Sonntag, 8. Dezember 2024

Rassismus-, Gender- und Klimadebatte: Ideologie statt Wissenschaft

Der Bestsellerautor Thilo Sarrazin (SPD), Finanzsenator von Berlin von 2002 bis 2009, hat vor zehn Jahren mit seinem Klassiker „Deutschland schafft sich ab“ eine kontroverse gesellschaftliche Debatte ausgelöst. – jetzt wird er wegen seiner früheren beruflichen Tätigkeit angegriffen.

In einem Kommentar mit dem Titel „Steuerbetrug im System-Spekulantenparadies Deutschland“ (Junge Welt, 26. Juni 2020) wird Sarrazin für die mangelhafte Personalausstattung der Berliner Finanzämter verantwortlich gemacht, wodurch Deutschland heute zum „Paradies für Spekulanten“ geworden sein soll. Die Frage, ob der promovierte Volkswirt in der Tat hier eine Mitschuld trägt, sei dahingestellt. Dem „Provokateur, der immer wieder spaltet“ (Tagesspiegel, 23. Jan. 2020) wird von seinen SPD- Parteigenossen u. a. „Rassismus“ vorgeworfen.

Die Frage, was Rassismus im biologischen Sinne eigentlich bedeutet, wird im Interview „Schlimmer als Sarrazin“ diskutiert, das Moritz Schwarz mit Prof. Ulrich Kutschera für die Junge Freiheit geführt hat

Schlimmer als Sarrazin

In seinem neuen Buch „Klimawandel im Notstandsland“ schockiert der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera erneut mit „politisch unkorrekten“ wissenschaftlichen Tatsachen – auch bei den Themen Rassismus, Einwanderung und Demographie.

Herr Professor Kutschera, Ihr neues Buch wurde von vier Verlagen abgelehnt. Warum?

Ulrich Kutschera: Bereits mein Titel „Das Gender-Paradoxon“ ist massiv attackiert worden, weil ich dort die biologische Grundlage der Zweigeschlechtlichkeit dargelegt und die Gender-Ideologie ad absurdum geführt habe. Im neuen Buch „Klimawandel im Notstandsland“ analysiere ich unter anderem die seit 2015 andauernde Massenzuwanderung als evolutionsbiologisches Phänomen und präsentiere – ergänzt durch fundierte Darlegungen zur CO2-Klimawandel- und der Coronaviren-Problematik – politisch inkorrekte, aber faktisch richtige Schlussfolgerungen.

Nämlich?

Kutschera: In Deutschland wird die moderne Biologie, etwa die Genetik oder die Evolutionsforschung, seit der NS-Zeit weitgehend verachtet und nicht selten als „darwinisches Teufelszeug“ diskreditiert. Daher musste ich vier Verlags-Ablehnungen akzeptieren, bevor das Buch nun in einer fünften, erheblich aktualisierten Version bei Amazon Media in Luxemburg erschienen ist.

„Das Buch legt tabuisierte biologische Tatsachen offen“

Warum dort und haben die deutschen Verlage Ihre Wissenschaftlichkeit bezweifelt?

Kutschera: Es wurde keine inhaltliche Kritik geäußert – das wäre auch schwierig gewesen, denn meine Aussagen sind durch etwa 350 wissenschaftliche Quellen belegt und unangreifbar. Typische Argumente aus den Lektoraten lauteten: „politisch inkorrekt“, „unseren Lesern nicht zuzumuten“ oder auch „schlimmer als Sarrazin“. Ein Verleger sagte, er habe mit dem Inhalt keine Probleme. Da Fakten aber heutzutage nicht mehr zählten, sei dieser Buchtext für Mainstream-Leser eine Provokation. Ein Professor, der über dreihundert wissenschaftliche Publikationen vorweisen kann, sollte aber biologische Realitäten beschreiben dürfen! Deshalb habe ich das Buch dann eben – unzensiert – im Ausland veröffentlicht.

Wie ist es also um die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit in Deutschland bestellt?

