Freitag, 19. April 2024

Digitalisierter Parkeintritt zum Schutz vor frischer Luft und Sonne

Ein Gastbeitrag von Dr. Wulf D. Wagner

Endlich! Lange wollte ich diesen Text schon schreiben. Allein niemand hätte ihn mir noch vor einem halben Jahr ohne klaren Beweis abgenommen. Jetzt aber ist es nicht nur öffentlich angeschlagen, jetzt wurde das Ganze nochmals gesteigert und fügt sich damit noch besser ein in den mehr und mehr um uns greifenden Irrsinn, der uns als organisatorische Glanzleistung der Politik zu unser aller Gesundheitsschutz verkauft wird.

Nun also ist es nicht mehr nur der brave Parkwächter, der den ahnungslosen Besucher am Eintritt hindert und auf eine Internetseite verweist, nun klebt seit einigen Tagen endlich als öffentlicher Beweis sichtbar ein Papierausdruck in Plastikfolie am Eingangstor der Villa Garibaldi, dem kleinen Park inmitten der Piazza Marina in Palermo:

Eintritt nur mit Voranmeldung auf der Internetseite der Comune.

Dieser Garten mit einem prächtigen Baumbestand liegt fünf Schritte von meinem Zimmer entfernt und so konnte ich über alle die Monate immer wieder beobachten, wie die Parkwächter jeden durch das angelehnte Tor Eintretenden nach seiner Anmeldung fragten. Keine Voranmeldung, kein Eintritt! So zum Beispiel zwei fröhliche Mädchen, die ausgerüstet mit ihren Kaffees in Plastikbechern, plaudernd und unbedarft durchs Parktor schritten. Keine Voranmeldung? Also raus! Waren gerade Massen im Garten? Ich sah niemanden!

Parkbeschränkung – unterzeichnet vom linken Politiker Costumati

Nun also hat sich der neue Referent für Kulturerbe und Grünanlagen, Dr. Antonino Costumati (Palermo, Costumati nuovo assessore, Delega al Bilancio a Marino – QdS), zu diesem organisatorisch herausragenden Schritt der schon durch den Regen der letzten Tage etwas verwaschenen Informationen in Plastikhüllen entschieden. Der linke Politiker – früher Partito democratico, jetzt bei Italia Viva – gehört seit einiger Zeit zum Team des nur noch in Deutschland und bei NGOs aufgrund seiner Migrationspolitik gepriesenen Bürgermeisters Leoluca Orlando. Die stolz von Costumati unterzeichnete Liste enthält alle eingezäunten bzw. eingemauerten Parks Palermos, wobei der Aktionismus durchaus nicht so weit reicht, dass an allen Parktoren entsprechend einheitliche Hinweise hängen. Aber darauf kommt es nicht an. Hauptsache ist, möglichst viele Bürger werden vom gesundheitsschädlichen Parkspaziergang abgebracht.

Der große Giardino Inglese, den man noch vor einiger Zeit problemlos passieren oder in dem Kinder spielen durften, hat nur noch ein Tor geöffnet. Voranmeldung bitte! Und Maske auf!

Ebenso fällt der Giardino della Zisa, des fantastischen Lusthauses aus der Zeit der Normannen und unseres mittelalterlichen Kaisers Friedrich II., des Staufers, unter Anmeldezwang, sieht aber eher ganz geschlossen aus.

Die Villa Giulia, jener herrliche Park am Meer, in dem schon Johann Wolfgang von Goethe und Richard Wagner mit seiner Cosima lustwandelten, steht auch nicht mehr zum spontanen Spaziergang offen – vor einigen Sonntagen konnte ich da noch geradezu einsam auf einer Bank lesen.

Und so braucht der Besucher für die Villa Trabia mit ihrem weitläufigen Landschaftsgarten nun eine digitale Prenotazione zumindest vom Tag zuvor, kontrolliert von bemasketen Parkwächtern; einfaches Passieren ist nicht mehr möglich, so muss man eben den Umweg entlang der Bürgersteige stark befahrener Straßen nehmen.

Wer nun glaubt, das sei‘s schon, der erfährt am Eingang des berühmten Botanischen Gartens, eines Wundergartens, der schon aufgrund seines Eintrittspreises niemals Menschenmassen anzog, dass dieser einfach ganz geschlossen bleibt – Einnahmen braucht Palermo nicht!

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Fast sechs Jahr lebe ich hier. Außer dem Englischen Garten, der Spielmöglichkeiten für Kinder und ein kleines Cafè besitzt, und dem ähnlich beliebten Parco della Saluta (Park der Gesundheit) am Meer mit Sport- und Spielplatz, der wegen Zona Rossa ebenfalls ganz geschlossen bleibt, sah ich keine der Gartenanlagen jemals überlaufen, im Gegenteil, es sind stille, erholsame Orte inmitten dieser lauten Stadt.

Doch wen interessiert‘s. Costumati und Orlando vermutlich nicht. Frische Luft und Sonne schaden! Spontane, nicht digital überwachte Parkgänge schaden! Gleichgültig lässt es solche Politiker, ob alte Menschen das technisch überhaupt verstehen. Völlig egal ist den „Verantwortlichen“, ob in den dichten Wohnvierteln dieser extrem staubigen Stadt offene Parks zum Atmen den Menschen nicht gesundheitlich doch gut täten; nein, lieber sehen sie die Menschen a casa, in ihren engen, feuchten Wohnungen (Die Bundesregierung und ihr grüner wie medialer Anhang haben sich von Europa „abgehängt“).

Widersprüche statt wissenschaftlicher Klärung

Übrigens sind die auch bei Touristen beliebten Straßenmärkte Ballarò und Capo, auf denen sich nicht nur das einfache Volk aufgrund der niedrigen Preise und der Frische von Obst, Gemüse und Fisch tummelt, weiterhin offen. Zum Glück! Doch bedauerlicherweise zeigt sich gerade an solchen Widersprüchen, dass die durch Angst fügsam gemachte Bevölkerung aufgehört hat, nach einer Logik dieser wirren Politik zu fragen.

Unverständlicherweise fordern selbst zum Denken fähige Menschen keine klare Antwort auf die einfache Frage, warum die Wissenschaftler in unserem vermeintlich aufgeklärten und hochtechnisierten Europa auch nach über einem Jahr nicht willens sind herauszufinden, ob „Corona“ den Menschen bei frischer Luft und Sonne „anfällt“ und ob man eine Maske beim Spaziergang im Park, im Wald oder am Meer braucht oder nicht.

Zumindest ich sehe in all diesem Irrsinn keine mich schützende Gesundheitspolitik, sondern ein mehr und mehr boshaftes Verwirr- und Machtspiel der Politik gegen uns Bürger. Das alles hat mit dem freien, mündigen, selbstbestimmten Menschen und unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung nichts mehr zu tun – und deshalb gehöre ich gerne zu der winzigen Minderheit Palermos, die keine Maske auf der Straße anzieht, denn ich will atmen, lächeln, und mein Gehirn braucht Sauerstoff zum freien Denken.

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Autor: Dr. Wulf D. Wagner lebt als Historiker in Palermo und Berlin. Für den Verlag Manuscriptum übersetzte er 2019 „Ich bin Matteo Salvini“. Weitere Beiträge von ihm gibt es hier.

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