(Benedikt Walter*) Am 9. Oktober dieses Jahres wäre der britische Musiker John Lennon 80 Jahre alt geworden. Tatsächlich erreichte er nur die Hälfte dieser Lebensjahre, denn am 9. Dezember 1980 wurde er in New York erschossen. Nach den Beatles war er als Solokünstler erfolgreich. Eines seiner bekanntesten Lieder ist „Imagine“ („Stell dir vor“), in dem er seinen Traum von einer in seinen Augen besseren Welt besingt. Am Ende des Liedes äußert er den Wunsch und die Hoffnung zugleich, jeder Zuhörer möge sich ihm – dem Träumer – anschließen, um die Welt bald als „Eine“ erleben zu können.
Aus Anlass des 80. Jahrestages seiner Geburt in Liverpool ist manch anerkennender Artikel über ihn erschienen. Gewiss war er ein großer Musiker. Seine 1971 im Lied „Imagine“ besungene vermeintlich bessere Welt wäre allerdings in Wahrheit der reine Horror. Schauen wir uns deshalb seine Vorstellungen einmal näher an:
Imagine there’s no heaven, above is only sky
Stell Dir vor, es gibt keinen Himmel… Also im religiösen Sinn (kein ewiges Leben bei Gott). Dort droben gibt es nur den Himmel, den wir sehen. Möchte man sich so etwas wirklich vorstellen? Was ist schön daran? Ich kann das nicht erkennen. Es ist doch eine wunderschöner Glaube, dass mit dem Ende des Lebens hier auf Erden nicht alles aus ist, dass man weiterleben darf in der Ewigkeit Gottes, in der es all das Schlechte, mit dem wir in unserem irdischen Leben konfrontiert werden, einfach nicht mehr gibt, in der allein die göttliche Liebe das Maß aller Dinge ist. Diese Hoffnung will John Lennon den Menschen nehmen und ihnen sagen, dass mit dem Ende ihres irdischen Lebens alles vorbei ist.
Was für eine traurige Nachricht für alle Menschen, deren Leben ohne ihr Verschulden so unendlich leidvoll verläuft, nicht nur in den armen Ländern unserer Erde, sondern auch mitten unter uns in der reichen westlichen Welt. John Lennons Botschaft für sie lautet: egal, wie schlimm Dein Leben verläuft, Du hast nur dieses eine Leben, finde Dich damit ab. Eine frohe Botschaft klingt anders.
https://www.youtube.com/watch?v=2ca5y1qj848
Imagine there’s no countries
Stell Dir vor, es gibt keine Länder… Zugegeben, es handelt sich hier auf den ersten Blick um eine traumhafte Vorstellung. Es gibt nur noch ein Land namens Erde. Jeder Mensch wäre Bürger dieser Erde. Bei näherem Hinsehen wird mir indes mulmig. Denn staatliche Gewalt müsste ja gleichwohl ausgeübt werden. Die Alternative bestünde in weltweiter Anarchie. Die Erde bräuchte also eine Regierung. Wer garantiert, dass das politische System des Staates Erde demokratisch ist und dass rechtsstaatliche Grundsätze eingehalten werden?
Vielleicht ist die Regierungsform der Erde zunächst demokratisch, wandelt sich dann aber zu einer Diktatur. Wohin kann ein Mensch dann noch fliehen? Nirgendwohin! Welches andere Land könnte evtl. dem diktatorischen und verbrecherischen Treiben der Regierung des Staates Erde Einhalt gebieten? Keines, denn es gäbe ja kein anderes Land. Das Existieren verschiedener Länder auf der Erde beinhaltet eine weltweite Gewaltenteilung und damit schon allein die Beschränkung staatlicher Macht. Ein Land allein kann eben nicht tun und lassen, was es möchte. Die Regierung des einen Landes Erde könnte es dagegen schon. Was für ein Horror!
Nothing to kill or die for
Nichts, wofür man töten oder sterben müsste… Unbestreitbar ist das eine schöne Vorstellung. John Lennon meint offenbar, dies wäre in einem Land namens Erde zwangsläufig der Fall.
Dem ist nicht so. Denn das Regierungssystem Erde könnte ja z. B. auch eine blutige, jede Abweichung mit Gewalt bekämpfende kommunistische Diktatur sein. Der Gedanke, dass es sich lohnen könnte, für die Beseitigung dieser Diktatur auf der Erde auch mit Waffengewalt zu kämpfen, ist zumindest nicht fernliegend.
And no religion too!
Und auch keine Religion… Sicherlich gibt es Religionen, auf welche unsere Welt gut verzichten kann, bei deren Verschwinden es ihr insgesamt besser ginge. Das trifft z. B. auf solche Religionen zu, deren Gründer schon gewalttätig waren, die von Beginn an kriegerisch verbreitet wurden und deren männliche Gründer es in Ordnung fanden, sich mit kleinen Mädchen zu verehelichen.
