Papst Franziskus – der die Liturgie des Konzils von Trient ebenso verachtet wie der Teufel das Weihwasser – fürchtet, sorgte vor einigen Tagen mit einem Motu proprio (nicht gesiegeltes Dekret, Schreiben aus eigenem Antrieb) für einiges Aufsehen.
Er setzte die Bestimmungen Papst Benedikts XVI. außer Kraft, die es jedem römisch-katholischen Priester erlaubten, im tridentinischen Ritus (dem Ritus, der auch während des II. Vatikanischen Konzils üblich war und erst 1969 durch den aktuellen Novus Ordo Missae ersetzt wurde) zu zelebrieren.
Dramatische Entwicklung zu befürchten
Dies hat auch Folgen für Messorte, an denen sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Gläubige versammelten, die diesen Ritus wertschätzten. Denn jedem Bischof obliegt es nun, aus pastoralen Erwägungen die Messorte bestehen zu lassen oder nicht. Da die meisten deutschen Bischöfe sich dem linksgrünen und somit traditionsfeindlichen Kurs des argentinischen Papstes angeschlossen haben, dürften auch hierzulande die Folgen fatal sein.
Nun bricht aber leider auch schon in den eigenen Reihen der Traditionalisten (Tradis) Streit untereinander los. Von außen in die Community hineingetragene Vorwürfe werden übernommen, weil ganz besonders für konservative Katholiken der Papst eine ganz besondere Stellung hat. Ihn zu kritisieren, fällt vielen schwer, weshalb sich manche die Argumente der Modernisten zu eigen machen und in ihrem eigenen Verhalten Gründe für die Entscheidung des Papstes suchen.
Unsere Gastautorin Verena Kohlmeyer nimmt im folgenden Beitrag, den sie zuerst auf ihrem Facebook-Profil veröffentlicht und uns freundlicherweise zur Publikation überlassen hat, aus ihrer Sicht Stellung zu den Vorwürfen NOM-Anhänger.
Haben die Traditionalisten sich selbst ins Aus geschossen?
In den letzten Tagen wurde viel über das neue Motu proprio „Traditionis persecutores“ geschrieben. Das meiste davon sehr klug und fundiert, sodass ich mich nicht damit messen könnte. Dennoch möchte ich einen Aspekt aus der Diskussion aufgreifen, der mich mehrfach sehr geärgert, beziehungsweise, da auch aus den eigenen Reihen kommend, sehr verletzt hat: Immer wieder wurde die Behauptung aufgestellt, die „Tradis“ seien an ihrem schlechten Ruf und an der Situation, in der sie sich nun befinden, selbst schuld.
Sie seien rigide und rückwärtsgewandt und zudem pharisäerhaft überheblich, spalterisch. Kurzum: Sie hielten sich für die besseren Katholiken. Deshalb müssten sie nun stillhalten und sich in ihr Schicksal fügen. Ich muss es so klar sagen: Das ist Unsinn! – Zweifellos gibt es auch unter den Traditionsanhängern Extremisten, die das II. Vatikanische Konzil vollständig ablehnen und den Novus Ordo Missae (NOM) als ungültig ansehen bzw. das derzeitige Pontifikat nicht nur als leidvoll betrachten, sondern den Stuhl Petri für vakant halten.
Auch Papst Franziskus misst mit zweierlei Maß
Ebenso gibt es aber unter den NOM-Anhängern solche, die Glaubenswahrheiten wie z. B. die Realpräsenz oder die Mariendogmen (Unbefleckte Empfängnis, Leibliche Aufnahme in den Himmel) leugnen oder die päpstlichen Verlautbarungen nur zur Kenntnis nehmen, wenn ihnen der Inhalt zusagt. Werden deshalb alle Besucher des NOM als Häretiker bezeichnet? Müssen alle Modernisten ständig und unaufgefordert schwören, dass sie auch die gesamte katholische Lehre vor VII glauben?
Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Die Wirklichkeit unter den Traditionalisten sieht ganz anders aus. Sie stören sich nicht daran, wenn Menschen sich im NOM beheimatet fühlen und nur diese Messform besuchen möchten. Sie sind lediglich traurig darüber, dass den Betroffenen eine so schöne, klare, tiefe und über Jahrhunderte gewachsene Liturgie – wie die der „alten Messe“ – vorenthalten bleibt. Sie sind nicht verärgert darüber, wenn moderne Katholiken glauben, das Rosenkranzgebet sei genauso überholt wie der Empfang des Bußsakraments. Sie schließen diejenigen ins Gebet ein und tun selbst Buße für die Rettung aller Seelen.
Spaltung und Verurteilung geht von den Liberalen und Linkskatholiken aus
Sie verurteilen niemanden, der die Hand-Kommunion empfängt. Sie erbitten von Gott Verzeihung dafür, dass der im Altarsakrament gegenwärtige Herr durch diese Form des Kommunionempfangs beleidigt und -im wahrsten Sinne des Wortes- mit Füßen getreten wird. Sie haben kein Problem damit, wenn Gläubige keine Wallfahrten mehr unternehmen und ihre Glaubenspraxis auf ein Minimum reduzieren. Sie veranstalten einfach selbst Wallfahrten in diesen Anliegen.
Auch wenn sie selbstverständlich nicht begeistert sind über einen fortschreitenden Schwund des Glaubenswissens, über immer weiter sinkende Zahlen der Messbesucher, über Erstkommunion- und Firmvorbereitungen, die diesen Namen nicht verdienen, über Laien, die sich in Pfarrgemeinderäten und anderswo wichtigmachen und die Pfarrer drangsalieren, über politische Predigten und Fürbitten, über Liturgie-Missbräuche, Homo-Segnungen und Interkommunion, lassen sie doch jeden, der sich damit identifiziert, gewähren. Sie nehmen nur nicht daran teil.
Jeder sollte nach seiner Façon selig werden dürfen
Sie nehmen das Recht für sich in Anspruch, ihren Glauben so zu leben, wie es ihre Vorfahren über Jahrhunderte getan haben und wie es der Tradition und Lehre der Kirche nach wie vor entspricht. Sie versuchen durch ihr Zeugnis andere zum Glauben (zurück) zu führen und für die Wahrheit einzustehen, auch gegen den Zeitgeist. Es ist ihnen egal, wenn sie dafür als rückständig oder auch dumm bezeichnet werden.
Sie sind nicht diesseitig orientiert, sondern sehen ihr Ziel in der Ewigkeit. Und diese himmlische Glückseligkeit erhoffen und erbitten sie auch für jeden anderen Menschen. Ihnen steht für ihren Weg der Heiligung die gleiche Toleranz zu, wie sie die Modernisten permanent lautstark für sich reklamieren. Wenn jemand es für sich vorzieht in geziemender Kleidung und Haltung und mit Andachtsschleier ausschließlich die „alte Messe“ mitzufeiern, so ist das sein gutes Recht und kein Grund sich zu entschuldigen.
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