Vor 60 Jahren, am 13. August 1961, riegelte die DDR West-Berlin ab, wurde zwischen dem sowjetisch besetzten Sektor und den westlichen Sektoren Straßen aufgerissen, Stacheldrahtsperren ausgerollt und der Verkehr unterbunden. In den folgenden Tagen begann die Errichtung der Berliner Mauer. Zwei Monate zuvor, am 15. Juni 1961, hatte der SED-Partei- und Staatschef Walter Ulbricht (1893 –1973) in einer Pressekonferenz für viele Beobachter „aus heiterem Himmel heraus“ erklärt, dass Niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten.
Zum bevorstehenden 60. Jahrestag hat sich die in Berlin ansässige Vereinigung 17. Juni in Schreiben an die Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus wie der Bezirksverordneten-Versammlung in Kreuzberg gewandt und an die Abgeordneten und Bezirksverordneten appelliert, „zumindest einen Teil der Kreuzberger Zimmerstraße zwischen dem ehemaligen Checkpoint Charlie und dem Axel-Springer-Verlag“ in „Peter-Fechter-Straße“ umzubenennen.
In dem Anschreiben erinnert die Vereinigung daran, dass Peter Fechter zum „Symbol der vielen Mord- und Fluchtopfer an der Berliner Mauer“ wurde, als er am 17. August 1962 unweit des Checkpoint Charlie an der Mauer in der Zimmerstraße nach seinem Fluchtversuch über 50 Minuten lang direkt hinter der Mauer verblutete. In einem einzigartigen Beitrag des berühmten Journalisten Sebastian Haffner hatte dieser in CHRIST und WELT vom 15.12.1961 den „Mord an der Mauer“ in unerreichter Klarheit und Schärfe angeklagt und verurteilt. Der Artikel erschien eine Woche nach der Ermordung des Fluchthelfers Dieter Wohlfahrt an der Zonengrenze in Staaken.
Peter-Fechter-Straße ein Signal des Nicht-Vergessens
„Anlässlich des 60. Jahrestages darf die Öffentlichkeit wieder mit ähnlichen Repliken auf das unvergessliche Geschehen an der Mauer durch die Politik rechnen,“ heißt es in dem Schreiben weiter. „Um diese Reden nicht erneut unglaubwürdig erscheinen zu lassen, sollte die Stadt, das Abgeordnetenhaus, der zuständige Bezirk nicht nur nach unserer Auffassung ein deutliches Zeichen setzen. Dafür wäre die endliche Umbenennung des beschriebenen Teils der Zimmerstraße in „Peter-Fechter-Straße“ wegen der zweifellosen Symbolik zum 60. Jahrestag ein überzeugendes Signal des Nicht-Vergessens, der ehrlichen Aufarbeitung und der historisch notwendigen Erinnerung.“
Die Vereinigung erinnert an ihren Vorstoß vor bereits 10 Jahren, als sie zum 50. Jahrestag des Mauerbaus eine Unterschriftensammlung gestartet habe. Man sei mit der Anregung seinerzeit auf „taube Ohren“ gestoßen. Auch habe man diese Idee mit Hinweis auf das erneuerte Berliner Straßengesetz abgelehnt, in dem eine Bevorzugung weiblicher Namen festgeschrieben worden sei. Nicht erwähnt wurde hingegen der Hinweis im selben Gesetz, daß „begründete Ausnahmen“ zugelassen sind. „Eine Straßenbenennung nach Peter Fechter erfülle nicht nur nach unserer Ansicht diese Voraussetzung,“ merkte die Vereinigung an.
Trotz Straßengesetz Benennung nach dem „männlichen“ Rudi Dutschke
Der nach dem Volksaufstand von 1953 zunächst als „Komitee 17. Juni“ begründete Verein erinnerte daran, das die seinerzeitige Umbenennung eines Teils der historischen Kochstraße in „Rudi-Dutschke-Straße“ auch ermöglicht wurde, „obwohl es sich bei diesem sowohl um eine männliche Person handelte, als auch im Ortsteil Dahlem ein „Rudi-Dutschke-Weg“ existiert (Vermeidung von Doppelbenennungen).“
Der Vorstand erklärte heute in einer Presseerklärung, man sei „enttäuscht über die erschreckende Arroganz der Nichtbehandlung eines so wichtigen Vorgangs,“ als der die grundsätzlich wichtige und erforderliche Umbenennung nach dem weltberühmtesten Mord-Opfer der Mauer jedem verantwortlich denkendem Menschen erscheinen müsse. Man habe allerdings die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich die zuständigen Gremien „rechtzeitig vor dem 60. Jahrestag des Mauerbaus nachweisbar an die Toten der Mauer erinnern und endlich einen Straßenzug nach dem vor der Weltöffentlichkeit verbluteten Peter Fechter benennen.“
Dies sei eine wichtige und notwendige Ergänzung der bereits vor Jahren vollzogenen gleichbedeutenden Ehrung des letzten durch Schusswaffengebrauch ums Leben gekommenen Flüchtlings vor dem glücklichen 9. November 1989. Der 20jährige Chris Gueffroy war am 5. Februar 1989 beim Versuch, den Britzer Verbindungskanal zu durchqueren, von Schüssen der DDR-Grenzer tödlich getroffen worden. (V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 ).
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