die offensichtlich genderideologie-geprägte Aktivistin – die Prostitution generell für das falsche Frauenbild vieler Männer verantwortlich.

SPD-Politikerin: Männliche Prostituierte vernachlässigbar?

im Stil der üblichen Altparteien-Gleichschaltung hat sich auch die SPD-Politikerin Maria Noichl für eine Bestrafung von Freiern ausgesprochen. Das vor 21 Jahren in Deutschland in Kraft getretene Prostitutionsgesetz sei „gescheitert“, will die Berichterstatterin für einen Bericht des Europäischen Parlamentes zum Thema Prostitution und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in einem Interview mit der „Rheinischen Post“ wissen. Dass mit dem Gesetz die rechtliche und soziale Lage der Prostituierten deutlich verbessert wurde (Krankenversicherung etc.) unterschlägt sie dabei.

Auch dass von der Sexarbeit nicht nur Frauen betroffen sind, scheint der selbst ernannten Fachfrau für Sexarbeit noch nie untergekommen. Gerade in Großstädten wie Berlin, Köln oder Hamburg zeigt sich, dass dort, wo junge männliche Sexarbeiter, die sich halb – oder ganz illegal in Deutschland aufhalten und deren Arbeit somit bereits illegal ist, Kriminalität und Geschlechtskrankheiten besonders rasch ausbreiten – zum Nachteil der sich prostituierenden jungen Männer wie ihrer Kunden – und letztlich der Gesamtgesellschaft.

Prostituierte in die Illegalität abdrängen, statt ihnen zu helfen

Wer nun glaubt, den Verbotsfanatikern – gerade im Bereich des Sexuallebens – gehe es tatsächlich um die Opfer, der geht mit einer reichlichen Naivität an den Bereich „Strafrecht und Sexualität“. Aus meiner Beschäftigung mit dem Themenbereich katholische Kirche und Homosexualität weiß ich: Solche Verbote sollen natürlich die Macht der gerade Mächtigen zusätzlich enorm verstärken.

Denn eines ist völlig klar: Die Prostitution wird – wie das die Praxis in anderen Ländern zeigt, die ähnliche Gesetze bereits eingeführt haben – auf keinen Fall verschwinden. Keine einzige Prostituierte wird es nach Einführung dieses Gesetzes weniger geben. Das gesamte Gewerbe driftet stattdessen in die Illegalität ab. Und zwar nicht nur die Freier, sondern notgedrungen auch die Prostituierten selbst. In einen Dunkelbereich, wo sie nicht nur viel leichter Allianzen mit anderen Illegalitäten – wie Drogen- und Kinderhandel – eingehen wird und die Situation der Prostituierten noch einmal ganz deutlich verschlechtert, sondern eben auch dem Staat eine Riesenmenge neuer Verbrecher an die Hand liefert.

Luthers Lösung: Kinderehen

Unwillkürlich denkt man bei dieser Bigotterie der Politiker des Systems Merkel am Luther. Da die Protestanten mit der Prostitution, die gerade in traditionell katholischen Gebieten besonders blühte, hart ins Gericht gingen und diese ebenfalls ganz verdrängen wollten, bot Luther seinen Anhängern eine Alternative: Kinderehen.

„Wenn man, so Luther, das Heiratsalter auf zwölf Jahre herabsetze, müssten Männer keine Prostituierten mehr aufsuchen, da ehelicher Sex, sofern er ausschließlich der Fortpflanzung diene, ihnen dann durchgehend zur Verfügung stünde.“ (Quelle

Luther heute wieder ganz aktuell, nur dass es nicht die Protestantisierung Deutschlands, sondern dessen Islamisierung ist, die die Kinderehe erneut hervorholt und hoffähig macht. Wo bleibt da der Protest unsere Justiz und der beiden genannten Politiker? Ich habe davon nichts gehört.

Es geht nur um eine weitere Ausweitung der Macht des Staates

„Everything in the world is about sex — except sex. Sex is about power”, hat Oscar Wilde passenderweise im Hinblick auf die Kriminalisierung von Homosexualität geschrieben. Besser kann man seine Macht, die wiederum bei vielen Politikern als Sexualersatz dient, nicht stabilisieren als über Verbote im Bereich der Sexualität, die ohnehin nicht eingehalten werden.

Denn an das Naheliegendste, nämlich die rechtliche, medizinische und gesellschaftliche Situation von Prostituierten deutlich zu verbessern, nicht massenweise unregistrierte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ins Land zu lassen, ohne ihnen eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten, denkt offensichtlich keiner dieser bigotten Politiker.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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