(David Berger) Wann lernen all die Restaurants, Bars und Veranstaltungshallen endlich, dass es alles andere als überzeugend und glaubwürdig ist, wenn man mit faschistischen Methoden gegen angebliche Faschisten vorgeht?
„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. (Ignazio Silone)“
Das hatte sich das italienische Restaurant Calice D’Oro am Brandenburger Tor, das sich selbst als „gehobene italienische Cucina mit weißen Tischdecken und erlesenen Weinen in warmer Atmosphäre“ lobt, so nicht vorgestellt. Vermutlich wollte man mit einem Tweet nicht nur indirekt Werbung für seine weißen Tischdecken machen, sondern auch weitere Aversionen gegen „Rechts“ wecken – und erreichte das Gegenteil. Nach dem Motto: Tue Gutes und rede dann sehr laut darüber…
Anwesenheit unerwünscht
In einem eigenen Tweet gab die Kneipe mit warmer Atmosphäre bekannt:
„Wir haben Herrn Kalbitz höflich darauf aufmerksam gemacht,dass seine Anwesenheit in unserer Gastronomie unerwünscht ist.Wir haben ihn die Bewertung dieser Aussage überlassen, worauf er unser Restaurant verlassen hat.Das war kein Rauswurf,sondern eine freie Entscheidung des Gastes.“
Wir haben Herrn Kalbitz höflich darauf aufmerksam gemacht,dass seine Anwesenheit in unserer Gastronomie unerwünscht ist.Wir haben ihn die Bewertung dieser Aussage überlassen, worauf er unser Restaurant verlassen hat.Das war kein Rauswurf,sondern eine freie Entscheidung des Gastes
— Calice D‘oro (@calice_doro) September 17, 2020
Es ist davon auszugehen, dass die Kneipe sich dadurch vermutlich das Lob aller Bessermenschen erhoffte und in der Folge steigende Besucherzahlen. Doch viele Kommentare, die man auf Twitter erntete, lassen vermuten, dass dieser Schuss nach hinten losging. In den Kommentaren dazu heißt es etwa:
Früher judenfrei, heute AfD-frei
„Also ein AfD-freies Restaurant. Gratuliere! Früher judenfrei, heute AfD-frei. Soviel hat sich gar nicht geändert in Deutschland. Die Demokratie ist hier nie angekommen, dafür herrscht weiter der totalitäre Ungeist. Und man ist natürlich immer auf der „richtigen“ Seite. Ekelhaft.“
„Ich mag Herrn Kalbitz nicht, aber die Wiedereinführung von Vogelfreien und Aussätzigen wie im Mittelalter finde ich bedenklich. Ich hatte gedacht das wir darüber hinweg sind.“
„Ich habe wirklich nichts mit Herrn Kalbitz und seiner Partei zu schaffen. Aber ich finde es sehr bedenklich, wenn in Deutschland wieder Menschen wegen ihrer politischen Einstellung ausgegrenzt werden. Ich frage mich auch, ob hier nicht Verstoß gegen Art. 3 Grundgesetz vorliegt.“
„Ich gehöre nicht zur AfD, komme aber genau durch solche „Heldentaten“ und die extreme Hetze immer mehr dazu, mich für sie zu interessieren. Irgendwas müssen sie so richtig machen, dass unsere korrupte Regierung Angst hat. Blockwarte meide ich wie die Pest. Nichts anderes sind Sie.“
„Eigentlich dachte ich immer, Art.3 des Grundgesetzes verbietet Diskriminierung aufgrund politischer Anschauungen. Aber manche stehen halt über dem Gesetz und brüsten sich gerne damit. Ich mag Herrn Kalblitz nicht, aber wir leben in einer Demokratie, nicht in der Villa Kunterbunt.“
„Schön das es klar gestellt wurde, so weiß ich jetzt, es handelt sich nicht um ein Missverständnis. Somit ist eine Meidung Ihrer Gastronomie unumgänglich. Mit Methoden der NSDAP wollen wir nichts zu tun haben. („Juden sind unerwünscht“)“
„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. (Ignazio Silone)“
Antifaschisten mit faschistischen Methoden
Auch PP ist dafür bekannt, dass es – sehr zum Verdruss mancher Leser – nicht zum Fanclub von Herrn Kalbitz gehört und sich zudem fragt, ob es gut ankommt, wenn Politiker in Krisenzeiten in Nobelrestaurants abhängen, so bleibt doch als wirklich entscheidende Frage:
Wann lernen Calice D‘oro & Co endlich, dass es alles andere als überzeugend und glaubwürdig ist, wenn man mit faschistischen Methoden gegen angebliche (oder auch echte) Faschisten vorgeht?
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