Das Interesse der französischen Presse an Deutschland und der AfD ist groß. Es ist gut zu wissen, was in Deutschland passiert. Die Wahrnehmung dessen, was in einem anderen Land erlebt wird, ist für beide Länder von Nutzen. Journalisten können diese Brücke sein, damit wir voneinander erfahren und auch voneinander lernen können.
Im Gespräch mit Dr. Götz Frömming, Mitglied des Deutschen Bundestages, Nicolas Faure, Journalist aus Frankreich.
1) Wie stehen Sie zur sogenannten Gender-Ideologie? Gehört sie in den deutschen Unterricht?
Ich halte die Gender-Ideologie für eine gefährliche Irrlehre. Als Erwachsene mögen wir darüber lächeln, wenn die Anhänger dieser Ideologie propagieren, dass es kein biologisches Geschlecht gibt und man sich sein Geschlecht selbst aussuchen kann, aber für die Entwicklung unserer Kinder ist diese Pseudowissenschaft pures Gift. Die Verbreitung dieses Aberglaubens sollte an unseren Schulen verboten werden.
2) Gehört Islamunterricht an deutsche Schulen?
Es ist sinnvoll, sich im Schulunterricht mit den großen Weltreligionen zu beschäftigen. Insofern kann auch der Islam Gegenstand des Unterrichts sein. Alles, was darüber hinausgeht, z.B. ein eigenes Fach Islam nach dem Vorbild des evangelischen oder katholischen Religionsunterrichts, ist abzulehnen.
3) Soll die berufliche Bildung gestärkt werden? In welcher Weise?
Das Streben nach immer höheren Abiturientenquoten gefährdet den Nachwuchs in den Ausbildungsberufen. In der Folge bleiben viele Ausbildungsplätze mangels qualifizierter Bewerber unbesetzt. Gleichzeitig sind hohe Studienabbrecherquoten zu verzeichnen, die zu Lasten der Ausbildungsbetriebe gehen. Daher ist es wichtig, die bestehenden Konzepte zur Berufsorientierung auszubauen und berufsorientierende Maßnahmen frühzeitig in den Schulunterricht zu integrieren. Um die berufliche Bildung zu stärken, muss sie langfristig zu einer wirklich attraktiven Alternative zur akademischen Bildung ausgebaut werden. Dazu bedarf es einer grundlegenden Reform des Berufsbildungsförderungsgesetzes. Darüber hinaus muss es möglich sein, aus der beruflichen Bildung heraus eine akademische Laufbahn einzuschlagen.
4) Können Bildung und Migration aus Ihrer Sicht als vereinbar bezeichnet werden?
Wenn die Frage darauf abzielt, ob die bisherige unkontrollierte Massenmigration nach Deutschland und in andere westeuropäische Industrieländer das Bildungsniveau in diesen Ländern verbessert hat, dann ist die Antwort: Nein. In den letzten zehn Jahren ist das Leistungsniveau an deutschen Grundschulen kontinuierlich gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund – vor allem aus arabisch-islamisch geprägten Ländern – in diesem Zeitraum um 50 Prozent gestiegen. Bildungsfähigkeit und Bildungsbereitschaft müssen deshalb zum Maßstab erhoben werden, wenn Bildung und Migration kein Widerspruch sein sollen. Das deutsche Bildungssystem ist bereits ohne Migration überlastet und kann seinem Bildungsauftrag nicht gerecht werden.
Interviews mit Dr. Götz Frömming in französischer Sprache: