(David Berger) Akif Pirinçci, eine der wenigen Originale der deutschen Autorenschaft, ist nun wegen eines Meinungsdelikts bzw. einer unfreundlichen Kritik (Beleidigung) an Klimaaktivistin Luisa Neubauer zu vier Monaten Haft verurteilt worden. Allerdings auf Bewährung.
Akif Pirinçci ist eine Ausnahmefigur unter der deutschen Autorenschaft: Als Katzenkrimi-Autor wurde er weltberühmt und in Deutschland zum Bestsellerautor.
Seitdem er es freilich wagte auf ganz eigene, etwas rustikale Weise, mit spitzer Satire, ohne alle von Linksgrün verordnete politische Korrektheit, v.a. mit einem sicheren Gespür für die wunden Punkte der bundesdeutschen Gutmenschenpolitik zum Zeitgeistkritiker zu werden, gilt er als persona non grata, für den selbst die härteste Zensur noch zu sanft erscheint. Deshalb wurde er nun wegen eines Meinungsdelikts sogar zu vier Monaten Haft verurteilt.
Meinungsdelikte
Während man in den bundesdeutschen Mainstreammedien dazu praktisch nichts hört, schreibt der „Wochenblick“ (Österreich):
„Das deutsche Strafrecht ist unbestechlich. Klar und bestimmt sind die einschlägigen Normen formuliert, die Rechtsprechung ist ohne Zweifel rechtsstaatlich – mit einer Ausnahme: Wenn es um Meinungsdelikte geht, werden Laien – und auch zahlreiche Juristen – regelmäßig eines Besseren belehrt.
Diesmal hat es den Bestseller-Autor Akif Pirinçci getroffen. Dieser wurde jüngst zu vier Monaten Haft verurteilt. Das Bonner Landgericht verurteilte ihn, weil er die von Medien und Politik hofierte Klimaaktivistin Luisa Neubauer anzüglich beleidigt haben soll. Sie selbst hatte Anzeige erstattet.
Es waren ganze 15 Wörter, die nun als strafbar gewertet wurden, darunter das berüchtigte Wort „Ficken“. Konkret soll er gesagt haben:
„Würde ich sofort …, auch wenn ich mir später ihr ganzes Klima-Gedöns anhören muss.“
Schämt euch!
Ich könnte dazu jetzt einen ausführlichen Kommentar schreiben, erinnere aber schlicht noch einmal an einen Beitrag, den ich 2015 für das Magazin „telepolis“ angesichts des Erscheinens seines Buches „Die große Verschwulung“ schrieb. Analog und mit einigen Abstrichen treffen für mich Teile des damals Geschriebenen auch auf diese Verurteilung zu. Nur dass mit der juristischen Ebene nun – nach der Privatwirtschaft und der sozialen Ächtung – auch die Justiz gegen seine Aussagen vorgeht.
„Vor einiger Zeit hat mich Akif Pirinçci auf eine Art und Weise unter der Gürtellinie angegriffen, die ich so geschmacklos fand, dass ich keine Lust mehr hatte, mit ihm weiter öffentlich oder privat zu kommunizieren. Außerdem befürchte ich, dass ich als schwuler Mann viele Passagen seines Buches von der „großen Verschwulung“ ebenfalls reichlich kritikwürdig finden würde, wenn ich es denn als freier Bürger in einem freien Land kaufen könnte.
Was ich allerdings im Hinblick auf die Meinungs- und Pressfreiheit noch tausendmal unerträglicher finde als die verunglückten Aussagen Pirinçcis ist der derzeitige Umgang der selbst ernannten Hüter der politischen Korrektheit mit seinen Büchern aus der Vergangenheit, besonders aber der Buchgroßhändler mit seiner aktuellen Neuerscheinung „Die große Verschwulung“.
Da gingen nicht nur kleinere Buchhändler aus dem Land der Dichter und Denker am vergangenen Wochenende durch die Presse, die allen Ernstes ein öffentliches Schreddern der Bücher Pirinçcis veranstalten wollten.
Jetzt haben auch die drei wichtigsten Buchgroßhändler Libri, Umbreit und KNV sein neues Buch über den Zustand der bislang noch nicht unter Naturschutz stehenden Homo-Szene aus dem Programm genommen. Auch Amazon und die Buchketten Thalia und Mayersche haben angekündigt, dass das Buch bei ihnen nicht kaufbar sein wird. Mit dieser groß angelegten Blockade wird es dem Endkonsumenten schlicht nahezu unmöglich gemacht, sich dieses Buch zu kaufen und sich selbst ein Bild davon zu machen.
Damit erleben wir derzeit einen in Deutschland nach 1945 nie gekannten Vorfall. So schnell kann man gar nicht schauen, wie Deutschlands wichtigste Buchhändler in voraufklärerische Verdammungspraktiken zurückfallen. Selbst die katholische Inquisition hat es sich immer zur Devise gemacht, klar zwischen einem konkreten Werk und den anderen Äußerungen des Autors zu unterscheiden. Ob ein Werk auf den „Index der Verbotenen Bücher“ kam, durfte nur von dem abhängig gemacht werden, was in diesem konkreten Buch stand. Bis der Index der Verbotenen Bücher in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als letztes Relikt frühneuzeitlicher Aufsicht über das Denken der Menschen selbst von der katholischen Kirche abgeschafft wurde.
„Ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst“
Wo ist das Bekenntnis zu dem zwar nicht von Voltaire stammenden, aber sein freiheitliches Denken schön wiedergebenden Satz geworden: Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst?
Was jetzt in Deutschland mit dem neuesten Werk Pirinçcis passiert, zeigt nicht nur, wie wenig ernst die Mehrheit der deutschen Buchhändler das Selbstentscheidungsrecht der Leser nimmt. Es ist ein Abschied von jenem Denken, für das Voltaire und die anderen großen Philosophen Europas stehen. Es ist schlicht ein Rückfall in die voraufklärerische Barbarei von Bücherindex und Zensur. Im Namen der Verteidigung der politischen Korrektheit, stößt man – überheblich lächelnd und sich dabei auch noch lobwürdig glaubend – der Freiheit ein Messer in den Rücken.
Dieser Rückfall wiegt umso mehr, als er von Buchhändlern kommt. Sie spielen damit die von vermeintlichen Intellektuellen stammende Begleitmusik zu dem, was sich derzeit auf den Straßen Deutschlands an Auseinandersetzungen abspielt.
Man kann diesen Buchhändlern nur schlicht sagen: Ihr streicht von Eurem Programm die „große Verschwulung“ und zelebriert ganz offen die totalitäre Verdummung! Schämt Euch!“ (Quelle)
Pirinçci wird sich nicht stoppen lassen
Wichtig erscheint zur Beurteilung dieses Urteils zudem, dass auch hier in der gesellschaftlichen Beurteilung, die jene der Justiz und der Staatsanwaltschaften immer auf mehr oder weniger starke Weise beeinflusst, doppelte Standards aufscheinen:
Richtig bemerkt daher Achim Baumann: „„Ficken“? Die Verwendung des genannten ordinären Begriffs erinnert an den TV-Moderator Jan Böhmermann, der den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan in einem angeblich satirischen Beitrag als „Zickenficker“ bezeichnet hatte. Mit Böhmermann solidarisierten sich seinerzeit die üblichen linksgrünen Medienschaffenden, aber auch Politiker fast jeder Couleur. Bei Akif Pirinçci ist das diesmal anders. Das Gericht räumte ihm keinen Status als „Künstler“ ein, der von seiner grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit Gebrauch machte. Dabei sind die Beiträge des türkischstämmigen Katzenkrimiautors offensichtlich völlig überzogen und bedienen sich satirischer Mittel. Wieso sollte er kein Satiriker sein? Ein Lehrberuf ist das immerhin nicht, auch Böhmermann wird als Satiriker bezeichnet, was ihm die Möglichkeit gibt, Dritte einfach zu beleidigen. Aber dass sich einmal Linke, Grüne etc. satirischer Kritik unterziehen müssen, ist eben nicht gewollt.“ (Quelle)
A propos: Akif Pirinçci will sich durch das Urteil nicht stoppen lassen, möchte Revision einlegen: „Somit werde ich der erste Schriftsteller in Deutschland sein, der nach dem Zweiten Weltkrieg wegen eines Meinungsdelikts ins Gefängnis kommt“, erklärte er danach augenzwinkernd.
Trotzdem versucht er sich erst einmal wieder in Katzenbücher, sein aktuelles Werk „Odette“ ist diesmal eine Liebesgeschichte…“ (Quelle)
Danke, lieber Akif, danke, weil Du für uns alle, die für die Freiheit kämpfen, diesen schmerzhaften Weg gehst!
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