Kutschera: Ich gebe zu, dass das Buch schockierende, tabuisierte biologische Tatsachen offenlegt. Gerade die Abschnitte zur Kriminalitätsrate in verschiedenen Kulturen, der Frauenmisshandlung in Afrika, wie auch meine Analysen zur Pseudorassen-Ideologie von Hitler und Co., zum Holocaust, Antisemitismus etc. waren für mich alles andere als angenehm. Charles Darwin und sein deutscher Kollege Ernst Haeckel hatten Glück, im 19. Jahrhundert zu leben. Heute würden diese Weltklasse-Biologen keinen Verlag mehr finden und in eine politische Schmuddelecke gestellt, in der sie nichts verloren haben. Wir leben in einer ideologisch-dogmatisch festgefahrenen Zeit, in der Meinungs-Moralisten dominieren. Politisch neutrale Freidenker haben es daher schwer.

Sie haben sich im Buch auch mit der „Replacement-Migration“ der UNO beschäftigt, deren Name den Verdacht nährt, die Politik ziele auf einen Bevölkerungsaustausch – zutreffend oder Verschwörungstheorie?

Kutschera: Als international tätiger Biowissenschaftler konnte ich hier die besten englischsprachigen Quellen zitieren, die verfügbar sind. So wurde etwa das Konzept der „Replacement-Migration“ – zu Deutsch „Bevölkerungsersatz-Zuwanderung“ – 2019 im Journal Demographic Research vorgestellt. Dort hat ein internationales Forscherteam dargelegt, dass Deutschland bis 2060 jährlich 0,3 bis 0,5 Millionen „Replacement Migrants“, also „Austausch-Zuwanderer“, benötigt, um eine vitale Gesellschaft zu erhalten. Da in diesem referierten Fachjournal keine Verschwörungsesoterik, sondern harte Wissenschaft publiziert wird, kann ich versichern, solide Fakten präsentiert zu haben.

Also ist der Vorwurf, dahinter stecke das Ziel eines Bevölkerungsaustauschs richtig?

Kutschera: Nun, angesichts dessen, dass wir faktisch ein deutsches Massenaussterben beobachten …

Inwiefern?

Kutschera: Derzeit existieren noch etwa sechzig Millionen Abstammungs-Deutsche. Doch werden Jahr für Jahr 0,3 bis 0,4 Millionen Kinder nicht geboren, die eigentlich zum Erhalt dieser Population notwendig wären. Und da sich Nichtgeborene bekanntlich auch nicht fortpflanzen können, halte ich den Begriff „deutsches Massenaussterben“ für angebracht. In Kapitel Sechs meines neuen Buches präsentiere ich demographische Modellrechnungen, die belegen, dass beim derzeitigen Geburtenunterschuss von circa 1/3 pro Generation in hundert Jahren nur noch eine deutsche Reliktbevölkerung von bestenfalls 22 Millionen Menschen übrig sein wird. Bei anhaltender Massenzuwanderung aus bildungsfernen Schichten arabisch-afrikanischer Länder und der hohen Reproduktionsrate der Eingereisten kann sich jeder, der einen Dreisatz rechnen kann, ausmalen, wohin das führt. Der aus der US-Bevölkerungswissenschaft stammende Begriff „Kipp-Punkt“ trifft hier exakt zu: in absehbarer Zeit wird die deutsche Aufnahmegesellschaft „kippen“ – und zu einer Minderheit werden. Leider wurde das „K-Wort“ von gewissen Klimaforschern umgedeutet und in einem anderen Kontext missbraucht, Stichwort „Klima-Hysterie“.

Die Gender-Lehre halten Sie dabei für einen zentralen Faktor. Warum?

Kutschera: Nur Frauen können Nachkommen hervorbringen, Männer sind hingegen zum gebären unfähige Variationen-Generatoren. Wie in den Kapiteln Sechs und Zehn dargelegt, wird im Rahmen der Gender-Indoktrination jungen Frauen – insbesondere Akademikerinnen – vermittelt, ein kinderloses Leben sei erstrebenswert. Dieser „Dead-Style“ – in gewisser Weise ein genetischer Todes-Kult – trägt entscheidend zum Massenaussterben der abstammungsdeutschen Bevölkerung bei.

„Die Anti-Rassisten halten die NS-‘Rassen’-Lehre lebendig“

Sie beschäftigen sich in diesem Zusammenhang auch mit Adolf Hitler und dem Rassismus. Was hat das mit Massenaussterben und „Replacement-Migration“ zu tun?