Aber keine Religion würde eben auch bedeuten, dass es kein Christentum gäbe. Es gäbe keinen Glauben an Gott der die Menschen so sehr liebt, dass er in der Person von Jesus Christus zu ihnen auf die Erde gekommen, für sie am Kreuz gestorben und zu neuem Leben auferstanden ist. Die christliche Hoffnung, dass wir, wenn wir mit ihm eins werden, nicht nur wie er sterben, sondern auch wie er zu neuem Leben auferstehen werden, gäbe es nicht. Wir hätten nur dieses eine Leben hier auf der Erde, und dieses eine Leben müsste uns die Erfüllung bringen.
Was für eine traurige Vorstellung in Anbetracht allein der Katastrophen, die es immer wieder geben wird, oder der schlimmen Krankheiten, welche Menschen immer wieder treffen, auch schon in jungen Jahren. Es gäbe darüber hinaus keine Hoffnung. Viele Menschen hätten Glück, andere eben Pech mit ihrem einen Leben. Was für eine grausame Vorstellung ist das?
Imagine all the people living life in peace
Stell dir vor, alle Menschen würden ihr Leben in Frieden leben… Das ist in der Tat eine traumhafte Vorstellung. Falsch ist jedoch die Annahme John Lennons, eine Welt ohne Länder und ohne jegliche Religion würde dies gewährleisten. Die schlimmsten und grausamsten Diktaturen des 20. Jahrhunderts, nämlich die nationalsozialistische Diktatur in Deutschland und die kommunistischen Diktaturen in vielen anderen Ländern waren atheistischer Natur. Die Religionslosigkeit war jeweils Staatsdoktrin.
Für die Annahme, in einer Welt ohne jegliche Religion würden die Menschen friedvoll miteinander Leben, gibt es überhaupt keine empirische Basis. Das Gegenteil ist der Fall. Dies zeigt schon der moderne Krieg gegen ungewollt entstandenes ungeborenes menschliches Leben, ein Krieg der unter den verlogenen Stichworten der Gleichberechtigung der Frau sowie neuerdings sogar der Gesundheit und Menschenrechten geführt wird.
Die Tötung menschlichen Lebens zum Menschenrecht zu erklären ist der Gipfel jeglichen Zynismus. Sie ist ein Resultat des fehlenden Bewusstseins der Verantwortung vor Gott, also der Religionslosigkeit. Wohin dies führt, sehen wir im Übrigen jetzt schon im immer laxeren Umgang mit dem Ende des menschlichen Lebens. Ein falsches Verständnis von der Würde des Menschen lässt das vor einigen Jahren noch selbstverständliche Nein zu jeglicher sog. Euthanasie stetig schwinden. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wie es um den Schutz menschlichen Lebens in der einen atheistischen Welt John Lennons bestellt wäre.
Imagine no possessions, no need for greed or hunger, a brotherhood of man
Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz, keinen Grund für Gier oder Hunger, Brüderlichkeit unter den Menschen… Das ist nun der pure kommunistische Schwachsinn. Wo niemand Eigentümer von irgendetwas ist, da gehört allen alles und in Wirklichkeit niemandem nichts. Da die Menschen aber nicht von Natur aus gut sind (eine klassische linke Fehlannahme im Widerspruch zum christlichen Glauben), werden sie in einer solchen Welt eben nicht brüderlich miteinander sein.
Im Gegenteil wird es darum gehen, aus diesem Gemeinschaftseigentum aller zum eigenen Vorteil möglichst viel für sich selbst herauszuholen. Individuelle Anstrengung würde sich nicht mehr lohnen, da alle anderen jeweils in gleicher Weise davon profitieren würden, wie derjenige, der sie erbringt. Am Ende gibt es viel Grund für Hunger, weil das System schlicht und einfach nicht funktioniert. Und da Hunger bekanntlich erst recht böse macht, ist es mit jeglicher Brüderlichkeit dann auch schnell dahin.
Imagine all the people, sharing all the world
Stell dir vor, alle Menschen würden sich die gesamte Welt teilen… Das ist wiederum eine sehr schöne Vorstellung John Lennons, aufgrund der menschlichen Natur aber völlig unrealistisch, jedenfalls in einer atheistischen Welt. Etwas anderes wäre allenfalls vorstellbar, wenn die ganze Welt nur noch aus überzeugten Christen bestünde.
Auch die ersten Christen hatten bekanntlich alles gemeinsam. In einer Welt ohne Religion und ohne Christentum wie John Lennon sie sich erträumt, könnte nur versucht werden, das Teilen aller mit allen durch eine Art kommunistische Weltdiktatur durchzusetzen. Der Versuch wäre zum Scheitern verurteilt.
Resümee
Zweifelsohne hat John Lennon mit „Imagine“ ein melodisch wunderschönes Lied geschrieben, das förmlich zum Mitsingen einlädt. Leider sind seine Träume keineswegs traumhaft, sondern im Gegenteil der reine Horror. Mögest Du dennoch ruhen in Gottes heiligem Frieden, Dear John!
*Der Klarname des Autors ist der Redaktion bekannt. Wir leben (viel zu viele gut und gern) in einem Deutschland, in dem manche(r) es aus beruflichen oder anderen Gründen nicht wagen kann, unter eigenem Namen zu veröffentlichen, wo es ihr/ihm beliebt.
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