Kutschera: Laut publizierten UNO-Dokumenten von 1999 sind „unvermischte Völker“ ein „Nazi-Konzept“, weshalb ein „Euro-Rassenmix“ generiert werden müsse. Da der „deutsche Darwin“ Ernst Haeckel noch 2019, in seinem 100. Todesjahr, mit der NS-Ideologie in Verbindung gebracht, und im gleichen Jahr die „Jenaer Erklärung: Menschenrassen gibt es nicht“ formuliert worden ist, habe ich diese Themen aufgegriffen. Man muss wissen, dass die in den USA offiziell geltenden, biologisch definierten „fünf Menschenrassen“ („Five Human Races“) nichts mit Hitlers Pseudorassen-Ideologie zu tun haben. So sind zum Beispiel Deutsche, Türken und Nordafrikaner nicht, wie die Nazis lehrten, verschiedene „Rassen“, sondern gehören alle zu einer „Human Race“, die der Kaukasier. Daraus folgt: Gewisse Politiker, Medien, Anti-Rassisten etc. berufen sich noch immer auf die absurde NS-Rassenlehre, wenn etwa von „Rassismus“ zwischen Deutschen und Türken oder Arabern gesprochen wird. Damit wird leider die NS-Pseudorassenlehre am Leben gehalten! Das halte ich für völlig unakzeptabel. Daher habe ich in „Klimawandel im Notstandsland“ die unter anderem durch Genanalysen bestätigte „Five Human Races“-Einteilung vorgestellt und eine längst überfällige Entnazifizierung der Biologie vollzogen.

Wenn es also doch Rassen gibt, warum behaupten dann zahlreiche Biologen, etwa in der „Jenaer Erklärung“, das Gegenteil und warum wird dann gefordert, den Begriff „Rasse“ aus dem Grundgesetz zu streichen?

Kutschera: Mein Buch ist unter anderem Leben und Werk des Zoologen Ernst Haeckel, der von 1834 bis 1919 lebte, gewidmet. In Kapitel vier habe ich die zu seinem 100. Todestag in Jena an der Friedrich-Schiller-Universität verlesene Erklärung „Menschenrassen gibt es nicht“ vorgestellt und analysiert. Meiner Ansicht nach sind die Jenaer Argumente eher politisch als biologisch motiviert und deren These, „erst Rassismus macht Rassen“ ist fragwürdig. Demnach wären Darwin und Haeckel „Rassisten“, da sie Afrikaner, Kaukasier und Asiaten als verschiedene Populationen unterschieden haben. Natürlich aber schließt das nicht aus, dass es auch fließende Übergänge zwischen diesen Populationen gibt.

Nochmals, wo ist der Zusammenhang zwischen diesem und dem Thema Migration?

Kutschera: 2008 habe ich im Hamburger Abendblatt unter dem Titel „Evolution im Rückwärtsgang“ das Aussterben der deutschen Bevölkerung diskutiert. Heute, zwölf Jahre später, sind diese inzwischen als „politisch inkorrekt“ geltenden Aussagen, die ich in mein Buch aufgenommen habe, im Zusammenhang mit der anhaltenden Massenmigration, so aktuell wie damals.

Sie sprechen inzwischen sogar sarkastisch von der „‘Abtreibung’ des Instituts für Bevölkerungsforschung“.

Kutschera: Ja, die 2004 erfolgte „Abtreibung“ des Bielefelder Instituts für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik (ehemaliger Lehrstuhl Herwig Birgs) ging einher mit der Etablierung der Gender-Studies an den deutschen Unis und war eine hochschulpolitische Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen! Denn das Motto lautet seitdem: Bevölkerungsbiologie: Nein! Weil diese – und da komme ich auf Ihre Frage – angeblich mit Hitlers Pseudorassen-Irrlehre verbunden sei. Im Gegenzug: Gender-Studies (also „Frau gleich Mann“-Ideologie): Ja! Und diese bitte auch gleich medienwirksam, vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung, in den Mainstream einspeisen! Dieses Problem wurde ebenfalls zusammenfassend dargestellt.

Es gibt also ein durch Politik, Medien und Lobbyisten betriebenes „Mindsetting“, das uns Demographie und Einwanderung in einem bestimmten Licht erscheinen lassen soll?

Kutschera: Das kann man so interpretieren. Da ich während der 1980er Jahre in den USA gelebt und gearbeitet habe sowie seit circa 15 Jahren Forschungsprojekte in Stanford/Kalifornien durchführe, bin ich gewissermaßen ein „Dauer-Migrant“ – mit tschechischen Wurzeln. Qualifizierte Zuwanderer – etwa Naturwissenschaftler und Ingenieure – sind willkommen, egal aus welchem Land sie legal eingereist sind. Wie aber Soziologen dargelegt haben, kommen keineswegs Elite-Akademiker nach Deutschland, sondern mehrheitlich männliche Personen aus bildungsfernen Regionen, wie Arabien oder Afrika. Die Frage, welche Perspektiven diese zu uns gelockten jungen Männer in unserer Hochtechnologie-Gesellschaft haben, habe ich unter Verweis auf Studien der „American Association of Black Psychologists“ beantwortet, dieses Menschentransfer-Phänomen nüchtern als „evolutionäres Zeitsprung-Experiment“ beschrieben und durch Fakten belegt. Stichwort: „Public Understanding of Science“!

Die USA erleben derzeit eine erschütternde Welle der Gewalt und des ideologischen Furors: Worauf führen Sie das zurück?

Kutschera: Die gewaltsame Festnahme des 46jährigen George Floyd in Minneapolis, die den Tod des Afroamerikaners verursachte, war ein barbarischer Gewaltakt, der klar verurteilt werden muss. Gegen die vier beteiligten Polizisten wurde zu Recht Anklage erhoben. In vielen Teilbereichen, etwa in Stanford, wo prominente „Black Professors“ lehren, funktioniert das friedliche Zusammenleben hervorragend. Doch habe ich den Eindruck, dass infolge der wirtschaftlichen Misere – Abbau der Mittelschicht, auch verstärkt durch die Corona-Maßnahmen – und Diskriminierungen gewisser Gruppen von „Black Americans“, inzwischen eine fatale Entwicklung voranschreitet: Der Zerfall der US-Gesellschaft. In Deutschland beobachtet man ebenfalls einen Niedergang im Zusammenhalt der Gesamtbevölkerung, die oft untergliedert nach ethnischen Gruppen in verschiedenen Stadtteilen koexistieren. Als „deutsch-amerikanischer Pendler“ sehe ich mit Blick auf die erodierenden US-Verhältnisse hierzulande eine ähnliche Entwicklung. Im Epilog des Buchtextes habe ich daher die evolutionäre Zukunft Deutschland beziehungsweise Europas analysiert, mit folgendem nüchternen Fazit: Die Hoffnung auf einen friedlichen Ausgang der derzeitigen demographisch-gesellschaftlichen Fehlentwicklung „stirbt zuletzt“.

„Wie die Klima- ist auch die Corona-Debatte ideologisiert“

Schließlich gehen Sie auch noch auf die Klima- und die Corona-Problematik ein. Was hat das mit dem Hauptkomplex Ihres Buches, der Migrations-Demographie, zu tun?

Kutschera: Da ich auch als Photosynthese-Forscher ausgewiesen bin und eigenhändig CO2-Levels gemessen und publiziert habe, konnte ich in den Kapiteln Acht und Neun klarstellen: Das für Pflanzen unabdingbare Spurengas CO2 führt derzeit zu einer Ergrünung der Erde. Kohlendioxid ist jedoch nicht der dominierende Faktor bei der – seit etwa 1850 gemessenen – geringen Erderwärmung. Als Nebenfach-Mikrobiologe mit Schwerpunkt Methylo-Bakterien bin ich kompetent, Fakten zur Biologie der Coronaviren und deren physiologischer Wirkung auf den Menschen darzulegen, was ich im Buch tue. Zu Ihrer Frage: Ähnlich wie bei der Migrations-Rassismus-Debatte haben wir es leider auch im Kontext von „Klima und Corona“ mit einer weitgehend ideologischen, nicht aber ergebnisoffen-faktenorientierten, wissenschaftlichen Debatte zu tun. Stichworte: Corona-Panik und Klimawandel-Angst. Das Wort „Professor“ bedeutet übrigens „Bekenner“: Ich bekenne mich daher in meinem, von einem Kritiker als „unappetitlich“ bezeichneten neuen Buch dazu, die beschriebenen biologischen Realitäten darzulegen, die mit „links-grünen“ politischen Utopien in Konflikt stehen. Denn das ist die Aufgabe eines aufrichtigen Biowissenschaftlers, und ich stehe zu all diesen kontroversen, politisch inkorrekten Aussagen!

Hier gibt es weitere Infos und Bestellmöglichkeiten zum Buch Kutscheras

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David Berger
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David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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